Das Investment: Schwellenländer: „Diese Branche verdient besondere Beachtung”

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Wie lässt sich der jüngste Erfolg von Schwellenland-Investments erklären – und können Anleger weiterhin beherzt zugreifen? Im Interview gibt Fidelity-Experte Nick Price, Fondsmanager des 4,3 Milliarden schweren FF Emerging Markets Fund, einen persönlichen Ausblick. Herr Price, hat Sie das gute Abschneiden der Schwellenländer in diesem Jahr überrascht?

Nick Price: Trotz der Herausforderungen, die schon im letzten Jahr deutlich zutage traten, habe ich an meinem Anlageansatz festgehalten in der Zuversicht, dass sich die Lage 2017 bessern würde. Nun setzen die Märkte ihren Anstieg fort, aber die Rahmenbedingungen haben sich verändert: In diesem Jahr haben Anleger bisher die soliden Fundamentaldaten und guten Geschäftszahlen honoriert.

Dass die Schwellenländer nun so viel besser abschneiden als die entwickelten Märkte, ist wohl vor allem der höheren Profitabilität in den Unternehmen nach Jahren mit Gewinneinbußen und den im Vergleich günstigen Bewertungen zu verdanken.

Fidelity Funds-EMERGING MARKETS FUND A-USD

Welches sind für Sie die Treiber der Wertentwicklung?

Price: Ich vertrete die These, dass der Kurs auf lange Sicht den Gewinnen folgt. Ein Beispiel: Ende 2016 setzte der indischen Bank HDFC die teilweise Bargeldabschaffung im Land zu. Zuletzt hat sich ihr Kreditwachstum um etwa 23 Prozent und damit deutlich stärker als vom Markt erwartet beschleunigt. Ganz zu schweigen vom einstelligen Kreditwachstum der indischen Bankenbranche als Ganzes. Ein weiteres Beispiel ist die in Hongkong gelistete AIA Group. Sie berichtete über den fulminant gestiegenen Wert ihres Neugeschäfts. Wichtigster Treiber waren die Aktivitäten in Hongkong sowie auf dem chinesischen Festland. Zentral für den Erfolg sind das stark ausgebaute Agenturnetz und die höhere Produktivität. Bei den genannten Unternehmen steht für mich jedoch nicht der kurzlebige Erfolg von Quartal zu Quartal im Vordergrund. Vielmehr handelt es sich um echte Branchenführer, die Dienstleistungen für stark unterversorgte Märkte bieten. Das macht sie zu attraktiven strukturellen Wachstumschancen.

Welche Märkte halten Sie derzeit noch für besonders aussichtsreich?

Price: Russland hat im letzten Jahr eine starke Wertentwicklung verbucht, dieses Jahr bis dato aber enttäuscht. Auf fallende Ölpreise kann der russische Aktienmarkt empfindlich reagieren – ganz besonders natürlich die Energie- und die Bankenbranche. So macht sich das starke Öl- und Gasangebot aus US-Schiefervorkommen zunehmend bemerkbar. Vom Tiefpunkt im letzten Jahr hat der Ölpreis zwar kräftig zugelegt. Aber einem weiteren deutlichen Anstieg schiebt die Förderung in der US-Schieferbranche einen Riegel vor. Um Energieaktien mache ich daher weiter einen Bogen. In Russland bot sich uns überdies die Möglichkeit, in eine der wenigen börsennotierten Internetfirmen außerhalb Chinas zu investieren.

Was hat der FF Emerging Markets Fund derzeit im Portfolio?

Price: Die Werkstoffbranche gehört zu den Bereichen, denen man besondere Beachtung schenken sollte. Auch wenn ich mich nicht von gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen leiten lasse, beobachte ich die Angebotsdynamik in den Teilbranchen doch sehr genau. Momentan bevorzuge ich Kupfer, Stahl und Aluminium. Nach unseren Analysen ist bei Kupfer in wenigen Jahren mit einem Versorgungsengpass zu rechnen. Stahl- und Aluminiumwerte haben wir ebenfalls weiterhin im Portfolio, denn ihnen sollte die anhaltende bzw. zu erwartende Kapazitätsverknappung in China zugutekommen.

Ein ganz anderes Thema ist der Bereich „Gesundheit und Wellness“, der in den Entwicklungsländern gerade ganz groß im Kommen ist. Dem tragen wir mit Zukäufen bei Grundbedarfsgüterfirmen Rechnung. Stark nachgefragt werden etwa die Produkte von Inner Mongoli Yili.

Aus der Gesundheitsbranche haben wir einen der größten Arzneimittelgroßhändler Chinas, neu ins Depot genommen. Mit der Regulierungsreform schafft China das System der zwei Rechnungen ab und wird damit den größten Anbietern zu mehr Marktanteilen verhelfen.

Können Anleger bei Schwellenländern weiterhin zugreifen?

Price: Generell sind die Bewertungen in Schwellenländern nach wie vor äußerst attraktiv und ein schlagendes Argument für Anlagen in die Assetklasse. Herzstück unseres Anlageansatzes bleibt die Suche nach vernünftig bewerteten Qualitätsunternehmen, die mittel- bis langfristig kontinuierlich hohe Erträge erwirtschaften können. Die überdurchschnittlich gute Wertentwicklung in diesem Jahr vollzieht sich ausgehend von sehr niedrigem Niveau nach Jahren mit Kursverlusten. Ich bleibe dennoch vorsichtig und nehme nach starkem Kursanstieg Gewinne mit, während ich die Größe meiner Positionen aktiv steuere. Gegenwärtig halte ich das Wachstum in den Schwellenländern für robust. Besonders in Ländern mit starker verarbeitender Industrie, wo die Wirtschaft schneller wächst als in den Industrieländern und sich zuletzt sogar beschleunigt hat.

Von: Redaktion
Quelle: Das Investment

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