Das Investment: Dax, S&P 500, Bundesanleihen: Bert Flossbach verrät seine Anlagestrategie

Anhaltend niedrige Zinsen und Anleiherenditen prognostiziert Bert Flossbach, Chef der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, der Eurozone. Wie sich der Profi-Investor gegenwärtig positioniert, verrät er in einem aktuellen Kapitalmarktausblick.

Zinsen und Anleiherenditen in der Eurozone werden auf absehbare Zeit niedrig bleiben. Davon geht Bert Flossbach, Chef und Mitgründer der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, in seinem Kapitalmarktbericht für das erste Halbjahr 2017 aus. Private Schuldner, Unternehmer und Staaten blieben noch mindestens bis zum Ende der Amtszeit von EZB-Chef Mario Draghi abhängig vom „süßen Gift des billigen Geldes“, diagnostiziert Flossbach. Seiner Vermutung nach auch noch eine lange Zeit danach. Denn die Abkehr vom derzeitigen Notenbankkurs werde mit der Zeit immer schmerzhafter oder sogar unmöglich, schätzt der Fondsmanager des derzeit bei Anlegern sehr beliebten Mischfonds FvS Multiple Opportunities.

Das Problem betreffe nicht allein die Eurozone: Durch die Nullzinspolitik von EZB und japanischer Notenbank seien auch der US-amerikanischen Fed, die mittlerweile eigentlich wieder auf moderate Zinserhöhung setzen möchte, zinspolitisch die Hände gebunden.

Die künstlich niedrig gehaltenen Zinssätze verzerrten die Preise von Anlagewerten, beklagt Flossbach. Die ultralockere Geldbankpolitik halte die Probleme zwar im Zaum und verschaffe den Finanzmärkten vordergründig Linderung. Die Krise werde dadurch jedoch nur in die Zukunft geschoben. Der Fondsmanager rechnet mit einer harten Landung: Verfolge der EZB-Präsident seine Linie weiter bis zu seinem Amtsende im Oktober 2019, stünde sein Nachfolger vor einem Scherbenhaufen, von dem es kein schnelles Entrinnen gebe.

Entsprechend der Annahme längerfristiger Niedrigzinsen konstruiert Flossbach auch seine aktuelle Anlagestrategie. Die Niedrigzinspolitik habe Anleihen, vor allem solche mit hoher Bonität, zur unattraktivsten Anlageklasse gemacht, so Flossbach. Attraktiv blieben vor allen Dingen Aktien.

Aktieninvestoren hätten mit den dauerhaften Niedrigzinsen offensichtlich nicht gerechnet, stellt Flossbach fest: Verglichen etwa mit dem Immobiliensektor seien die Bewertungen an den Aktienmärkten zurückhaltend geblieben. Entsprechend Positives prognostiziert Flossbach für die Aktienrenditen: Bei einer weiterhin moderat wachsenden Wirtschaft und positiven Entwicklung der Unternehmensgewinne würden vor allen Dingen Dividenden das zukünftige Ertragspotenzial bestimmen. Hinzu kämen im Niedrigzinsumfeld auch ansteigende Bewertungen.

Seinen positiven Ausblick macht Flossbach exemplarisch anhand des Dax und dessen Entwicklung bis zum Jahr 2022 deutlich. Es gehe nach oben, und das bei ganz unterschiedlichen Szenarien, lautet die Kernaussage: Der deutsche Leitindex könnte abhängig von Gewinnwachstum und KGV in fünf Jahren sogar bei knapp 24.400 Zählern stehen, heißt es in Flossbachs Szenarioanalyse. Bei einem KGV von 16 und einem moderaten Gewinnwachstum von 2 Prozent wären es immerhin noch 17.500 Punkte.

Flossbach hält es für verfehlt, den US-Markt aufgrund seines höheren durchschnittlichen KGV gegenüber etwa europäischen Indizes als „teuer“ zu bezeichnen: Zu unterschiedlich setzten sich die Indizes der Märkte zusammen. Höher bewertete Technologie-Titel auf US-Seite ließen sich schlecht mit günstigen Bankenwerte in europäischen Indizes vergleichen, findet der Fondsmanager.

Flossbachs Fazit: „Aktien bleiben für langfristig orientierte Anleger unseres Erachtens weiterhin die mit Abstand attraktivste Anlageklasse“.

Und falls die Notenbanken die Finanzmärkte tatsächlich noch in einen Kollaps navigieren sollten? Flossbach hält sich ein Hintertürchen offen: Eine Position Gold im Portfolio sei im Krisenfall eine gute Absicherung.

Autor: Iris Bülow

Quelle: DAS INVESTMENT.

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