EuroFundResearch: Erzielen Investoren mit den schlechtesten Märkten immer die beste Performance?

teaser_logo_euro-fundresearch_300_200Eine aktuelle Studie behauptet: Antizyklische Strategien erzielen die höchsten Renditen. Die Erfolgsformel scheint simpel. Anleger müssen demnach nur in die besten Fonds der schlechtesten Märkte investieren.

„The trend is your friend” (Der Trend ist Dein Freund) lautet eine alte Börsenweisheit. Die Idee dahinter: Wer der Mehrheit der Investoren folgt, ist immer auf der richtigen Seite. Andere Börsensprüche warnen sogar mit drastischen Metaphern davor, sich mit der Mehrheit anzulegen: „Never catch a falling knife“ (Versuche niemals, ein fallendes Messer zu fangen) oder „Never piss against the wind“ (Pinkele niemals gegen den Wind) raunen Broker gerne mal Konkurrenten zu, die gegen den Markt wetten.

Doch die Sprücheklopfer von der Wall Street haben scheinbar Unrecht. Antizyklik ist die erfolgreichste Investmentstrategie, will eine aktuelle Studie von SJB FondsSkyline belegen, die über lange Zeiträume hinweg drei unterschiedliche Anlagestrategien miteinander verglichen hat.

Das Setting der Studie: passive, prozyklische und antizyklische Strategien im Vergleich

Ein passiver Investor investiert am 01. Januar 1979 einmalig in den internationalen Aktienindex MSCI World und bleibt dort ohne weitere Transaktionen bis zum bis 31. Dezember 2015 investiert.

Der prozyklische Investor platziert das Geld im besten nationalen Markt des abgelaufenen Jahres und lässt es dort fünf Jahre lang liegen. Diese Zeit entspricht in etwa einem vollen Marktzyklus. Dann wählt er nach dem gleichen Verfahren erneut den besten Markt des abgelaufenen Jahres aus und überträgt den Gesamtbetrag dorthin.

Der antizyklische Investor folgt dem gleichen Muster, entscheidet sich aber jeweils für den schlechtesten Markt des abgelaufenen Jahres.

Das Ergebnis ist überraschend deutlich

Nach 36 Jahren erwirtschaftete die prozyklische Strategie in den vorgegebenen Modellen eine jährliche Rendite von 5,04 Prozent. Die passive Strategie brachte immerhin 9,89 Prozent per annum. Wer jedoch über gesamten  Zeitraum hinweg antizyklisch investiert hätte, hätte sich bis zum Stichtag über eine durchschnittliche Jahresrendite von 21,41 Prozent freuen können. Konkret: Ein überzeugter Antizykliker hätte mit einer einfachen Strategie aus dem Gegenwert von 10.000 Euro nach 36 Jahren 328.000 Euro gemacht. Der Prozykliker hätte sich dagegen mit 62.000 Euro zufrieden geben müssen.

Wie überlegen der antizyklische Ansatz offenbar ist, macht eine weitere Untersuchung deutlich: Die Experten der Studie simulierten die Strategien nicht mit Indizes, sondern mit den schlechtesten in Deutschland zugelassenen Aktienfonds und erzielten mit der antizyklischen Strategie immer noch 12,88 Prozent per annum. Ihre Schlussfolgerung: Selbst wenn antizyklische Investoren bei ihrer Fonds-Auswahl komplett daneben greifen, können sie immer noch bessere Ergebnisse erzielen als prozyklische Investoren, die blind dem Herdentrieb folgen.

Antizykliker können auch mal daneben liegen

Auch wenn die Studie auf den ersten Blick deutliche Ergebnisse zeitigt: Die Gefahr solcher Rückwärtsbetrachtungen von Kurshistorien besteht oft darin, dass manchmal schon wenige Veränderungen einiger Parameter ausreichen, um zu ganz anderen Schlüssen zu kommen. Immerhin unterzogen die Tester in diesem Fall ihre Ergebnisse weitergehenden Prüfungen, um die Ergebnisse auch unter leicht veränderten Bedingungen zu bestätigen.

So wurden in einer zweiten Vergleichsstudie zwar die Strategien beibehalten, aber die anfänglichen Investitionszeitpunkte von 1979 bis 1983 variiert.

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Und siehe da: Die Jahresrenditen unterlagen je nach Investitionszeitpunkt teils erheblichen Schwankungen. Die antizyklische Investmentstrategie schlug die prozyklische immerhin noch in drei von fünf untersuchten Zeitperioden. Wurde der jeweils beste Fonds ausgewählt, sogar in vier von fünf. Gegenüber der passiven Investmentstrategie sind die Ergebnisse mit zwei von fünf Intervallen allerdings schon weniger eindeutig.

Fazit: Antizyklisches Investieren kann sich rechnen. Manchmal lohnt es sich aber auch, gegen diesen Trend zu wetten.

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