Das Investment: Joachim Berlenbach: Darum hält die Goldrally an

sjb_werbung_das_investment_300_200Einige Experten rechnen bereits mit dem Ende der Goldpreis-Rally. Aber nicht Joachim Berlenbach. Der Goldsfonds-Manager und Gründer des Analysehauses Earth Resource Investment Group beschreibt, warum der Goldaufschwung wohl nachhaltig sein wird.

Der Artikel wurde uns freundlicherweise von Allocate zur Verfügung gestellt.

Die meisten Anleger scheuen Gold und Goldaktien nach wie vor. Tatsächlich ist die Frage, wie es weitergeht mit dem Goldpreis, nicht ganz eindeutig zu beantworten. Sowohl aus der makroökonomischen Top-down-Perspektive als auch aus dem Bottom-up-Blickwinkel gibt es mehrere Einflussgrößen, die über die weitere Entwicklung entscheiden werden.

Der US-Dollar und die Fed

Ein großer Teil der aktuellen Goldpreisstärkekann auf einen schwächeren US-Dollar zurückgeführt werden. Der Preis des Edelmetalls ist traditionell invers korreliert mit dem „Greenback“; gut zu beobachten war dieser Zusammenhang während der letzten Jahre, als die positive Entwicklung der US-Währung mit einem fallenden Goldpreis einherging. In diesem Jahr wird vieles von den Zinsentscheidungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) abhängen. Zuletzt hatte die Fed angekündigt, weiterhin sehr vorsichtig bei Zinserhöhungen zu agieren, weil das Wachstum in den USA als sehr schwach betrachtet wird. Sollte es tatsächlich zu keiner deutlichen Zinserhöhung kommen, könnte dies den US-Dollar belasten und damit vielleicht der wichtigste Katalysator für einen weiteren Anstieg des Goldpreises werden.

Investorennachfrage und Gold-ETF

Die Zuflüsse in Gold-Exchange-Traded-Funds (ETF) sind in diesem Jahr so hoch wie seit 2009 nicht mehr. Diese Nachfragebleibt ein wichtiger Treiber für den Goldpreis und kann Volatilität auslösen. Dies zeigte sich beispielhaft im April 2013:Damals stürzte der Goldpreis ab, während zugleich Abflüsse von mehreren Hundert Tonnen aus Gold-ETF verzeichnet wurden. Zurzeit sind die Bestände der Gold-ETF noch relativ niedrig, sie rangieren etwa ein Drittel unterhalb des im Dezember 2012 erreichten Höchststandes, was noch Spielraumnach oben zu eröffnen scheint. Goldanlegersollten die Entwicklung der Gold-ETF aber genau im Auge behalten, ebenso wie die Positionen spekulativer Marktteilnehmer an der Rohstoffbörse New York Commodities Exchange (COMEX). Die Netto-Longpositionen der Spekulanten sind fast bis auf700 Tonnen gestiegen. Dieser sehr hohe Wertkönnte möglicherweise ein Zeichen für eine kurzfristige Korrektur beim Goldpreis sein.

Steigende Nachfrage aus Indien und China

China und Indien sind die größten Abnehmer von physischem Gold, weshalb eine zunehmende Nachfrage aus beiden Ländern in der Regel einen wichtigen Einfluss auf den Goldpreis hat. Zu Beginn dieses Jahres hat vor allem die Nachfrage aus Indien nachgelassen, bedingt durch einen Streik bei den indischen Juwelieren, die gegen eine Luxussteuer auf Gold demonstrierten. Jetzt ist der Streikbeendet, und es bleibt abzuwarten, ob und wie sich die Nachfrage aus dem Subkontinent erholt. Angesichts einer hohen kulturellen Affinität zum Gold in Indien und China und der positiven Wirtschaftsentwicklung erscheint aus Asien eher Unterstützung für einen weiterhin steigenden Goldpreis zu kommen.

„Helikoptergeld“ & Co.

Wie sich das Anlageuniversum europäischer Investoren entwickelt, hängt von einigen wichtigen Entscheidungen in den nächsten Wochen ab. So dürfte sich klären, ob EZB-Präsident Mario Draghi die Idee des „Helikoptergeldes“ aufgreift und so zusätzlich massiv Geld in die Märkte pumpt, um die Inflation anzukurbeln. Auch die weiteren Entwicklungen in der Schuldenkrise Griechenlands werden Einfluss auf die Anlageentscheidungen europäischer Investoren nehmen. All diese Faktoren kreieren Unsicherheiten, die Gold als alternative Anlageklasse unterstützen könnten.

Sollten die Entscheidungen jedoch so ausfallen, dass sich die Ängste der Marktteilnehmerin Wohlgefallen auflösen, so könnte dies den Goldpreis auch abstürzen lassen. Grundsätzlich aber scheint Gold angesichts der zunehmenden globalen Komplexität als alternative Anlageklasse und zur Risikodiversifizierung wieder attraktiver zu werden.

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Quelle: US Commodity Futures Trading Commission, LBMA, Stand: 26. April 2016

Der Break-even-Preis der Goldindustrie

In unserer Analyse des Goldpreises fokussieren wir uns nicht nur auf die makroökonomischen Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen, sondern wir versuchen, auch den Goldpreis zu bestimmen, zu dem die Industrienachhaltig produzieren kann. Ein vereinfachter Blick auf die letzten 16 Jahren zeigt, dass die größten Ausgabenposten der Goldindustrie die Produktionskosten („Cash Cost“) und die Kapitalausgaben („Capex“) sind.

Preisdruck in der Produktion

Fokussiert man sich auf das Verhältnis zwischen Produktionskosten und Kapitalausgaben, so fällt auf, dass es während der Etappen eines Zyklus variiert: Als etwa der Goldpreis im Jahr 2000 seinen damaligen Tiefpunkt erreichte, griff die Industrie zu drastischen Maßnahmen, um die Kosten zu senken. Die Produktionskosten waren damals dreimal so hoch wie die Kapitalausgaben, und dieses Niveau scheint wiederzukehren: Im dritten Quartal 2015 lagen die Produktionskosten um den Faktor 2,7 über den Kapitalausgaben. Eine nachhaltige Goldproduktion ist bei einem derartigen Verhältnis nicht mehr gewährleistet, weil zu wenig Geld in neue Projekte investiert wird.

Um Investitionen und Exploration für eine nachhaltige Produktion zu gewährleisten, müsste der Goldpreis wieder steigen – was er damals und auch jetzt tatsächlich tut. Auch umgekehrt funktioniert dieser Zusammenhang: Auf dem Höhepunkt des aktuellen Zyklus im Jahr 2012 waren Produktionskosten und Kapitalausgaben wegen exzessiver Investitionen und Übernahmen gleich hoch, damals war der Goldpreis fundamental betrachtet zu hoch und musste wieder sinken.

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Quelle: Firmenberichte, ERIG

Potenzial für steigende Preise

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl vom makroökonomischen Standpunktals auch von der Bottom-up-Analyse her vieles für einen weiteren Anstieg des Goldpreises spricht. Auch aus Diversifizierungsgründen sollten Investoren eine Anlage in Gold oder Goldaktien erwägen. Ohne Zweifel wird die Entwicklung des Goldpreises volatil bleiben, aber langfristig muss der Preis steigen, schon um eine nachhaltige Produktion zu gewährleisten.

Von: Joachim Berlenbach

Quelle: Das Investment

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