Das Investment: Der Praxisfall: Mit gutem Gewissen an später denken

SJB | Korschenbroich, 15.03.2022.

Der Fall: Sarah Werner ist 23 Jahre alt und hat ihre Ausbildung abgeschlossen. Mit dem Arbeitsvertrag in der Tasche möchte sie nun auch etwas für später machen, am liebsten über regelmäßige Einzahlungen.

Der Vorschlag

Um für alle Eventualitäten abgesichert zu sein, sollte Sarah Werner 5.000 Euro auf einem Tagesgeldkonto parken. Hier vermehrt es sich zwar bei den mickrigen Zinsen nicht, aber sie kommt auch nicht in Versuchung, den Betrag auszugeben. Es gibt hier Angebote nachhaltiger Banken wie zum Beispiel der GLS Bank oder der Umweltbank.

Die verbleibenden 25.000 Euro zahlt Sarah auf ein Fondsdepot ein. Der langfristige Zeithorizont erlaubt ihr einen hohen Anteil an Aktienfonds. Wir empfehlen die Aufteilung auf zwei global anlegende nachhaltige Aktienfonds als Kernanlage und zur Ergänzung die Megathemen der nächsten Jahre, ebenfalls über Aktienfonds abgebildet: Energie, Wasser, Ernährung, Gesundheit, Technologie. Fast alle Fonds sind als nachhaltig gemäß Artikel 8 („hellgrün“) oder Artikel 9 („dunkelgrün“) der europäischen Offenlegungsverordnung (SFDR) eingestuft. Für antizyklische Nachkäufe dient ein Geldmarktfonds als Reserve. Die Sparplanrate von 200 Euro wird anteilig auf die Positionen verteilt.

Der Berenberg Sustainable World Equities und der Prima Global Challenges investieren weltweit in Unternehmen, die nicht nur einem Best-in-Class Ansatz folgen, sondern es wirklich „besser“ machen wollen. Performance hat das in der Vergangenheit nicht gekostet. Vielmehr gehören solche Unternehmen erst recht zu den Gewinnern, seit Nachhaltigkeit zum Anlagethema Nummer eins geworden ist. Da immer mehr Geld in diese Richtung fließt, rechnen wir auch für die nächste Zeit damit.

Technologie ist ein Haupttreiber des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels. Darum haben wir den Digital Leaders Fund höhergewichtet als die anderen Einzelthemen. Er unterteilt sein Portfolio in Unternehmen, die den Wandel möglich machen, in solche, die davon profitieren, und in Firmen, die ihr Geschäftsmodell erfolgreich daran angepasst haben. Den Einfluss der Technologie auf unser tägliches Leben greift der Pictet Smart City auf. Vor allem bei Infrastruktur und Wohnen ließe sich noch effizienter wirtschaften und dadurch viel einsparen. Pictet ist als Pionier bei vielen nachhaltigen Themen die richtige Adresse.

Eine dringende Herausforderung der kommenden Jahre wird die Energieversorgung sein, das lässt sich an der Diskussion um grüne Atomkraft erkennen. Dieses Thema bilden wir über den DNB Renewable Energy Fund ab. Das Management kann sich aus den Bereichen Solar, Wind, Batterien und Wasserstoff die aussichtsreichsten Kandidaten aussuchen. Zu den menschlichen Grundbedürfnissen gehören natürlich auch Essen und Trinken. Entsprechende Unternehmen können auf eine stabile Nachfrage zählen. Die Manager des DPAM Sustainable Food Trends verfolgen seit vielen Jahren einen nachhaltigen Ansatz und nutzen aktiv ihr Stimmrecht bei Hauptversammlungen. Der Fonds investiert in fleischlose Ernährung, ökologischere Verpackungen, Lebensmittelsicherheit ebenso wie in Agrarmaschinen.

Beim Thema Wasser haben wir den ETF L&G Clean Water gewählt. Dieser investiert eben nicht in Wasserkonzerne wie Nestlé oder Danone, die durch sinkende Grundwasserspiegel in die Kritik geraten sind. Vielmehr steht die Wasserversorgung, -reinigung und -aufbereitung im Mittelpunkt. Beim Aspekt Gesundheit favorisieren wir den Nova Steady Healthcare. Statt in Pharmaunternehmen investiert das Fondsmanagement in Medizintechnik, Telemedizin, Labortechnik, Krankenhäuser und auch Tiermedizin. Das bringt eine stabilere Rendite als etwa bei Biotech-Fonds. Als Reserve für antizyklische Nachkäufe dient der Geldmarktfonds Oddo BHF Money Market. Er hat eine kurze Handelszeit, dadurch ist das Geld bei Bedarf schnell verfügbar.

Unter den Top-10-Einzelaktien in Sarahs Portfolio finden sich auf diese Weise statt Amazon, Apple oder Nestlé vielmehr Eisenbahngesellschaften, Windkraft- und Wasserunternehmen, digitale Bezahldienste und Chiphersteller. Sarahs Wunsch nach einer nachhaltigen Anlage sind wir damit nachgekommen. Zum Management gehört im Nachgang, regelmäßig Gewinne mitzunehmen, Anteile nachzukaufen und eine Position auch mal auszutauschen. Wahrscheinlich werden sich Sarahs Lebenssituation, ihre Wünsche und Vorstellungen bis zur Rente öfter ändern. Um dies im Portfolio abzubilden, haben wir mit ihr halbjährliche Gespräche vereinbart.

von Sebastian Zimmermann

Der Autor Sebastian Zimmermann ist Leiter Investment und Research der Vermögensberatung SJB FondsSkyline 1989 in Korschenbroich

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