Das Investment: Wo liegt Wertpotenzial? In Asien rotieren 2020 die Gewinner-Märkte

Im Jahr 2020 könnte es in Asien zur großen Rotation an den Märkten kommen. So könnte bei den Renditen jener Strategien die Luft raus sein, die 2019 noch besonders von der Nullzins-Politik der Zentralbanken profitiert haben. Viele Anleger überlegen bereits, in welche Richtung sich das Kapital bewegen wird, und was ein Führungswechsel an den Märkten für ihre Portfolios bedeutet. Wie immer wird dabei das Verhältnis zwischen Bewertungen und Renditechancen eine große Rolle spielen.

Insgesamt bieten die asiatischen Märkte aus unserer Sicht 2020 verglichen mit Industrieländern ein vergleichsweise hohes Gewinnwachstum bei zugleich gesunkenen Bewertungen.

Die Titelauswahl entscheidet

Eine sorgfältige Auswahl bleibt wichtig, da wir innerhalb der einzelnen Märkte eine gewisse Rotation erwarten. Vor allem in China sinken die Renditeerwartungen bei Investments in Unternehmen aus den beliebten Technologie- und Konsumsektoren, während die Ausblicke für andere Branchen besser ausfallen. Auch die Liquidität wird möglicherweise an Bedeutung gewinnen, wenn sich die günstigen Rahmenbedingungen, die Anlegern zuletzt zugutekamen, zu ändern beginnen. Anleger, die bei weniger liquiden Vermögenswerten nach Rendite suchen, sollten das Wertpotenzial börsennotierter asiatischer Unternehmen aus anderen Branchen nicht aus den Augen verlieren.

Asiens Gewinnausblick ist vielversprechend verglichen mit vielen Industrieländern

Länderblick: Reformen als Wachstumstreiber

In vielen Staaten Asiens zeichnen sich maßgebliche politische Entwicklungen ab. Beispiel Indien: Indiens Premier Narendra Modi scheint nach seiner Wiederwahl entschlossen, die Wirtschaftsreformen im Land weiter voranzutreiben. Dazu gehört auch die jüngst gesenkte Körperschaftssteuer. Diese und andere Maßnahmen unterstreichen sein Bemühen um ein wirtschaftsfreundlicheres Umfeld.

In Japan vollziehen sich ebenfalls spürbare Veränderungen, die sich in den Unternehmen und bei ihrer Kapitalallokation niederschlagen. Sorgen über das allgemeine Nachfrageumfeld und die fehlende Inflation lasten weiterhin auf den Bewertungen. Das insgesamt verhaltene Wachstum hindert Unternehmen aus Japan allerdings nicht daran, zu klassischen Selbsthilfemaßnahmen zu greifen: Viele strukturieren derzeit ihre Beteiligungsportfolios um, trennen sich von verlustträchtigen Geschäftsbereichen und setzen auf ein aktives Bilanzmanagement.

Unterdessen entwickelt sich in China eine neue Corporate-Governance-Kultur. Das geht einher mit der schrittweisen Öffnung der Kapitalmärkte für ausländische Investoren. Die Konsumlaune ist ungebrochen. Dabei ist es interessant zu beobachten, dass chinesische Marken in einigen Produktkategorien, darunter Lebensmittel und Luxusgüter, inzwischen schneller wachsen als ihre internationalen Mitbewerber. Tatsächlich könnten chinesische Luxusmarken, dem Vorbild japanischer Unternehmen in den 1980er Jahren folgend, schon bald die Märkte im Westen erobern. Auch hieran wird die Verschiebung des globalen Einflusses deutlich.

In Südost-Asien wiederum dürften die Volkswirtschaften von der wirtschaftlichen Entwicklung sowie von internationalen Investitionen profitieren – auch im Zusammenhang mit der Wiederbelebung der chinesischen Seidenstraße.

Chinas Verschuldung ist differenziert zu betrachten

Chinas hohe Verschuldung bleibt auch 2020 ein Thema für internationale Anleger. Doch es ist wichtig, die Risiken richtig einzuordnen, die daraus entstehen: Zwar weist Chinas Leistungsbilanz nach jahrelangen Überschüssen inzwischen tatsächlich ein Defizit aus. Darin spiegelt sich aber nicht zuletzt der Wandel von einer stark vom Export abhängigen zu einer ausgewogeneren Wirtschaft wider. Heute sind die privaten Haushalte höher verschuldet, da viele Chinesen Immobilien erworben haben. Dafür verringern staatseigene Betriebe ihre Verschuldung, während die Regierung Maßnahmen ergriffen hat, um dem weiteren Kreditwachstum einen Riegel vorzuschieben.

Viele Beobachter gehen davon aus, dass China mit der Senkung des Mindestreservesatzes versucht, den Renminbi zu schwächen, um darüber seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Chinas Wunsch, seine Währung international zu etablieren, lässt jedoch eher vermuten, dass ein stabiler Renminbi langfristig Priorität hat. Unterdessen erscheinen asiatische Staats- und Hochzinsanleihen aufgrund ihrer Kombination aus Rendite, Wachstum und einer gewissen Entschuldung im Vergleich verlockend.

Ein schwacher US-Dollar stärkt die asiatischen Märkte

Ein schwächerer US-Dollar würde demgegenüber im Jahr 2020 nicht nur Wachstum und Liquidität stützen, sondern auch die Renditen globaler Anleger. Und dank der inzwischen wieder entgegenkommenden Geldpolitik der US-Notenbank rechnen wir in der Tat mit einer Abwertung des US-Dollars. An den Märkten setzt sich offenbar die Erkenntnis durch, dass der US-Handelskonflikt mit China nicht weiter eskaliert, auch wenn eine Einigung noch in weiter Ferne liegt. Da sich die Märkte Asiens zu stärker konsumorientierten Wirtschaftsräumen wandeln, haben Handelsspannungen allerdings auch immer weniger Einfluss auf das Wachstum. Viele Unternehmen sind durchaus in der Lage, dank eines guten Bilanzmanagements und solider Nachfrage vor Ort ein starkes Gewinnwachstum zu erzielen.

von: Paras Anand, Head of Asset Management Asien-Pazifik bei Fidelity International

Quelle: Das Investment

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