Das Investment: Emerging Markets: Hier wohnt das Wachstum

sjb_werbung_das_investment_300_200    SJB | Korschenbroich, 04.04.2013. Wer die Globalisierung zu Ende denkt, kommt nicht umhin, zumindest einen Teil seines Vermögens an den Aktienmärkten der Schwellenländer arbeiten zu lassen. DAS INVESTMENT zeigt, welche Fondsmanager den Aufschwung der Emerging Markets am erfolgreichsten in Rendite umsetzen.

Alle kennen Jim O’Neill – den Mann, der für die führenden Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China das griffige Kürzel Bric erfand. Der Name Antoine van Agtmael dagegen dürfte nur den wenigsten Investoren ein Begriff sein.

Zu Unrecht, denn am Aufschwung der Schwellenländer hat der gebürtige Holländer einen beinahe noch größeren Anteil. Als Ökonom bei der International Finance Corporation, dem privatwirtschaftlichen Arm der Weltbank, hatte van Agtmael Anfang der 80er Jahre die Idee, einen Dritte-Welt-Aktienfonds aufzulegen. Weil diese Bezeichnung aber wenig geeignet erschien, um Kapitalgeber anzulocken, entschied er sich am Ende für den Begriff „Emerging Markets“, im Deutschen die „aufstrebenden Märkte“.

Eine Erfolgsstory nahm ihren Anfang. Wenn van Agtmael der Taufpate ist, dann ist Mark Mobius Pionier, guter Onkel und Sprachrohr der Emerging Markets in einem. Er ist bereits seit Ende der 60erJahre in den Schwellenländern aktiv. Erst auf eigene Rechnung, ab 1987 dann für die Investmentgesellschaft Franklin Templeton und unter anderem als Manager des Templeton Emerging Markets Fund (WKN: 971658).

Trotz dieser langen Zeit wird der heute 76-jährige Schwellenländer-Guru nicht müde, für die Vorzüge der Region zu werben. Warum auch nicht? Das Wirtschaftswachstum ist nach wie vor gut bis überragend. Bis 2017 sagt der Internationale Währungsfonds ein jährliches Plus von 7,7 Prozent voraus. Allen Unkenrufen zum Trotz wird es in China, dem bedeutendsten der Schwellenländer, keine Bruchlandung der Wirtschaft geben.

Vielmehr gehen einige Schwellenländer den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung: weg von der Export- und Investitionswirtschaft, hin zu mehr Binnenkonsum. „Die großen Trends der Zukunft heißen Verstädterung, Infrastruktur und Konsum“, so Mobius.

Störfaktor Volatilität

Wachstum heißt für Anleger aber nichtautomatisch viel Rendite. Die Märkte der Schwellenländer sind volatil. Eine Eigenschaft, die Anleger nicht mögen. „Für Schwellenländer-Investments braucht man einen längeren Atem“, sagt Thomas Gerhardt. Lange Jahre für die DWS tätig, managt er seit 2011 den Edmond de Rothschild Global Emerging (A0MM1X).

Ein Schuldiger für das Auf und Ab der Schwellenmärkte ist schnell gefunden. Die Volatilität sei mitunter Folge der Hot Money genannten Geldströme internationaler Spekulanten. Diese fließen den Emerging Markets schnell zu, aber auch genauso schnell wieder ab. Den normalen Anleger verschreckt das. Denn wann ist das richtige Timing zum Kauf und Verkauf?

„Die Auswirkungen des Hot Money werden oft überschätzt“, hält Robin Koepke, Analyst vom Institute of International Finance, dagegen. Anlegen in den Schwellenländern wird zur Pflicht – alleinschon, um das Risiko zu streuen. Das Problem des Markt-Timings lässt sich nicht lösen. Weder für Fondsmanager noch für Privatanleger.

Ein hilfreicher Indikator bei Investmentfonds kann der maximale Verlust sein, den ein Fondsmanager in den vergangenen Jahren hinnehmen musste. Auch wenn es ein Blick in den Rückspiegel ist, gibt er Aufschluss darüber, wie gut ein Manager in der Krise sein kann.

Wer nicht mit Verlust aus einem Fondsaussteigen will, kann zudem untersuchen, wie lange es in der Vergangenheit gedauert hat, bis der Fonds wieder auf seinem alten Stand notierte.

Die sogenannte Recovery Rate gibt diese Zeitspanne in Börsentagen an. Das beruhigende Ergebnis: In den vergangenen fünf Jahren ließ sich bei den besten Emerging-Markets-Aktienfonds selbst der größte Kursrutsch in ein bis maximal zwei Jahren aussitzen.

Aufseiten der Rendite suchen die Fondsmanager stets nach neuen Anlagemöglichkeiten in den Emerging Markets. Zunehmend scheinen in einer globalisierten Welt aber die Grenzen der regionalen Märkte zu verschwimmen. Die Fondsgesellschaft First State hält in ferner Zukunft gar die Unterscheidung in Schwellenländer und Industrienationen für überflüssig. „Irgendwann wird das den Emerging Markets zugrunde liegende Konzept fragwürdig sein.

Aus Unternehmenssicht ist die Welt bereits in den vergangenen 20 Jahren stark zusammengewachsen, und sie wird dies weiter tun“, sagt Jonathan Asante, der den First State Global Emerging Markets Leaders Fund (A0BKZD) verwaltet. „Als Manager will ich nicht nur in lokale Champions investieren, sondern auch in global tätige Unternehmen wie Coca-Cola, Nestlé oder Unilever. Die meisten machen bereits über 50 Prozent ihrer Geschäfte in den Schwellenländern und profitieren wie die heimischen Firmen vom rasanten Wirtschaftswachstum.“

Jeder auf seine Art

Es geht also um Freiheitsgrade im Fondsmanagement. Auf einzelne Märkte der Schwellenländer festgelegt zu sein gehört nicht dazu. Jede Investmentgesellschaft definiert Freiheit allerdings anders. Fidelity etwa hat seit 2011 einen Schwellenländerfonds im Rahmen ihrer Fast-Fondspalette im Angebot.

Nick Price, Manager des Fast Emerging Markets Fund, darf global Aktien aus den Emerging Markets ins Portfolio nehmen und darüber hinaus mit bis zu 30 Prozent des Fondsvermögens auf fallende Kurse wetten. Vincent Strauss von der französischen Investmentboutique Comgest, Managerdes Magellan (577954), ist ein weiterer Emerging-Markets-Veteran.

„Der Aufstieg der Schwellenländer verläuft nicht allerorten gerade und stetig. In Indien beispielsweise gibt es derzeit großen Reformbedarf“, so Strauss. Da die nächsten Wahlen erst in 14 Monaten stattfinden, könnten erst dann die nötigen Änderungen von den politischen Entscheidern in Angriff genommen werden.

Wie First-State-Manager Asante legt auch Strauss viel Wert auf die einzelnen Unternehmen. „Wir stehen in regelmäßigem und intensivem Austausch mit dem Management und haben dadurch einen guten Einblick ins Konsum- und Investitionsverhalten.

Aus unserer Sicht sind die Unternehmen selbst die besten Frühindikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung.“ Das stark konzentrierte Portfolio des Magellan besteht im Schnitt nur aus rund 50 Positionen. Dabei hält Strauss vor allem nach Titeln Ausschau, von denen er sich ein qualitatives Wachstum verspricht. Traditionell findet er dies am ehesten in nichtzyklischen Konsumgütertiteln.

Mit zurzeit 28 Prozent ist diese Branche im Magellan aktuell auch am stärksten übergewichtet. In Banktitel, deren Bilanzen Strauss als unkalkulierbar einschätzt, und Rohstoffwerte, deren Kursentwicklung schwer vorherzusehen sei, investiert er dagegen kaum.

Suche nach Wachstum

Anders dagegen Simon Pickard. Der Manager des Carmignac Emergents (A0DPX3) kauft auch Rohstoff- und Energietitel, allerdings mit maximal 20 Prozent des Portfolios. Pickard gehört eher zu den jüngeren Emerging-Markets-Managern. Als er 2008 den Carmignac-Fonds von Wen Zhang-Goldberg übernahm, verfügte er bis dato nur über Erfahrungen mit den osteuropäischen Schwellenmärkten.

Das volle Spektrum kannte er nicht indem Maße wie ein Mobius oder Strauss. Für die Analyse der Unternehmen spielt das keine Rolle. Pickard sucht Firmen mit guter Gewinnmarge, hoher Cashflow-Rendite, niedriger Verschuldung undsteigenden Umsätzen. Wo die Unternehmen in den Emerging Markets beheimatet sind, ist egal.

„Wir sind vom immensen Potenzial der Schwellenmärkte überzeugt. Es ist die Region mit der stärksten Wachstumsdynamik“, so der Brite. Am schnellsten zu erkennen ist das Globale der Weltwirtschaft im Portfolio von First-State-Manager Asante. Der First State Global Emerging Markets Leaders Fund vereint lokale Unternehmen mit multinationalen Riesen, die einen Großteil ihrer Geschäfte in den Schwellenländern machen.

Derzeit größte Position im Fonds ist Unilever. Konsumtitel sind ohnehin das Markenzeichen des First-State-Fonds. Derzeit machen sie rund ein Drittel des Portfolios aus. Namensgeber Van Agtmael sitzt heute übrigens immer noch an einem Schreibtisch in Washington. Nicht mehr bei der Weltbank, sondern als Vorstand der auf Emerging-Markets-Fonds spezialisierten Investmentfirma Ashmore EMM.

Deren Emerging Markets Strategic Fund gab es auch mal in Deutschland zu kaufen, mittlerweile aber nicht mehr. Wer will, der kann aber immer noch etwas kaufen, wo van Agtmael drinnen ist: diverse Bücher – natürlich über das Thema Schwellenländer.

Von: Ansgar Neisius

Quelle: DAS INVESTMENT.

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