Das Investment: Vor Weihnachten gibt es in diesem Jahr Kursgeschenke

Wenn Crash-Propheten Aufwind spüren, dauert es bis zur Kapitulation der Anleger nicht mehr lange, findet Ufuk Boydak von Loys. Ein kompletter Ausstieg aus dem Aktienmarkt wäre jedoch unverantwortlich. Vielmehr gehöre die aktuelle Korrektur zur Normalität an den Börsen und biete einen vergünstigten Einstieg in Qualitätsunternehmen.
Einige taktisch orientierte Anleger hatten ihre Segel möglicherweise schon für eine Jahresendrally gesetzt, getragen von einer Entspannung im Handelsstreit und einer Einigung in den Brexit-Verhandlungen. Stattdessen ist erneut Gegenwind aufgezogen. In die jüngsten Enttäuschungen mischen sich schwächere Konjunkturdaten und verstärken das Gefühl der Unsicherheit. Bei manchen Industriewerten betrugen die Kursabschläge sogar bis zu dreißig oder gar fünfzig Prozent. Das ruft die notorischen Crash-Propheten auf den Plan, die zum kompletten Ausstieg aus Aktien raten.

Die makroökonomischen Indikatoren deuten zwar auf eine Verlangsamung des Wachstums hin, aber das bedeutet noch keinen signifikanten Rückgang der absoluten Wirtschaftsleistung. Allerdings treffen sie im Zusammenspiel mit den bekannten politischen Brandherden wie Brexit oder Handelsstreit auf einen ausgeprägten Pessimismus. Dieser Cocktail führt bei einzelnen Aktien zum Überschießen der Kurse nach unten.

In unseren Analysen berücksichtigen wir die Effekte einer nachlassenden Gewinndynamik. Die Bewertungen einzelner Aktien konjunktursensitiver Unternehmen preisen nach unseren Berechnungen momentan eine starke Rezession ein. Sie bieten uns Kaufgelegenheiten in manchen Qualitätsunternehmen, die wir schon länger auf dem Radar haben. Temposchwankungen innerhalb eines Wachstumszyklus sind durchaus normal – panische Reaktionen rechtfertigen sie eher nicht.

Daten-Dreieck unter Beobachtung
Aktienmärkte leiden in der Breite, wenn Inflationsraten und Zinsen steigen, aber das Wirtschaftswachstum nicht Schritt hält. Die Federal Reserve hat bereits signalisiert, dass sie dieses Daten-Dreieck aus Wachstum, Inflation und Zinsen genau beobachtet. Würde die US-Wirtschaft an Fahrt verlieren, wird sie von ihrem Zinsfahrplan im nächsten Jahr abweichen. Auch die Europäische Zentralbank konzentriert sich darauf, mit ihren Entscheidungen das Wachstum in Europa nicht zu bremsen. Es gibt eine Wechselwirkung zwischen Wachstumsdynamik und Geldpolitik. Das macht es schwer, den Zeitpunkt einer Rezession exakt vorherzusagen. Anleger sollten sich stattdessen auf das langfristige Ertragspotential erfolgreicher Unternehmen besinnen.

Neues Umfeld, alte Prinzipien
Die Marktturbulenzen können sich noch einige Wochen lang fortsetzen. Bei Loys setzen wir weder auf Markttiming noch auf Stimmungen. Weder ist das Alter des Bullenmarktes ausschlaggebend, um sich von Aktien fern zu halten, noch das Argument einer weltverändernden Disruption oder politische Debakel mit nahendem Verfallsdatum.

Gerade in volatilen Zeiten heben sich die Bewertungsunterschiede zwischen den Unternehmen auf und bieten die Chance, sich an nachhaltigen Geschäftsmodellen mit hohen Rabatten zu beteiligen.

Wenn negative Überraschungen auf so viel Pessimismus treffen wie zurzeit, dann handeln wir antizyklisch. Vor Weihnachten gibt es in diesem Jahr Kursgeschenke, die wir gern entgegennehmen. Uns ist bewusst, dass unsere Vorgehensweise einige Fragen aufwerfen mag und unter Umständen sogar als naiv eingestuft werden könnte, aber wir vertrauen auf unsere Methode zur Aktienauswahl und nehmen die Tempowechsel an den Börsen als das, was sie sind: normal, aber nicht strukturell.

Von: Ufuk Boydak, Vorstand bei Loys

Quelle: Das Investment

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