Managersichten SJB Substanz, SJB Stars: Long Term Investment Fund Classic (WKN A0JD7E) Quartalsbericht April 2020 – Teil 2

Alex Rauchenstein, FondsManager des Long Term Investment Fund Classic

Im April konnte der Long Term Investment Fund Classic EUR (WKN A0JD7E, ISIN LU0244071956) um vier Prozentpunkte zulegen, nachdem er im ersten Quartal 2020 im Umfeld der Corona-Krise eine Wertentwicklung von -37 Prozent hatte hinnehmen müssen. Der SIA-Fonds mit seinem langfristig ausgerichteten Value-Ansatz, der einen wichtigen Baustein der FondsStrategien SJB Stars und SJB Substanz bildet, setzt weiterhin auf ein sehr solides, nach Unternehmen, Regionen und Risikokategorien diversifiziertes Portfolio. FondsManager Alex Rauchenstein berichtet im zweiten Teil seines Quartalsreports von April 2020, von welchem Basisszenario die SIA-Strategen ausgehen und inwieweit die COVID-19-Rezession die Restrukturierung des Erdölsektors vorantreibt.

Basisszenario: Tiefe Rezession und schnelle Erholung, zwölf bis 18 Monate
Wie in unserer Aktualisierung Mitte März 2020 bereits erwähnt, gehen wir von einem Szenario mit einer tiefen aber schnellen Rezession und einer beginnenden weltweiten Erholung im dritten Quartal 2020 aus.

In den meisten betroffenen europäischen Ländern verlangsamt sich die Infektionskurve von Covid-19 bereits und die USA liegen einen Monat zurück. Verschiedene Finanzhilfen und steuerliche Massnahmen werden eine Erholung weiter begünstigen. Und zu guter Letzt testet man bereits Medikamente und Impfstoffe an Menschen. Die Ergebnisse werden in vier bis acht Wochen erwartet, Impfstoffe werden allerdings noch länger auf sich warten lassen, wobei sie möglicherweise in weniger als einem Jahr verfügbar sein könnten.

Ja, es gibt tatsächlich Licht am Ende des Tunnels!

Dass man sich von der derzeit negativen Einstellung anstecken lässt und dies auf andere Bereiche überträgt, ist ziemlich normal. Wir bewegen uns jedoch schnell auf einen Höhepunkt des Anstiegs des Virus zu (in den USA dürfte dies im Mai der Fall sein). Nach einer Lockerung der Quarantänemassnahmen wird eine wirtschaftliche Erholung einsetzen. Diese beiden Aspekte sind für die Märkte wichtige Referenzpunkte, um die Erholung einzupreisen. Ausserdem sind wir davon überzeugt, dass es schneller als von vielen erwartet zu einer Erholung kommen wird, wenn Arbeitskräfte und/oder Finanzierungsströme zwei bis drei Monate lang geschützt werden.

China stellt mit einer Leistungskapazität von 90% unter Beweis, dass eine schnelle (wenn auch nicht vollständige) Erholung möglich ist. Sektoren wie Transport, die Unterhaltungsbranche und auch Banken werden länger brauchen, bis sie zur Normalität zurückkehren. Aber auch hier dürfte es nicht viel länger als zwölf bis 18 Monate dauern.

Die Covid-19-Rezession beschleunigt die Restrukturierung des Erdölsektors
Unsere These einer Neuverhandlung und einer neuen Vereinbarung der OPEC+-Gruppe (vielleicht unter Einbeziehung anderer Länder) nimmt mit einem ersten für den 9. April anberaumten Treffen konkrete Formen an. Vernünftigerweise sollte es eine weitere Preissenkung geben, um die Folgen des Nachfragerückgangs einzudämmen, den viele Experten auf über 15  Mio. Barrel pro Tag schätzen. Im zweiten Quartal sind sehr niedrige Ölpreise, möglicherweise unterhalb der betrieblichen Grenzkosten von 35-40 USD (Brent), nicht zu verhindern.

Wir konzentrieren uns nicht auf den kurzfristigen Zeitraum und versuchen nicht, das Ausmass des Nachfragerückgangs zu beziffern. Es wird ein starker Rückgang sein, aber wirklich wichtig ist der vorübergehende Charakter der Nachfragekrise (und eine Rückkehr zur Normalität in zwölf bis 18 Monaten), auch wenn es auf der Angebotsseite tiefgreifende/strukturelle Folgen geben wird. Wir gehen davon aus, dass beim Schieferöl etwa 3 Mio. Barrel pro Tag „verschwinden“ und dass beim Grenzangebot 1 Mio. Barrel pro Tag wegfallen werden.

Diese 4 Mio. Barrel pro Tag sind mehr oder weniger die weltweite Reservekapazität, sodass der Sektor bei einer Rückkehr der Nachfrage keinen Handlungsspielraum mehr hat. Die Ölpreise werden sich daher (in zwölf bis 18 Monaten) auf ein Anreizniveau von 70 USD (Brent) pro Barrel zubewegen, um Investitionen in neue Barrel zu fördern. Erdöl wird sich deshalb unserer Ansicht nach Ende 2020 einem Preis von 50 USD (Brent) annähern und Ende 2021 einem Preis von 65-70 USD (Brent).

Es gibt ein langfristiges Problem, das angesprochen werden muss: Der dramatische Rückgang der Offshore-Investitionen seit 2014. Bei Offshore-Projekten dauert es sechs bis sieben Jahre, bis das erste Öl gefördert wird und wir profitieren immer noch von Projekten, die vor 2014 genehmigt wurden. Die vorgelagerten Investitionsausgaben müssen wieder in Offshore-Projekte fliessen. Ansonsten wird deren Beitrag in den kommenden Jahren wegen der Lücke von sechs bis sieben Jahren erheblich zurückgehen. Ausserdem müssen Anreize für Schieferöl geschaffen werden. Für eine gleichbleibende Entwicklung ist hier ein Preis von 60 USD erforderlich und für ein Wachstum ein Preis von über 70 USD. Zumindest verläuft die Reaktion hier schneller als bei Offshore-Projekten.

Beide Ressourcen werden in den kommenden Jahren benötigt, weil die Nachfrage wieder zurückkehren wird zu einer normalen jährlichen Wachstumsrate von 1,2 Mio. Barrel pro Tag und der weltweite jährliche Rückgang bei etwa 3 Mio. Barrel pro Tag liegt.

Es hört sich zwar dumm an, aber je länger die Preise niedrig sind, desto besser ist dies für den Sektor. Unabhängig vom Szenario werden niedrige Preise den Grenzproduzenten Schaden zufügen und ein Teil der Produktion wird nicht zurückkehren, was Angebot und Nachfrage wieder ausgleichen wird.

Goldman Sachs wies bereits darauf hin, dass bei Erdöl nach der Krise die Möglichkeit einer stark inflationären Entwicklung besteht. Diese Theorie geht zurück zu den Wurzeln: Die Unelastizität der Nachfrage in Bezug auf den Ölpreis. Wenn Erdöl fehlt, beschränken die Preise zunächst die Nachfrage. Diesen Effekt erzielt man allerdings erst ab 100 USD pro Barrel. Wir glauben nicht, dass es hierzu kommen wird. Je nach struktureller Beeinträchtigung des Angebots und Umfang der Nachfrageerholung ist es dennoch möglich.

Siehe auch

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