Das Investment: Schweizer Franken: Fondsmanager und Volkswirte über die Franken-Aufwertung

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 19.01.2015.Am Donnerstag hat die Schweizer Nationalbank (SNB) die Franken-Euro-Bindung aufgehoben. Was das für den europäischen Aktienmarkt, für Währungen und Rohstoffe wie Gold und Öl bedeutet, haben Experten aktuell eingeschätzt.

Eine Entscheidung, die viel zu früh kam und zu Zuständen wie in den 70er und frühen 80er Jahren führen könnte, so beurteilen Finanzexperten den SNB-Entscheid, die Franken-Euro-Bindung aufzuheben. In einem Punkt sind sich aber alle befragten Experten einig: Die bevorstehende EZB-Sitzung ist Grund für das Handeln. „Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EUGH), den Aufkauf von Staatsanleihen durch die EZB zu legitimieren, ist wie ein Todesstoß für die SNB.

Denn nach dieser Entscheidung zweifelt wohl niemand mehr daran, dass die EZB am kommenden Donnerstag eine weitere Quantitative-Easing-Runde verkünden wird. Um ihre 2011 festgesetzte Kursuntergrenze beizubehalten, hätte die Schweizer Zentralbank die europäische Gemeinschaftswährung im großen Stil aufkaufen – und nebenbei indirekt die Staatsschulden der Euro-Peripherieländer finanzieren – müssen“, meint Martin Siegel, Edelmetallexperte, Fondsmanager und Geschäftsführer bei Stabilitas.Für Holger Schmitz, Vorstand von Schmitz & Partner – Privates Depotmanagement, kam die Entscheidung der Schweizer – im Gegensatz zu vielen anderen Experten – nicht überraschend: „Ich wundere mich sehr, dass der Mindestkurs erst jetzt gefallen ist. Ich hatte schon ein Jahr nach dessen Einführung ein Zurücknehmen oder zumindest eine Reduktion durch die Schweizer Notenbank erwartet.“

Gold auf dem aufsteigenden Ast

Doch welche Auswirkungen hat die Aufhebung der Franken-Euro-Bindung etwa auf den Goldpreis? Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der Phaidros Funds und Geschäftsführer des Eyb & Wallwitz Vermögensmanagements, schätzt, dass sich der Goldpreis in einem Aufwärtstrend befindet, der sich noch bis zum Sommer hält. Auch Edelmetallexperte Martin Siegel erwartet, dass sich Anleger in Sachwerte wie Aktien oder Immobilien, aber auch in Gold flüchten. „Allein am gestrigen Donnerstag ist der Goldpreis bereits um 30 US-Dollar gestiegen. Betrachtet man den Goldpreis auf Euro-Basis, beträgt die Erhöhung sogar 5 Prozent. Ähnliches gilt für Goldminen-Aktien, die seit Jahresanfang bereits um rund 20 Prozent an Wert zunahmen. Mit dem gestrigen Preisanstieg sind das schon 25 Prozent – und das in gerade einmal zwei Wochen.“

Dass es sich bei diesem Preisanstieg um die üblichen Börsenschwankungen nach einem Ereignis handelt, glaubt Siegel nicht. „Der Goldpreis ist jahrelang gefallen. Nun wird es Zeit, dass das Edelmetall langsam zu seinem fairen Wert findet. Derzeit kostet eine Unze Gold 1.200 US-Dollar. Das Potenzial nach oben liegt meiner Meinung nach bei 50 Prozent. Der faire Preis wäre folglich 1.800 Dollar. Es ist wahrscheinlich, dass wir diesen Preis bereits Ende 2015 erreichen.“

Auch für Holger Schmitz ist und bleibt der Goldpreis attraktiv. „Die Anleger suchen nach soliden Investments wie Gold, aber auch dem Schweizer Franken. Denn rückblickend betrachtet ist 2014 der Goldpreis in Dollar zwar gefallen, in Schweizer Franken jedoch gestiegen. Der Goldpreisanstieg ist daher mehr als nur der Blick in die Kristallkugel, sondern eine ernstzunehmende Wahrheit.“

Anders sieht das Alex Durrer, Chefvolkswirt von LGT Capital Management. „Die Goldpreis-Bewegungen der vergangenen Tage haben nichts mit der Franken-Aufwertung zu tun. Grund für den Goldpreisanstieg ist vielmehr die Angst vor einer neuen Quantitative-Easing-Runde durch die EZB sowie vor einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone. Das ist wie mit einer Flasche, die fest verschlossen ist. Der Druck ist da, es gärt, aber eine Zeitlang passiert nichts. Erst wenn man den Korken ein kleines Stück weit öffnet, sprudelt alles heraus“.

Keine Auswirkungen für Euro-Anleger

Was die Aufhebung für die europäischen Börsen bedeutet? Thomas Böckelmann, Fondsmanager beim Vermögensmanagement Euroswitch und Gründer der Veitsberg Gesellschaft für Vermögensbetreuung, sieht gravierende Auswirkungen für die Schweizer Börse. So brach der Züricher SMI am Entscheidungstag um bis zu 8 Prozent ein. „Auch langfristig dürfte die SNB-Entscheidung an Schweizer Aktien nicht spurlos vorüber gehen. Anders sieht das im Rest Europas aus: Für Euro-Anleger wird sich nichts ändern.“ Auch der Schweiz-Spezialist der DWS, Ralf Rybarczyk, hat den Kursrutsch am Schweizer Aktienmarkt beobachtet. Doch während der SMI abrutschte, ist der Franken um 15 Prozent gestiegen. „Das heißt, dass Euro-Investoren 6 Prozent gewonnen haben. Der Dax hat hingegen lediglich um 3 Prozent zugelegt. Die Attraktivität von Unternehmen wie Nestlé, Novartis und Roche ist weiter hoch. Sie stellen in diesem Umfeld eine echte Alternative zu Staatsanleihen und Rentenpapieren dar.“

Für Holger Schmitz sind die sinnvollsten Anlagen in diesem Jahr Aktien und Aktienfonds. „Die Gründe sehe ich in der robusten Konjunktur der USA, den sich aufhellenden Daten aus Europa und auch im rasant gefallenen Ölpreis.“

Wie wird sich die Aufwertung des Franken auf das Verhältnis von Euro und Dollar auswirken? Thomas Böckelmann vermutet, dass die Veränderung im Euro-Dollar-Kurs marginal sein dürfte. Am Donnerstag habe der Euro gegenüber dem Dollar zwar wieder deutlich nachgegeben. Doch den Grund dafür sieht Böckelmann nicht im Schweizer Franken. „Das dürfte vielmehr an den Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich der bevorstehenden weiteren Quantitative-Easing-Runde seitens der EZB liegen.“ Dafür spreche auch der Dollar-Franken-Kurs, der sich am Donnerstag ebenfalls nur marginal geändert hat.

Georg Graf von Wallwitz sieht den Dollar im Kommen: „Für Währungen gilt dasselbe wie für Rohstoffe: Die Trends sind lang und kräftig und schießen oft über einen durch Fundamentaldaten gerechtfertigten Preis hinaus. Beim Dollar würde es mich nicht wundern, wenn er innerhalb von zwei Jahren auf Parität zum Euro steigen würde.“ Er schätzt, dass die Abwertung des Franken den großen Schweizer Unternehmen wie Nestlé oder Roche nicht besonders weh tut, „da sie überall auf der Welt produzieren“. Dagegen rät er, zunächst generell die Finger von Schweizer Nebenwerten zu lassen. Die Unternehmen, die in der Schweiz produzieren und ins Ausland verkaufen, haben seiner Meinung nach „ein echtes Problem“: „Sie produzieren nun viel zu teuer. Dort werden die Gewinne massiv einbrechen.“

Und wie wird sich der Ölpreis entwickeln?

Georg Graf von Wallwitz schätzt, dass sich Öl – anders als Gold – in einem Abwärtstrend befindet, der noch bis zum Sommer intakt bleiben wird. Holger Schmitz denkt, dass sich der Ölpreis schwer vorhersagen lässt, „da er sich eher aus der politischen Debatte heraus entwickelt“.

Quelle: DAS INVESTMENT.

Von: Svetlana Kerschner/Annika Teerling/Ulrike Dimitz

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