Das Investment: Fonds-Crashtest: Die besten Lateinamerika-Aktienfonds

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 30.09.2014. Eine Region mit zwei Gesichtern: Auf Sicht der vergangenen zehn Jahre waren Lateinamerika-Fonds ein Spitzen-Investment, das locker doppelt so hohe Renditen brachte wie der MSCI-Weltindex. Kurzfristige Vergleiche sehen weniger gut aus – wobei die Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten groß sind.

Konstant gute Werte von mindestens 70 Punkten in allen drei Testkategorien, das schafft im aktuellen Crashtest nur ein einziger Fonds: der ISI Latin America Equities der dänischen Investmentgesellschaft Sydinvest. Im Performance-Vergleich landet der von Anders Damgaard seit der Auflegung 1998 gemanagte Fonds mit 83 Punkten auf Rang 2, 75 Punkte im Stresstest bedeuten Rang 3, und im Rating-Vergleich reichen 70 Punkte sogar für Rang 1. Unter dem Strich sammelte Damgaard so 228 von 300 möglichen Punkten –ein Vorsprung von 36 Punkten auf den zweitplatzierten JPM Latin America Equity.

Richtig zur Geltung kommt Damgaards Leistung im – nicht in den Crashtest einbezogenen – Langfrist-Vergleich: Auf Sicht von 10 Jahren erzielte er mit seinem Fonds ein Plus von 339 Prozent – 210 Prozentpunkte mehr als das Schlusslicht Hansberger Emerging Latin America Fund. Über 15 Jahre betrachtet legte der ISI Latin America Equities sogar 672 Prozent zu. Damit übertrifft er die Performance des zweitplatzierten Baring Latin America Fund um mehr als das Doppelte. Eine grandiose Leistung, nur leider völlig unter Ausschluss der Öffentlichkeit: Ende August betrug das Volumen des auf Entdeckung wartenden Juwels aus dem dänischen Aabenraa gerade einmal 17 Millionen Euro.

Lässt sich eine solche Performance mit einem Lateinamerika-Investment in der Zukunft auch nur annähernd wiederholen? Und ist jetzt – nach vier eher mageren Jahren und einem angedeuteten Turnaround – der richtige Moment gekommen, um lateinamerikanische Aktien wieder stärker in den Fokus zu rücken? Fragen, die auch Damgaard nicht beantworten kann – ebenso wenig wie jene nach dem Kurs, den das in allen Lateinamerika-Fonds hoch gewichtete Kernland Brasilien nach den Präsidentschaftswahlen Anfang Oktober einschlagen wird (siehe Interview: Herr Damgaard, ist Brasiliens Erfolgsgeschichte am Ende?). Aber: Ganz aus dem Auge verlieren sollten Anleger weder die Region noch jenen Fonds, der in der Vergangenheit das meiste aus ihr herausgeholt hat.

Aktuelle Hintergrund-Artikel zum Kopf-an-Kopf-Rennen im brasilianischen Präsidentschaftswahlkampf: Utopie mit grünem Anstrich (FR Online vom 17. September)

Wahlkampfwaffe Mitleidsbonus (FAZ Online vom 13. September)

Markt feiert schon jetzt den Machtwechsel in Brasilien (Wall Street Journal Deutschland Online vom 11. September)

 

Die drei Sieger-Fonds im Kurz-Porträt

Platz 1: ISI Latin America Equities

Die dänische Fondsgesellschaft Sydinvest beweist immer wieder, dass man in den Emerging Markets auch ohne eine Armada von Vor-Ort-Spezialisten erfolgreich investieren kann. Anders Damgaard managt den Siegerfonds ISI Latin America Equities vom dänischen Aabenraa aus. Der Sydinvest-Manager, der auch für den ISI Far East Equities zuständig ist, blickt weniger auf die einzelnen Unternehmen an sich. Vielmehr sieht er die Wahl der richtigen Länder und Sektoren als Erfolgsrezept für eine Outperformance. Entsprechend konzentriert sich hierauf das Research des Teams. Neben makroökonomischen Daten analysiert es auch die politischen Verhältnisse. Bei den Unternehmenseinschätzungen verlässt sich Damgaard auf externe Analysen von Investmentbanken und auf die Auswertung von Firmendaten durch ein hauseigenes quantitatives Modell. Über diese beiden Filter gelangen schließlich rund 100 Aktien ins breit gestreute Portfolio.

Zurzeit ist Brasilien im gerade einmal 17 Millionen Euro schweren Fonds zwar untergewichtet, stellt aber mit rund 53 Prozent dennoch die stärkste Länderposition. „Der brasilianische Aktienmarkt ist von großer Unsicherheit geprägt. Niedriges Wachstum und hohe Zinsen schwächen ihn“, so Damgaard (siehe Interview). Zuversichtlicher ist er für Mexiko, mit 37 Prozent seine zweitstärkste regionale Gewichtung: „Mexiko bleibt unser bevorzugter Markt, den wir weiter übergewichten.“

Platz 2: JPM Latin America Equity

Firmenbesuche sind ein zentraler Faktor für Anlageentscheidungen im JPM Latin America Equity. 444 Meetings mit lateinamerikanischen Unternehmen standen 2013 auf der Agenda. Glücklicherweise können die Fondsmanager Luis Carillo und Sophie Bosch de Hood auf ein großes Team zurückgreifen, das die einzelnen Werte beobachtet und neue Ideen generiert.

„JP Morgan Asset Management ist seit 1992 am lateinamerikanischen Aktienmarkt aktiv und verwaltet zahlreiche Mandate für lokale und internationale Investoren“, so Carillo. Die damit verbundene Research-Stärke nutzt das Manager-Duo auch für den Fonds, dessen Titelauswahl fundamental und Bottom-Up gesteuert ist. Dort investiert es nicht nur in große Werte, sondern auch gern in Small und Mid Caps. Die größten Chancen sehen die Manager in Unternehmen, die vom heimischen Wachstum profitieren, und das seien oft kleinere Unternehmen. Ein Beispiel ist der in vielen lateinamerikanischen Ländern aktive Autoverleiher Localiza Rent-a-Car. Ebenso soll der Fonds Chancen aus Börsengängen nutzen. „Wir sind in der Lage, die Geschäftsmodelle zu analysieren und können so bei den langfristigen Gewinneraktien früh dabei sein“, erklärt Carillo.

Als ein wichtiges Investmentthema in Lateinamerika sieht er den Konsumbereich. Hier ist er beispielsweise in Lojas Renner investiert. Der zweitgrößte Textilhändler Brasiliens mit über 230 Filialen ist auf die mittlere Einkommensklasse fokussiert und profitiert vor deren Wachstum. „Am stärksten übergewichtet sind wir zurzeit jedoch in Industriewerten. Dort gibt es ausgewählte Unternehmen, die von der heimischen und externen Nachfrage profitieren“, so Carillo. Mit 50 bis 70 Titeln ist das Portfolio insgesamt relativ konzentriert. Zurzeit entfallen rund 60 Prozent auf Brasilien, 25 Prozent auf Mexiko.

Platz 3: Comgest Growth Latin America

Fondsmanager Charles Biderman folgt bei diesem Fonds der Hausphilosophie der Pariser Investmentgesellschaft: Er kauft Qualitätswachstumsaktien, aber nur zu vernünftigen Preisen. Als reiner Stockpicker orientiert er sich ausschließlich an fundamentalen Kennzahlen und kauft nur Aktien von Unternehmen, von denen er wirklich überzeugt ist – und deren Stärken und Schwächen er ausführlich mit seinem Team diskutiert hat. Entsprechend konzentriert ist das Portfolio, zurzeit sind nur 32 Werte im Fonds. Der Investmenthorizont ist langfristig und liegt bei drei bis fünf Jahren.

„Wir suchen nach außergewöhnlichen Unternehmen, die unabhängig von makroökonomischen Entwicklungen ihre Gewinne steigern können“, sagt Biderman. Das bedeutet aktuell zum Beispiel, dass er nicht aktiv auf den Ausgang der Präsidentschaftswahlausgang in Brasilien wettet – auch wenn dieser die Aktienmärkte sehr stark beeinflussen dürfte.

Es hat also nichts mit der Hoffnung auf einen Regierungswechsel zu tun, dass derzeit knapp zwei Drittel des Portfolios in brasilianischen Aktien stecken. Vielmehr liegt es daran, dass Biderman dort zahlreiche Investmentmöglichkeiten findet. Als Beispiel nennt er den Bildungskonzern Kroton, der ihn bereits in der Vergangenheit durch hohes Wachstum überzeugt hat und der nach Ansicht Bidermans auch in den kommenden Jahren Wachstumsraten von über 20 Prozent aufweisen wird. Vergleichsweise wenig fündig wird er dagegen in Mexiko. Dort ist der Comgest Growth Latin America mit einem Anteil von 16 Prozent am Portfolio gegenüber dem Index deutlich untergewichtet.

Von: Sabine Groth / Egon Wachtendorf

Quelle: DAS INVESTMENT.

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