Der Fonds: Die Deutsche Bank und die Eiszeit

SJB | Korschenbroich, 02.09.2015. Mit einem spektakulären Happening warnte die Deutsche Asset & Wealth Management in dieser Woche vor den Folgen der Nullzinspolitik. DER-FONDS-Chefredakteur Egon Wachtendorf findet das lobenswert – erinnert aber daran, dass Eis manchmal schneller schmilzt als bricht.

Die Aktion war von langer Hand geplant. Trotzdem zögerten die Verantwortlichen bis zum letzten Moment, ehe sie grünes Licht gaben. Sollte eine Investmentgesellschaft ausgerechnet in jener Woche, zu deren Beginn Panikverkäufe an den Börsen rund um den Globus Milliardenbeträge pulverisiert hatten, auf so spektakuläre Art und Weise Werbung für das Aktiensparen betreiben?

Mittlerweile ist das Eis, mit dem die Deutsche Asset & Wealth Management wunderbar anschaulich vor der schleichenden Enteignung durch Nullzinsen zu warnen versucht hat, geschmolzen. Die Börsen dagegen – um ein Bonmot von André Kostolany zu bemühen – stehen noch.

Ursprünglich wollte die Deutsche AWM ihre 7,5 Tonnen schwere und zwei Meter hohe Eis-Skulptur schon im April auf dem Frankfurter Roßmarkt aufbauen. Das wäre in der Tat fatal gewesen: Der Dax knackt nach fulminanter Rally die 12.000er-Marke, die Deutsche Bank wirbt für Aktien und anschließend knallt es. Das Jahr 2000 lässt grüßen. So aber geriet Deutsche-AWM-Chefstratege Asoka Wöhrmann in seinen am Rande des Happenings gegebenen Interviews erst gar nicht in Versuchung, das charakteristische Auf und Ab der Börsen kleinzureden. Wöhrmanns Aussage „Momentan kann ich es keinem verübeln, Liquidität zu halten“ hätte um die Jahrtausendwende auch so manch anderem Geldmanager gut zu Gesicht gestanden.

Wie tief die Abneigung ganz besonders seinem Arbeitgeber gegenüber sitzt, bekam Wöhrmann in den vergangenen Monaten bei diversen Gelegenheiten zu spüren. Als er etwa Anfang August die fatalen Folgen der Nullzinspolitik in einem Interview auf Spiegel Online erläuterte, erntete er hunderte zumeist erboster Leserkommentare. Dabei brachte kaum einer die Stimmung besser auf den Punkt als dieser hier: „Das klingt ja an und für sich alles erst mal recht vernünftig. Aber da der Mann von der Deutschen Bank kommt, traue ich ihm nicht.“

Es bedarf noch vieler Aktionen à la #ihrgeldschmilzt, um das Eis zu brechen. Aber es ist der richtige Weg. Und vermutlich sogar der einzige.

Von: Egon Wachtendorf

Quelle: DER FONDS.

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