Pressemitteilung NN Investment Partners: Irland, Belgien und die Niederlande sind die Verlierer des Brexit

teaser_pm_nn-investment-partners_300_200NN | Frankfurt, 18.07.2016

Nach Auffassung von NN Investment Partners könnte Großbritannien bereits in der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession geraten.

· Irland, Belgien und die Niederlande sind in besonderem Maße für die Folgen des Brexit anfällig, weil der Handel mit Großbritannien einer kürzlich veröffentlichten IWF-Studie zufolge einen beträchtlichen Teil ihres BIP ausmacht.

· Ausländische Direktinvestitionen in Großbritannien könnten sinken, und ein schwächeres Pfund Sterling könnte dazu führen, dass die Renditen für ausländische Wertpapieranleger niedriger ausfallen.

Kurzfristig wird sich der durch das Brexit-Referendum ausgelöste Vertrauensschock auf das Wachstum auswirken. Die längerfristigen Folgen hängen vor allem davon ab, wie die künftigen vertraglichen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU aussehen. Noch ist unklar, wie sich die Lage nach dem Austritt genau darstellen wird. Allerdings sind die Chancen gering, dass die Briten wieder günstige Handelsverträge mit der EU abschließen.

Der IWF kam in einem eine Woche vor dem Referendum veröffentlichten Länderbericht über Großbritannien zu dem Schluss, dass ein Brexit negative Folgen für die britische Wirtschaft und in geringerem Maße auch für die Wirtschaft anderer Länder haben würde. Nach Auffassung des IWF wären vor allem die EU-Länder und insbesondere die kleineren Handelspartner betroffen.

Briten auf dem Weg in die Rezession

Die meisten Experten sind sich darüber einig, dass der Brexit vor allem für die britische Wirtschaft negative Folgen haben wird. Unseres Erachtens könnte Großbritannien aufgrund der derzeitigen Turbulenzen bereits ab der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession schlittern. In Europa dürfte die Wachstumsdynamik in den kommenden 12 bis 18 Monaten zusätzlich gedämpft werden.

Aufgrund der Unsicherheit über die künftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU könnte es zu Veränderungen bei den ausländischen Direktinvestitionen in Großbritannien kommen. Internationale Konzerne werden gegebenenfalls den Umfang ihrer Präsenz in Großbritannien überdenken. Der größte ausländische Investor sind die USA, deren Anteil an den gesamten ausländischen Direktinvestitionen sich auf 23,2% beläuft. Es folgen die Niederlande mit 16,4%, Luxemburg mit 7,5% und Frankreich mit 7,3%. Japan (4,1%) und die Schweiz (4,5%) sind weitere wichtige ausländische Investoren, die nicht zum Kreis der EU-Länder gehören. Angesichts der Unsicherheit über die künftigen Beziehungen zur EU und der innenpolitischen Turbulenzen in Großbritannien werden die Unternehmen eher nicht dazu neigen, rasch langfristige Investitionsentscheidungen zu treffen oder neues Personal einzustellen. Der schwächere Kurs des Pfund Sterling mag einerseits die Exporte stützen, wird aber andererseits auch die Inflation vorübergehend in die Höhe treiben.

Durch den Austritt Großbritanniens entsteht außerdem Unsicherheit darüber, inwieweit London weiterhin seine Rolle als europäisches Finanzzentrum spielen wird. Finanzunternehmen aus Großbritannien können dank des EU-Passes Finanzdienstleistungen in ganz Europa anbieten. Sie könnten in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn Großbritannien den Zugang zum Binnenmarkt verliert. Da Unternehmen und Finanzmärkte vorausplanen, wird eventuell bereits Kapital aus Großbritannien abgezogen. Die Banken stehen schon unter Druck, und auch der Immobilienmarkt in Großbritannien könnte auf lange Sicht mit Unsicherheiten zu kämpfen haben.

Neben Großbritannien sind Irland, Belgien und die Niederlande besonders anfällig

Schätzungen des IWF-Berichts zufolge sind vor allem die kleineren, offenen Volkswirtschaften, die Großbritannien nahestehen – Irland, Belgien und die Niederlande –, von den Brexit-Risiken betroffen. Auch Malta und Zypern werden erwähnt. In diesen Ländern hat der Handel mit Großbritannien einen hohen Anteil am BIP. Daneben könnten Nettoempfängerländer der EU, insbesondere die neueren EU-Mitgliedsländer, finanziell betroffen sein. Durch den Austritt Großbritanniens würde das verfügbare EU-Budget laut dem IWF automatisch um 10% sinken.

Nach Großbritannien könnte Irland der größte Verlierer des Brexit sein. Irland pflegt enge Handels- und Finanzbeziehungen zu Großbritannien. Außerdem arbeiten rund 400.000 Iren im Königreich. Nach dem EU-Austritt des Landes müssen sie wahrscheinlich Visa beantragen, um ihre Stellen behalten zu können. Den Zahlen des IWF zufolge haben Exporte nach Großbritannien einen Anteil von 11,2% am irischen BIP. Für Malta beläuft sich dieser Anteil auf 8,4%, für Zypern auf 7,6%, für Belgien auf 7,5% und für die Niederlande auf 6,7%.

Die Anlagerenditen von institutionellen Anlegern wie z.B. Pensionsfonds könnten durch die Abwertung des Pfund Sterling in Mitleidenschaft gezogen werden, sofern die Investoren ihr Wechselkursrisiko nicht in vollem Umfang abgesichert haben. In Luxemburg entsprechen die Investitionen in britische Wertpapiere 175,5% des BIP. Irische Anleger haben den Gegenwert von 94,5% des BIP in britischen Wertpapieren angelegt. Für die Niederlande beläuft sich das entsprechende Verhältnis auf 24,1%, für Frankreich auf 10,7%.

Auswirkungen des Brexit auf das Wachstum der Weltwirtschaft und des Euroraums

Der Brexit wird gegebenenfalls nur geringe Auswirkungen auf das Wachstum der Weltwirtschaft haben. Die größten Risiken bestehen in einem dauerhaften Anstieg der politischen Unsicherheit und in anhaltender Marktvolatilität, die einen ungünstigen Einfluss auf die globalen Finanzmarktbedingungen haben könnte. Wir haben unsere Erwartungen für das Gewinnwachstum im Euroraum für dieses Jahr von 4% auf 2% bzw. für 2017 von 8% auf 3% zurückgenommen.

Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten könnten durch größere politische Unsicherheit, Furcht vor weiteren Referenden in Europa und ein unterdurchschnittliches Abschneiden von Banken und riskanten Vermögenswerten insgesamt beeinträchtigt werden. Schocks pflanzen sich häufig über diesen Mechanismus fort; wenn man nur auf die Handelsbeziehungen blickt, werden die tatsächlichen Auswirkungen oft unterschätzt. In der Wirtschaft geht es vor allem um Vertrauen und um die finanziellen Bedingungen. Schwächere Vermögenspreise und striktere Kreditvergabestandards der Banken können sich negativ auf das Verhalten der Verbraucher und der Unternehmen auswirken. Dies ist potenziell ein Risiko für die Weltwirtschaft.

Gibt es auch Gewinner?

Einige Sektoren und Unternehmen könnten von den derzeitigen Wechselkursbewegungen profitieren. Der US-Dollar hat auf- und das Pfund Sterling deutlich abgewertet. Dies könnte z.B. für britische Pharmaunternehmen günstig sein. International tätige Unternehmen, deren Aufwendungen in Pfund Sterling anfallen, könnten kurzfristig profitieren. Aufgrund der Unsicherheit über die langfristigen Beziehungen Großbritanniens zur EU könnten einige Unternehmen einen Teil ihres Geschäfts in die EU-Länder verlagern. Davon könnten andere europäische Finanz- und Geschäftszentren wie Frankfurt, Paris, Dublin oder Amsterdam profitieren.

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