Das Investment: Herr Witt, welche Rentenfonds sollten Anleger ins Auge fassen?

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 23.06.2015. Deutscher Anleihemarkt in Aufruhr: Die Zinsen schnellen in die Höhe, die Kurse fallen so schnell wie selten. Ist das schon die Zinswende? Und was bedeutet das für Rentenfonds? Wir haben Stephan Witt, Anlagestratege beim Finanzdienstleisters Finum Privat Finance gefragt.

Auf dem deutschen Anleihemarkt findet zurzeit der größte Preisverfall seit Jahrzehnten statt. 10-jährige Bundesanleihen haben in den vergangenen sieben Wochen mehr als 10 Prozent an Wert verloren. Was das für Rentenfonds bedeutet, haben wir bereits ausführlich analysiert (In 5 interaktiven Grafiken: Anleihen-Crash – welche Rentenfonds am stärksten fallen).

Zudem haben wir die 18 Rentenfonds herausgefiltert, die in diesem Zeitraum mehr als 10 Prozent verloren haben. Im Folgenden gibt Stephan Witt , Anlagestratege beim Finanzdienstleisters Finum Privat Finance, Antworten auf fünf akute Fragen.

DAS INVESTMENT.com: Euro-Zinsen auf Rekordtiefs und Vorboten einer Zinswende: Wie sehen Rentenfonds aus, die Sie zurzeit niemals ins Portfolio nehmen würden?

Stephan Witt: Bekanntlich sollte man niemals nie sagen. Dennoch sind die klassischen Rentenfonds derzeit keine gute Alternative, wenn es um die Vermögensanlage geht. Mit sicheren Anleihen lässt sich derzeit kaum etwas verdienen. Viele Fonds haben Probleme, die Versprechen gegenüber ihren Kunden zu halten. Fonds, die hauptsächlich in diese Anleihen investieren, sind aktuell keine gute Option für das Depot. (Anmerkung der Redaktion: Die Kritik von Herrn Euler (s.u.) an einigen Passagen des Interviews ist berechtigt. Daher setzen wir die entsprechenden Abschnitte kursiv und in Klammern// Ebenso wenig wenn der Fonds mehrere „frische“ Anleihen im Bestand hat, denn dort bieten sich so gut wie keine Kursgewinne.) Interessanter sind für Anleger eher Aktienfonds.

Anleihen-Crash Diese Rentenfonds sind um bis zu 25 Prozent eingebrochen

Auf welcher Einschätzung hinsichtlich der künftigen Entwicklung der Anleihemärkte basiert Ihre derzeitige Fondsauswahl?

Die Anleihemärkte sind größtenteils durch den Leitzins der EZB bestimmt und dieser wird sich auf mittlere Sicht wohl kaum ändern. In den USA mag das etwas anders aussehen, aber voraussichtlich wird Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, an seinem jetzigen Kurs festhalten. Auch in Zukunft wird also an den Anleihemärkten nicht viel zu holen sein, es sei denn der Anleger möchte etwas mehr Risiko eingehen. Dennoch ist das Chancen-Risiko-Verhältnis dabei nicht sehr lukrativ.

Und Andersherum: Welche Rentenfonds kommen für Sie auf Sicht der kommenden 1 bis 2 Jahre in Frage?

Ohne eine Beimischung von anderen Wertpapieren geht bei Rentenfonds sehr wenig. (Nur Fonds, die noch alte Anleihen im Bestand haben, können gute Renditen erwirtschaften.) Die Zinsen können kaum noch tiefer sinken(, also werden neu-emittierte Anleihen wenig Chancen auf Kursgewinne erfahren). Noch schlimmer ist es, wenn die Zinsen doch wieder steigen werden. Interessierte Anleger sollten also mehr Fokus auf gut gemischte Fonds legen, die auch andere Assets wie Aktien oder Zertifikate im Portfolio bieten.

Was ist ihre Einschätzung: Wie flexibel sind die Manager klassischer Rentenfonds? Inwieweit können sie ihre Portfolios im Rahmen ihrer Anlagerichtlinien wetterfest machen? Und wie stark nutzen die Manager ihre Freiheiten?

Generell investieren die meisten Fonds nur überwiegend in Rentenpapiere, der Rest des Kapitals kann oft in andere Assets investiert werden. Das bietet den Managern immer einen gewissen Spielraum. Diese sind gut beraten, andere Wertpapiere mit ins Boot zu holen, um eine vernünftige Rendite zu gewährleisten. Die Manager müssen dabei aber beachten, dass der größte Teil weiterhin in Rentenpapiere der Risikoklasse des Fonds investiert ist, um das Risiko für die Anleger konstant zu halten. Oftmals halten Fonds sowieso riskantere Papiere als Absicherung im Schadensfall.

Würden Sie aus Rendite-Risiko-Gründen auf Rentenfonds mit Fremdwährungen ausweichen? Welche sind das und warum?

In den meisten anderen Ländern zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie im Euroraum. Egal ob Japan, Großbritannien oder die USA, überall sind die Zinsen tief und somit bieten dort die Anleihen wenig Hoffnung auf hohe Rendite. Nicht umsonst sind weltweit Aktien sehr gefragt. Wer dennoch diese Fonds im Portfolio haben möchte, sollte dabei das Kursrisiko bedenken. Derzeit ist der Euro sehr schwach, doch das muss nicht immer so bleiben. Wer direkt oder indirekt in Fremdwährungsanleihen investiert, sollte eine genaue Vorstellung über die Entwicklung beider Währungen für die Laufzeit haben.

Von: Felix Hannemann

Quelle: DAS INVESTMENT.

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