Das Investment: Mark Mobius stellt sein Team vor: Allan Lam

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 27.04.2015.Mark Mobius, Chef der Tempelton Emerging Markets Group, wird derzeit von einem Team von 90 Experten auf allen Kontinenten unterstützt – darunter 52 Analysten und Portfoliomanager aus 18 Ländern. Teamwork spielt für ihn daher eine entscheidende Rolle. Im Interview mit Allan Lam, Senior Executive Vice President, stellt Mobius einen seiner wichtigsten Mitarbeiter vor.

Mark Mobius: Sie haben Ihr Studium an der Rutgers University in New Jersey absolviert. Was hat Sie dorthin geführt, und welche Erfahrungen haben Sie nach Asien mitgenommen?

Allan Lam: Geboren und aufgewachsen bin ich in Hongkong, an einem Ort, wo sich Osten und Westen treffen. Das ist ein großer Vorteil. Hongkong ist heute nicht nur einer der wichtigsten Geschäfts- und Finanzmärkte der Welt, sondern auch ein wichtiger Produktionsstandort und Containerhafen. Nach Abschluss der Sekundarschule wollte ich mehr Auslandserfahrung sammeln. Ich habe mich um einen Studienplatz an der Rutgers University in New Jersey beworben und wurde angenommen. Diese Universität, die auf das 1766 gegründete Queen’s College zurückgeht, ist eine der ältesten und besten in den USA, insbesondere für Rechnungswesen und Betriebswirtschaft. In meiner Zeit an der Rutgers University habe ich eine wichtige Erfahrung gemacht, die mich heute noch prägt: Harte Arbeit + Einsatz + Beständigkeit = Erfolg. Damals hatte ich mehrere Teilzeitjobs und Praktika und war auch Präsident der Chinese Student Association – gleichzeitig schaffte ich jedes Semester noch bis zu 24 Credits. Trotzdem habe ich das Studium mit der Auszeichnung magna cum laude abgeschlossen. Wenn man sich die nötige Zeit nimmt und sich bemüht, dann bringt das auch Erfolg. Davon bin ich überzeugt. Die Erfahrungen, die ich im Ausland gesammelt habe, wollte ich nach Hongkong zurückbringen und dort anwenden. Denn Hongkong dient der Welt als Tor nach China.

Mark Mobius: Hervorragend. Im Studium haben Sie sich mit dem Rechnungswesen, aber auch mit Informatik befasst. Wie kommt Ihnen dieser Hintergrund zugute? Wie können Sie dieses Wissen in Ihrer derzeitigen Position als Investmentmanager anwenden?

Allan Lam: Als integrale Bestandteile des Investmentgeschäfts bilden Rechnungswesen und Informatik ein festes Fundament für meine Karriere im Investmentmanagement. Man braucht Geduld, man muss die Rechnungslegungsstandards und Rechnungsbücher sowie die detaillierten Fußnoten wirklich verstehen. Analysten, die so detailliert und gründlich analysieren, können sich einen viel besseren Einblick in ein Unternehmen und dessen Branche verschaffen. Die Fortschritte in der Informationstechnologie und in der Verbreitung wichtiger Informationen erleichtern uns nicht nur die Anlageentscheidungen, sondern auch die effiziente Umsetzung dieser Entscheidungen. Als wir unser Templeton Emerging Markets Team gründeten, habe ich unser erstes Datenbankprogramm in dBase II geschrieben. Das war der Übergang von der Tabellenkalkulation zu einer echten relationalen Datenbank. Damit konnten wir auf effiziente Weise die Portfoliotransaktionen verfolgen und die gewichteten durchschnittlichen Kosten für jeden Portfoliobestand wie auch den Nettoinventarwert berechnen. Im Laufe der Jahre haben wir, finde ich, ein hervorragendes IT-Team aufgebaut, das unsere maßgeschneiderten Programme, die unsere Prozesse für Research- und Fondsmanagement unterstützen, weiter ausgebaut hat. Diese enormen Verbesserungen hätten wir in den Anfangsjahren niemals für möglich gehalten.

Mark Mobius: Was hat Sie bei der Berufswahl an der Anlageverwaltung, und zwar insbesondere an den Schwellenländern, gereizt?

Allan Lam: Die Anlageverwaltung fand ich schon immer spannend und sehr reizvoll. Ich reise sehr gerne und habe meine Berufswahl noch nie bereut. Allerdings erfordert der Beruf viel harte Arbeit. In den 80er- und 90er-Jahren dauerte ein Flug nach Lateinamerika insgesamt – mit drei Mal umsteigen und Wartezeiten im Transit – über 40 Stunden. Das war schon hart. Anfangs habe ich zu den verrücktesten Zeiten gearbeitet; da habe ich morgens um 4 oder 5 in der Frühe im Fax-Raum des Hotels auf Research-Informationen gewartet oder Buy- und Sell-Order abgesendet, um nicht die Börsensitzungen in anderen Zeitzonen zu verpassen. Auch bei Missständen in der Geschäftsführung eines Unternehmens braucht man Courage und vollen Einsatz, um mit aller Kraft für die Rechte unserer Anteilsinhaber zu kämpfen. Früher wurden ausländische Anlageverwalter – insbesondere amerikanische Anlageverwaltungsfirmen – von den Unternehmen in Schwellenmärkten nicht immer freundlich aufgenommen. Ein Extremfall war mein Besuch bei einem türkischen Stahlunternehmen, wo man mich mit vorgehaltener Waffe zwang, das Firmengelände zu verlassen, weil sich die Gewerkschaft jeder weiteren Privatisierung und dem Verkauf von Unternehmensaktien an ausländische Anlageverwalter entschieden widersetzte.

Mark Mobius: Ja, daran erinnere ich mich. Sie waren schon vor mir im Werk eingetroffen, so dass mir diese brenzlige Situation zum Glück erspart blieb. In den Anfangstagen hatten Sie offensichtlich viele Hindernisse zu bewältigen. Worin besteht Ihrer Ansicht nach heute die größte Herausforderung für die Gruppe?

Allan Lam: In den ersten Jahren, als das Team noch viel kleiner war, konnten wir schneller entscheiden. Jetzt haben wir 52 Analysten in 18 verschiedenen Schwellenmärkten, mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, die sehr viel mehr Unternehmen beobachten, so dass wir sehr viel mehr Einblick in Unternehmen, Branchen und Länder haben. In unserem Team gibt es viele talentierte Personen, die alle hervorragende Anlageideen einbringen, gute Ergebnisse erzielen und insgesamt zur Stärkung unseres Ansehens in der Welt beitragen. Es gibt aber auch jüngere und weniger erfahrene Mitglieder, die Unterstützung und Anleitung brauchen. Wir konzentrieren uns weiterhin darauf, starke Führungspersönlichkeiten heranzubilden, die das Beste aus den Mitgliedern unseres Investmentteams herausholen, in allen Teilen der Welt. Im Vordergrund steht dabei immer die starke langfristige Performance.

Mark Mobius: Was finden Sie als Schwellenmarktinvestor im Moment am spannendsten?

Allan Lam: Die Schwellenmärkte bieten immer noch ein spannendes und sehr vielfältiges Bild. Da schwingt sicherlich viel Positives mit. Ich möchte aber auch ein Zitat aus einer der Reden aufgreifen, die Sir John Templeton 1994 hielt, und das meines Erachtens auch heute noch stimmt: „Die nächsten 50 Jahre bieten große Hoffnung und glorreiche Aussichten – vielleicht ein neues goldenes Zeitalter großartiger Chancen.“ Die Produktivität ist weltweit so rapide gestiegen, dass der durchschnittliche Lebensstandard, wenn man Alphabetisierung, Lebenserwartung und das durchschnittliche verfügbare Haushaltseinkommen betrachtet, immer besser wird. Die Mittelschicht ist größer als je zuvor, und ihr Lebensstandard wird immer besser, weil ihr verfügbares Einkommen und ihre Ersparnisse ihre Grundbedürfnisse übersteigen. In vielen Ländern, auch in Schwellenländern, sind anerkannte Anlagemöglichkeiten für Kleinanleger bereits vorhanden oder in der Entwicklung. Wir bei Templeton investieren nicht nur in Schwellenmarktunternehmen, sondern stehen auch in Gesprächen mit immer mehr Kunden in Schwellenmärkten, für die wir jetzt immer häufiger tätig werden. Was die Entwicklung angeht, so bin ich sehr froh, Teil eines Teams zu sein, das neue Produkte entwickelt und auf den Markt bringt. Ich bin zuversichtlich, dass sich unser wertorientierter, Bottom-up-Ansatz bei der Einzeltitelauswahl bezahlt macht.

Mark Mobius: Beim Research sind Sie für Unternehmen im Immobilien- sowie Öl- und Gassektor zuständig. Wie haben Sie sich zum Experten für diese Bereiche entwickelt? Können Sie uns mitteilen, wie Sie Anlagen in diese Sektoren heute sehen?

Allan Lam: Ich beobachte diese Sektoren nun schon bald 30 Jahre. Grundsätzlich finde ich die Analyse dieser Sektoren nicht sehr schwierig. Das Immobilienvermögen beziehungsweise die Öl- und Gasreserven eines Unternehmens sind konkrete Grundlagen für Einnahmen, Erträge und Cashflows – diese Ströme sind transparenter als in anderen Bereichen. Der Öl- und Gassektor wird vor allem durch die Geopolitik beeinflusst. Im Konjunkturaufschwung befürchten viele Importeure Engpässe, dauerhaft hohe Preise und sogar eine Gefährdung ihrer nationalen Sicherheit. Im Abschwung verzeichnen diejenigen, die zu hohen Kosten produzieren, Verluste und negative Cashflows, wodurch sich ihr Risikoprofil und damit die Kreditkosten erhöhen. Schwächeperioden können jedoch letztendlich das Tempo bei Fusionen und Übernahmen erhöhen – und das haben wir in den letzten 20 Jahren gesehen. Immobilienentwickler sind nicht nur Konjunkturschwächen ausgesetzt, sondern auch staatlichen Sparmaßnahmen, wodurch der Immobilienmarkt überhitzt. In Südkorea und Thailand hat man zum Beispiel gesehen, dass sich die dortigen Immobilienmärkte deutlich erholen konnten, nachdem die südkoreanische Regierung ihre Sparmaßnahmen aufhob und Thailand sich politisch stabilisierte.

Mark Mobius: Sie sind seit 1987 bei der Templeton Emerging Markets Group. Können Sie sich noch an eine Anekdote aus den Anfangstagen unserer Zusammenarbeit erinnern? Wie war Ihr erster Eindruck, und wie verlief Ihr erster Arbeitstag?

Allan Lam: Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich Ihr erster Schüler und Analyst war. Ich habe Sie als jemanden kennengelernt, der intelligent ist, hart arbeitet und Entscheidungen trifft. Das Bewerbungsgespräch fand an einem Samstagmorgen statt. Mir wurde die Aufgabe gestellt, den vollverwässerten Gewinn je Aktie für ein in Hongkong gelistetes Unternehmen auszurechnen. Weil ich Rechnungswesen studiert hatte, fiel mir das nicht schwer. Einige Stunden später haben Sie mich angerufen und mir die Stelle als Ihr erster Analyst angeboten. Beim Treffen am nächsten Morgen zeigten Sie mir den Verkaufsprospekt für unseren allerersten Fonds. Ich hatte Sorge, dass ich, um die Stelle zu bekommen, Anleger finden müsste, die den Fonds zeichnen. Als Sie mir sagten, dass der Fonds schon voll gezeichnet war, fiel mir ein Stein vom Herzen. Bevor ich bei Templeton begann, habe ich noch eine kleine Auszeit genommen. Im Rückblick denke ich, dass das ganz vernünftig war. Ich hatte nicht nur sehr lange Arbeitszeiten im Büro, sondern musste für die Treffen mit Unternehmensführungen und Werksbesuche auch sehr viel reisen. Das habe ich aber nie bereut, und meine Karriere im Investmentgeschäft hat mir von Anfang an Spaß gemacht und ich habe immer mehr dazugelernt.

Mark Mobius: Kommt es gelegentlich vor, dass Sie von Ihrem Job oder den Märkten noch überrascht werden?

Allan Lam: Das Leben ist voller Überraschungen – auch für Portfoliomanager. Sechs Monate, nachdem ich bei Templeton anfing, erlebte ich im Oktober 1987 den globalen Börsencrash, und da habe ich erstmals extreme Panik unter den Anlegern zu spüren bekommen. Zu Beginn gab es nur eine Handvoll Märkte, in die wir investieren konnten. Im Laufe der Jahre habe ich miterlebt, wie sich die Aktienmärkte allmählich öffneten, wie Staatsunternehmen privatisiert wurden und wie diese Märkte rapide gewachsen sind – mit zunehmender Beteiligung ausländischer Anleger. Dank unserer bewährten Anlagemethode haben wir viele Erfolge gehabt. Anlagen in Schwellenmärkte sind aber immer volatil, das liegt in der Natur der Sache. Deshalb braucht man viel Geduld und Disziplin. Im Laufe der Jahre haben wir in allen Teilen der Welt Krisen gesehen. Aber Krisen eröffnen Chancen. Gerade in solchen Momenten kommt es am meisten auf unsere analytischen Fähigkeiten und ein geduldiges Vorgehen an. Dann können wir für die Anleger Wertsteigerungen erzielen.

Mark Mobius: Welchen wichtigen Rat, den Sie im Laufe Ihrer Karriere erhalten haben, beherzigen Sie bis heute?

Allan Lam: Sir John Templeton hat einmal gesagt: „Zu kaufen, wenn andere verkaufen, und zu verkaufen, wenn andere kaufen – das verlangt großen Mut, macht sich aber bezahlt.“

Mark Mobius: Auf LinkedIn haben wir herausgefunden, dass Sie Trophäen lieben. Falls das stimmt und nicht nur ein für Ihre Freunde bestimmter Scherz ist, beantworten Sie uns doch bitte folgende Frage: Wenn Sie nach Ihrer Wahl für irgendeinen der bisherigen oder künftigen Erfolge in Ihrem Leben eine Trophäe bekommen könnten, wofür hätten Sie dann gerne eine Trophäe? Wie sollte sie aussehen und wo würden Sie sie ausstellen?

Allan Lam: Das stimmt schon, aber ich würde sagen, dass meine Frau Christina, die mein größter Schatz ist, mir wichtiger ist als jede Trophäe. In der High School war ich in der Schwimmmannschaft und habe bei Wettbewerben Medaillen für meine Schule gewonnen. Ich habe Schach gespielt und auch dabei einige Trophäen gewonnen. Auch im Arbeitsleben hatte ich das Glück, über die Jahre Trophäen und Auszeichnungen von verschiedenen Branchenorganisationen und Publikationen erhalten zu haben. Alle diese Trophäen, die ich bei der Arbeit bekommen habe, sind zuhause im Trophäenschrank ausgestellt.

Mark Mobius: Verraten Sie uns noch, wofür Sie sich neben Ihrem Beruf engagieren oder interessieren?

Allan Lam: Meine Frau und ich mögen Golf. Deshalb spielen wir in der Freizeit regelmäßig Golf. Um uns zu noch besseren Leistungen zu zwingen, wollen wir uns demnächst auch zu einem Turnier anmelden.

Von: Mark Mobius

Quelle: DAS INVESTMENT.

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