Das Investment: „In manchen Phasen ist es sinnvoll nahe am Index investiert zu sein“

sjb_werbung_das_investment_300_200Die Finanzaufsicht Bafin will Fonds, die als aktiv deklariert sind, aber zu stark am Vergleichsindex kleben, ausfindig machen und deren Verwaltungsgebühr unter die Lupe nehmen.

Im Prinzip sei das sinnvoll, meint Andreas Görler, Senior Wealth Manager bei der Berliner Vermögensverwaltung Wellinvest-Pruschke & Kalm. Allerdings sollte die Behörde etwas beachten.

DAS INVESTMENT.com: Indexnahe Fonds die nur als aktiv deklariert werden. Randphänomen oder kommt das öfter vor?

Andreas Görler: Der Anteil an verkappten Index-Trackern hat in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen. Lag der Anteil unter allen Aktienfonds auf dem US-Markt in den achtziger Jahren noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich, betrug er 2009 rund 50 Prozent.

Ein Grund hierfür liegt sicherlich in der gestiegenen Marktvolatilität. Um die Quote von Tracking Errors niedrig zu halten, haben Portfoliomanager ihre aktiven Positionen reduziert. Statistiken zeigen außerdem, dass Manager aktiver agieren, wenn die Kapitalmarktrendite höher ist, da hierdurch ein Risikopuffer entsteht. Auf dem aktuell sehr niedrigen Zinsniveau wirken sich Fehlentscheidungen stärker aus und hemmen so die Aktivitäten.

Ein weiterer Grund liegt in der Größe einiger Fonds. Hier ist es dem Manager einfach nicht mehr möglich Small- oder Mid-Caps zu kaufen, weil selbst prozentual kleinere Beimischungen schon Umfänge im zweistelligen Millionenbereich ausmachen.
Für Investoren heißt das letztlich, dass immer mehr vermeintlich aktive Fonds mehr oder weniger einen Vergleichsindex abbilden.

Wie stark achten Sie auf Active Share bei der Fondsauswahl?

Görler: Der „Active Share“ eines Fonds sollte bei der Auswahl einbezogen werden. Im Zusammenhang mit Faktoren und Kennzahlen wie dem Investmentprozess, dem Tracking Error, oder der Sharpe Ratio hilft der Active Share einzuschätzen, was Investoren von einem Fondsmanager erwarten können. Daher bietet diese Kennzahl ein Instrument, das mehr Transparenz und Offenheit in den Fondsmarkt bringt.

Allerdings darf dieser Indikator nicht isoliert betrachtet werden, denn die Aussagekraft ist begrenzt. Ein deutscher Aktienfonds der vielleicht nur zehn Titel aus dem DAX enthält wird wohl als sehr aktiv gemanagt gelten. Wenn man einen globalen Aktienfonds gegenüberstellt, der die 500 größten von ca. 1600 Werten aus dem MSCI Welt umfasst, kann dieser den Index fast komplett abbilden, denn die übrigen Werte fallen nicht so stark ins Gewicht. Beide Fonds halten aber letztlich ca. ein Drittel der Werte, die sich im Vergleichsindex befinden.

Ein hoher Active Share bedeutet auch nicht automatisch, dass ein Portfoliomanager überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt. In jedem Fall ist es aber zu begrüßen, dass der Active Share dazu beiträgt, die Diskussion um die Effizienz aktiven Portfoliomanagements voranzutreiben.

Und was sollen aktive Manager tun, wenn sie der Meinung sind, dass der Index zum gegenwärtigen Zeitpunkt die richtigen Aktien in der richtigen Gewichtung enthält?

Görler: Grundsätzlich bevorzuge ich freie Strategien, die den Manager nicht zu einer Allokation zwingen. Natürlich kann es auch hier dazu kommen, dass genau die Werte, die einem Index entsprechen in einer bestimmten Marktsituation die richtige Lösung sind und auch für einen gewissen Zeitraum gehalten werden sollten. Dann sinkt natürlich auch die Aktivität und die Korrelation zu einem Index ist positiv. Es wäre aber fatal, wenn man sich hier einem Handlungszwang unterwirft, nur um einen hohen „Active Share“ auszuweisen.

Soll die Bafin indexnahe Fonds deklarieren und deren Verwaltungsgebühren prüfen?

Görler: Um einem Etikettenschwindel entgegenzuwirken und auch eine Marktbereinigung überflüssiger Investmentprodukte durchzuführen ist es sicherlich sinnvoll zu prüfen, ob der Fondsmanager wirklich eine echte Managementleistung bietet, die letztlich ja auch bezahlt wird. Hier sollten allerdings keine Momentaufnahmen zur Beurteilung herangezogen werden, weil es Phasen gibt in denen es einfach sinnvoll ist Positionen nur zu halten oder auch nahe an einem Index investiert zu sein.

Von: Svetlana Kerschner

Quelle: DAS INVESTMENT.

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