Das Investment: Unterschätzte Risiken bei High Yield Bonds: „Das kann gefährlich werden“

sjb_werbung_das_investment_300_200SJB | Korschenbroich, 09.10.2014. Man könnte ihn einen Spielverderber nennen, denn Gregor Taraszow aus dem Hause Bantleon beobachtet die neue Liebe von Anlegern zu Hochzinsanleihen mit Stirnrunzeln. Der Portfoliomanager und Analyst für Hochzinsanleihen warnt davor, die Gefahren am Markt zu unterschätzen. Welche er konkret meint, erklärt er im Interview.

DAS INVESTMENT.com: Alle Welt erfreut sich an den Renditen von Hochzinsanleihen. Warum nicht auch Sie?

Gregor Taraszow: Ich habe eigentlich nichts gegen Hochzinsanleihen, und ich glaube auch, dass der Markt mindestens bis Ende des Jahres stabil bleiben wird. Die Europäische Zentralbank hält die Kurse mit ihrer Geldpolitik weiter hoch. Anleger suchen Rendite und kaufen.

Aber?

Ich warne davor, das Liquiditätsrisiko zu unterschätzen.

Warum soll das so wichtig sein? Werden die Anleihen nicht so oder so am Laufzeitende zurückgezahlt?

Es geht darum, was während der Laufzeit passieren kann. Die Liquidität kann den Preis einer Anleihe enorm beeinflussen. Wenn Anleger verstärkt aus High-Yield-Fonds aussteigen wollen, müssen die Fondsmanager Anleihen verkaufen. Das kann gefährlich werden.

Warum?

Weil vor der Finanzkrise meistens noch Banken als Intermediäre aufgetreten sind. Sie haben Anleihen übernommen und später wieder weiterverkauft und damit den Markt liquide gehalten. Das können sie heute nicht mehr so gut. Sie haben ihre Bestände wegen der verschärften Regulierung um Basel III um 50 bis 70 Prozent abgebaut.

Wer soll denn dann die Anleihen kaufen?

Weil die Fonds in einem breiten Ausverkauf alle dasselbe Problem haben, muss sich eine andere Käuferschicht finden. Zunächst gibt es keinen Umsatz, weil ja kein Käufer da ist. Die Preise fallen und die Spanne für An- und Verkauf geht weit auf. Wenn die Kurse tief genug liegen, treten Hedgefonds und Distressed-Manager auf den Plan und greifen günstig zu.

Womit der Verlust im Fonds zementiert wäre. Könnte es denn auch passieren, dass es mal gar keine Anleihekurse gibt und damit auch keinen Fondspreis?

Ein Kurs für die Anleihe findet sich immer. Selbst wenn es keinen Umsatz am Anleihemarkt gibt, werden Anleihen regelmäßig quotiert, also gepreist. Der Bewertungskurs, der in den Fondspreis einfließt, wird in solchen Marktphasen auf Basis des Durchschnittskurses der Anleihepreise ermittelt. Der Fondsmanager wird unter Umständen darauf mit Verkäufen von Anleihen guter Bonität und hoher Liquidität reagieren, was sich aber negativ auf die Portfolioqualität auswirkt.
Könnte etwas Ähnliches passieren wie bei offenen Immobilienfonds? Die Fondsgesellschaft schließt den Fonds und niemand kommt mehr raus?

Ich kann mir zumindest vorstellen, dass es bestimmte Zeiträume gibt, an denen Anleger nicht an ihr Geld kommen. Dann geht das vielleicht nur noch einmal im Monat.

Zentralbanken haben seit 2008 die Finanzmärkte mit Unmengen an Geld geflutet. Damals haben Anleger Anleihen verkauft, weil sie Kredite abzahlen mussten. Das dürfte heute nicht mehr so stark ausgeprägt sein.

Das sehe ich auch so, deshalb ist es vielleicht kein Zwang, der zum Ausverkauf führt.

Sondern?

Ein Drang. Anleger sitzen auf Hochzinsanleihen mit Renditen von 3 bis 5 Prozent. Wenn die Zinsen für risikofreie Anlagen einmal steigen, werden sie sich fragen: Wo ist eigentlich das High in meinem High Yield? Dann beginnen sie zu verkaufen und reißen andere Anleger mit. Man hat das in diesem Jahr im Juli und August gesehen, als es einen Ausverkauf gab.

Hochzinsindizes sind um nicht einmal 2 Prozentpunkte gefallen. Das nennen Sie einen Ausverkauf?

Es war tatsächlich nicht viel. Der Markt hat stillgehalten und die Sache ausgesessen, und es ist nochmal gutgegangen. Aber in manchen Marktsegmenten gab es schon keine Kurse mehr. Wenn die Kurse um 4 Prozent oder mehr gefallen wären, hätte die Sache wirklich anders ausgesehen.

Was sollen wir nun tun?

Wie gesagt, ich habe nichts gegen Hochzinsanleihen. Aber man darf einfach nicht sein ganzes Vermögen dort anlegen, das ist zu gefährlich.

Viele Fondsmanager ersetzen echte Anleihen mit Kreditausfallversicherungen, Credit Default Swaps. Die Märkte seien dort viel liquider, heißt es.

Das stimmt auch. Aber CDS wurden erfunden, um Risiken abzusichern und zu übertragen. Es ist nicht im Sinne des Erfinders, dass normale Anleger dorthin strömen, und der Markt wächst und wächst. Aber das ist gerade der Fall. Man hat bei CDS ein Kontrahentenrisiko, das darf man nicht vergessen. Wenn dort mal ein Handelspartner ausfällt, gibt es große Probleme.

Kann das alles nicht auch bei Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating passieren? Die sind auch ganz schön teuer.

Der Markt ist viel größer, transparenter und liquider als der für Hochzinsanleihen. Insofern wäre es schon eine ganz andere Größenordnung, wenn er austrocknen würde. Aber theoretisch ist es möglich, denn 2008 hat man auch diese Papieren nicht mehr ohne massive Kursabschläge verkauft bekommen.

Von: Andreas Harms

Quelle: DAS INVESTMENT.

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