Das Investment: 27 Ausblicke auf 2016: „Bis zu vier Fed-Zinserhöhungen innerhalb von zwölf Monaten“

sjb_werbung_das_investment_300_200Nach der Zinswende ist vor der Zinserhöhung: Nachdem die Federal Reserve (Fed) den US-Leitzins um 25 Basispunkte erhöht hat, wird über die nächsten Schritte der amerikanischen Notenbank orakelt. Andrew Pease und Wouter Sturkenboom erwarten schon bald die nächsten Zinsschritte.

Neben den Zinserhöhungen gehören auch Lohnerhöhungen in den USA sowie Unsicherheiten in den Schwellenländern zu den „prägenden Faktoren im neuen Jahr“, prognostizieren die beiden Anlagestrategen der Investment- und Beratungsgesellschaft mit Hauptsitz in Seattle, die sich insbesondere auf Multi-Asset-Fonds spezialisiert hat.

„Wir rechnen mit einem weiteren glanzlosen Jahr“, schreiben sie in ihrem gemeinsamen Marktausblick auf das Investment-Jahr 2016. Die Märkte dürften sich demnach weiter seitwärts bewegen. Profitieren werden ihrer Meinung nach diejenigen Investoren, die zwar das Beste hoffen, aber sich auf das Schlimmste vorbereiten.

Fed bestimmt weiterhin die Märkte

Konkret raten sie Anlegern dazu, in den bevorstehenden Zeiten hoher Marktvolatilität die Nerven zu behalten: Statt auszusteigen, sollten Kursrückgänge demnach als günstige Kaufgelegenheiten genutzt werden. Ebenso empfehlen sie, günstige Kurse defensiver Investments zum Aufbau von Absicherungen wahrzunehmen.

Eruptionen an den Börsen könnte auch 2016 wieder die US-Notenbank auslösen: Pease und Sturkenboom erwarten, dass die Fed in den kommenden zwölf Monaten bis zu drei weitere Zinsschritte unternimmt. „Jede drastische Abweichung von ihrem Weg dürfte signifikante Konsequenzen für die Renditen an den Kapitalmärkten haben.“ zum Volltext

Was andere Investment-Profis denken

Bei ihren Prognosen für das kommende Jahr gehen die Meinungen der Vermögensverwalter weit auseinander. Die wichtigsten Ausblicke für Investment-Berater haben wir in den folgenden Zitaten auf den Punkt gebracht:

Mark Mobius ist Manager des Templeton Asian Growth Fund.

„Anleger neigen dazu, auf Überraschungen unverhältnismäßig negativ zu reagieren“, erklärt Schwellenländer-Experte Mobius. „Und oft tragen die Schwellenländer in solchen Fällen die Hauptlast der ‚Flucht in sichere Werte‘.“ Jedoch seien viele Ursachen der aktuellen Marktvolatilität nur vorübergehender Natur.

„Wir sind langfristig aus mehreren Gründen optimistisch“, erklärt der Executive Chairman der Templeton Emerging Markets Group weiter:

Erstens verzeichnen Schwellenländer generell ein tendenziell kräftigeres Wirtschaftswachstum als Industrieländer.
Zweitens haben sich die Fundamentaldaten der meisten Schwellenländer im zurückliegenden Jahrzehnt deutlich verbessert.
Drittens bergen die Schwellenländer ein bedeutendes, aber noch ungenutztes Potenzial in Bezug auf Ressourcen und Demografie.
Daher gelte es trotz der zu erwartenden hohen Volatilität „zu bedenken, dass turbulente Zeiten an den Finanzmärkten mittelfristig das größte Potenzial für Kursgewinne bieten können“. Gemessen am Kurs-Gewinn- beziehungsweise Kurs-Buchwert-Verhältnis erscheinen die Emerging Markets laut Mobius „im Vergleich zu den Industrieländern unterbewertet“

Paul Diggle ist Volkswirt Investment Solutions bei Aberdeen Asset Management.

„Die Konjunkturzyklen der großen Volkswirtschaften laufen nicht synchron“, erklärt Aberdeen-Volkswirt Diggle. Während die USA und das Vereinigte Königreich seit mehreren Jahren anhaltendes Wachstum verzeichnen, zeigt die Eurozone erst seit kurzem erste Zeichen einer Erholung und die Schwellenländer befinden sich in mehr oder weniger heftigen Abwärtstrends.

Diese asynchronen Entwicklungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die Anlagemarktperformance der letzten Jahre – das könnte sich 2016 aber ändern. Angesichts der schieren Größe der Emerging Markets – deren Anteil am globalen Output auf Devisenkursbasis innerhalb eines Jahrzehnts von 20 auf mittlerweile 40 Prozent angestiegen ist – kann ein Niesen dieser Märkte den Rest der Welt mit Schnupfen anstecken.

Ob 2016 nun das Jahr wird, in dem die Turbulenzen in den Schwellenländern der langen Wachstumsphase in den USA und im Vereinigten Königreich ein Ende setzen und die erst anfängliche Erholung der Konjunktur in der Eurozone zu Fall bringen oder nicht – eines ist sicher: keine Erholung kann ewig andauern.“

Peter E. Huber ist Gründer des finanzmarktorientierten Vermögensverwalters Starcapital aus Oberursel.

„Obwohl sich Value-Titel im langfristigen Vergleich deutlich besser entwickeln als Wachstumswerte, hinken sie bereits seit fast sieben Jahren deutlich hinterher“, gibt Starcapital-Fondsmanager und -Vorstand Huber in seinem aktuellen „Börsenausblick 2016“ zu bedenken.

Growth-Titel würden geliebt und hoch bewertet, da sie hohe Gewinnsteigerungsraten aufweisen und man diese Entwicklung in die Zukunft extrapoliere. „Doch nur wenige Unternehmen sind in der Lage, ihre Gewinne über einen längeren Zeitraum überdurchschnittlich zu steigern.“ Enttäuschungen seien also programmiert.

Russ Koesterich ist globaler Chef-Anlagestratege beim Blackrock Investment Institute.

„Wenn die Unternehmen höhere Gewinne erwirtschaften sollen, muss das Wachstum zurückkehren – insbesondere in Märkten mit hohen Bewertungen“, erklärt Koesterich, globaler Chef-Anlagestratege beim Blackrock Investment Institute. „Die Effekte von Kursbewegungen beim Dollar und Ölpreis werden entscheidend sein.“

Ein weiterer Anstieg des Dollar würde den Druck auf die Rohstoffpreise, Schwellenländerwährungen und Gewinne der US-Unternehmen weiter erhöhen, so Koesterich weiter. „Letzteres deswegen, weil Exporte weniger wettbewerbsfähig würden.“ Fallende Ölpreise könnten die Notenbanken die geldpolitischen Zügel weiter lockern lassen.

Aymeric Forest ist Head of Multi-Asset Investment – Europe bei Schroders.

„Zentralbanken und Realzinsen werden auch 2016 die wichtigsten Triebkräfte sein“, erklärt Aymeric Forest, Head of Multi-Asset Investment – Europe bei Schroders. „Es ist unwahrscheinlich, dass sich auf den ersten Zinsschritt der Fed in den kommenden Monaten ein aggressiver Straffungszyklus anschließt.“

„Einerseits übt ein starker Dollar negative Einflüsse auf die US-Exporte aus, andererseits ist die Konjunkturschwäche in China zu nennen. Staatsanleihen dürften daher kaum außer Kontrolle geraten, dafür allerdings auch kaum attraktive Renditen bieten. Hiervon könnten aktiv gemanagte einkommensorientierte Strategien profitieren.“

Giordano Lombardo ist Chief Executive Officer (CEO) und Group Chief Investment Officer (CIO) von Pioneer Investments.

Die Fondsgesellschaft Pioneer Investments prognostiziert für das kommende Jahr ein schwieriges Umfeld. Denn neben den politischen Gründen hätten viele Volkswirtschaften mit Umbrüchen, knapper Liquidität und schleppendem Wirtschaftswachstum zu kämpfen. „Trotz dieses nicht besonders erfreulichen Szenarios sehen wir 2016 mit Optimismus entgegen.“

„Der globalen Wirtschaft sollte eine Stagnation weitgehend erspart bleiben, solange große Volkswirtschaften ihre Strukturreformen weiter vorantreiben“, begründet Pioneer-CIO Lombardo. Für das langsamere Wachstum sei seiner Ansicht nach das Zusammenwirken von vier Strukturfaktoren verantwortlich:

der Druck zum Schuldenabbau
die rückläufigen Produktivitätszuwächse
der Mangel an Investitionsbereitschaft
das Risiko geringer Inflation

„In diesem schwierigen Umfeld werden eine expansive Geldpolitik und eine weniger restriktive Fiskalpolitik im Jahr 2016 eine Konjunkturbelebung unterstützen“, erklärt Lombardo. „Wir erwarten in den USA und in Europa eine stärkere Dynamik, während unser Ausblick für die Schwellenländermärkte eher moderat, aber dennoch positiv ist.“

Ken Lambden ist Chief Investment Officer (CIO) bei Baring Asset Management

Die EZB setzt ihre Politik des billigen Geldes erwartungsgemäß fort. Neben den geldpolitischen Anreizen geben aber auch zunehmend positive Fundamentaldaten Europas Börsen Aufwind, meint Barings-CIO Ken Lambden. „Im Gegensatz dazu dürfte der amerikanische Wachstumsmotor ins Stottern geraten.“

In der zweiten Jahreshälfte 2016 dürfte der Euro gegenüber dem Dollar vergleichsweise attraktiver sein, prognostiziert Lambden. „Europa ist meiner Ansicht nach hervorragend positioniert und ich sehe gute Wachstumschancen bei Small-, Mid- und Large-Cap-Titeln.“

„Ein gutes Jahr für Asien“

Im Vergleich zu anderen Beobachtern fällt auch sein China-Ausblick auffällig optimistisch aus. Dem Reich der Mitte gewinne zusehends an Bedeutung, sowohl an den regionalen als auch den globalen Märkten. Und die Integration in die Weltwirtschaft dürfte durch Marktreformen weiter vorangetrieben werden.

„Nachdem der Yuan in den Währungskorb des IWF, aus dem sich dessen Sonderziehungsrechte (SZR) ergeben, aufgenommen wurde und die chinesische Regierung den richtigen Kurs zur Kontrolle ihrer Wirtschaft eingeschlagen hat, dürfte 2016 für Asien alles in allem ein gutes Jahr werden.“

Christophe Bernard ist Chefstratege bei Vontobel.

„Aus unserer Sicht lässt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die robuste Wirtschaftsdynamik in den USA anhält, und wir sind dementsprechend positioniert. Die Aussichten für den Rest der Welt sind weniger klar.

Die Anleger sollten deshalb sehr selektiv vorgehen und gegen Überraschungen gewappnet sein, insbesondere was den Ölpreis betrifft. Dank unserer beträchtlichen Cash-Position können wir Marktchancen nutzen. Um das Bild abzurunden, prüfen wir die Treffsicherheit unserer früherer Prognosen – ein nützliches, wenngleich manchmal ernüchterndes Unterfangen.“

Reinhard Pfingsten ist Anlage-Chef bei Hauck & Aufhäuser.

Zuversichtlich für das kommende Börsenjahr zeigt sich Reinhard Pfingsten, Chief Investment Officer (CIO) des Bankhauses Hauck & Aufhäuser. Im Interview mit der Börsen-Zeitung nennt er „für den Dax ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von bis zu 15 oder 16 für vertretbar.“ Möglich halte er einen Anstieg der Dax-Unternehmensgewinne um 10 Prozent.

„Insgesamt halten wir daher einen Dax-Anlageertrag von 8 Prozent beziehungsweise einen Stand von rund 12 500 Punkten für erreichbar“, so Pfingsten weiter. Anders als viele seiner Berufskollegen setzt er aber nicht vor allem auf Aktien des Euroraumes. Stattdessen liegen bei ihm die Anlageregionen Japan, Asien und USA vorn.

Stefan Bielmeier ist Leiter des Bereichs Research und Chefvolkswirt der DZ-Bank.

„Die Weltkonjunktur schleppt sich auch im kommenden Jahr dahin. Wachstumstreiber ist weiterhin die binnenwirtschaftliche Nachfrage in den Industrieländern. Die Schwellenländer haben als Wachstumstreiber für die Weltwirtschaft und für die deutschen Unternehmen ausgedient.

Impulse für die Aktienmärkte kommen kaum noch von steigenden Unternehmensgewinnen, sondern nur mehr von der expansiven Geldpolitik der EZB; die niedrigen Zinsen und der niedrige Ölpreis sind es für den Moment auch, die einen Crash verhindern; deshalb wird der Dax auch stagnieren und am Jahresende 2016 bei etwa 11.000 Punkten notieren.“

Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege bei der Deutschen Bank.

„Neben geopolitischen Risiken dürfte die Geldpolitik der größte Unsicherheitsfaktor im Jahr 2016 sein. So könnte im Zuge der Leitzinserhöhungen der Fed der US-Dollar zu stark aufwerten und damit Rohstoffpreise sowie Schwellenländerwährungen unter Druck setzen. Darüber hinaus dürften auch die Sorgen um das Wachstum Chinas noch nicht ausgestanden sein.

Weiteres Risikopotenzial sehe ich unter anderem in einem möglichen Ausufern der Abwertungstendenzen bedeutender Währungen („Währungskrieg“) sowie einem Einbruch der Unternehmensgewinne in den USA. Alles in allem ist durch die Vielzahl regionaler und globaler Unsicherheitsfaktoren im kommenden Jahr weiter mit vergleichsweise hohen Schwankungen an den internationalen Kapitalmärkten zu rechnen.“

Franck Dixmier ist Globaler Anleihenchef von Allianz Global Investors.

„Wachsende Volatilität an den Devisenmärkten und Währungsabwertungen sind ein Zeichen für mangelnde internationale Koordination. Daraus ist die Sorge vor globalen Handels- und Währungskriegen entstanden, da Volkswirtschaften sich das Wachstum von anderen borgen, anstatt es über Volkswirtschaften mit hohen Zahlungsbilanzüberschüssen zu stimulieren.

Diese Vorgehensweise kann auf globaler Ebene nicht die Wachstumsraten steigen lassen, und schon gar nicht auf die Niveaus, die wir von früheren Erholungszyklen kennen. Wir sollten uns auch bewusst sein, dass eine Welt im Nullzins-Modus auch Fehlallokationen fördert und zu übertriebenen Bewertungen führen kann.“

Patrice Gautry ist Chefökonom der Union Bancaire Privée (UBP).

„2016 dürfte der Abwärtstrend der langfristigen Zinsen der letzten 35 Jahre ein Ende nehmen, wobei die USA als erste Volkswirtschaft ihren Satz anheben wird. Trotz der herrschenden Unsicherheit hat die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritts der Fed im Dezember zugenommen; die Markterwartungen haben sich maßgeblich verändert.

Die US-Notenbank dürfte jedoch vorsichtig bleiben, um Risiken sowohl aus dem Ausland (China, instabile Finanzmärkte) als auch dem Inland (niedrige Arbeitslosenrate, potenzieller Aufwärtsdruck auf die Löhne) zu bewältigen.“

Jens Wilhelm ist im Vorstand der Union Asset Management Holding AG für Portfoliomanagement und Immobilien zuständig.

„Die Suche nach Rendite bleibt auch 2016 anspruchsvoll. Jede Renditequelle zählt. Leichter Rückenwind von der Weltkonjunktur wird auch 2016 an den Kapitalmärkten spürbar sein.“

Kurzfristig könnten allerdings mehr Windwechsel auftreten als im laufenden Jahr. Für solche Schwankungen sollten sich Investoren breit aufstellen und die Volatilität durch eine aktive Asset Allocation für sich nutzen.

Edgar Senior ist Managing Director und Chef fürs Produkt-Content sowie die Produktentwicklung bei Source.

„Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken in Japan und Euroland dürfte sich im kommenden Jahr fortsetzen. Von diesem Wirtschafts- und Marktumfeld sollten Aktien besonders profitieren können. Japans Immobilienmarkt sollte sich ebenfalls gut entwickeln.

Die Experten des Multi-Asset-Research-Teams von Source beziehen sich dabei auf das Szenario, das sie für das Jahr 2016 am wahrscheinlichsten halten. Anleihen könnten demnach 2016 enttäuschen. Für eine mögliche Ausnahme halten sie US-Hochzinsanleihen mit kürzerer Laufzeit.“

Mark Haefele ist Global Chief Investment Officer bei UBS Wealth Management und UBS Wealth Management Americas.

„Die Welt im Wandel bleibt eine Herausforderung für die Portfolioperformance. Wir wissen aus Erfahrung, dass eine klar definierte Anlagestrategie, regelmäßige Überprüfungen des Portfolios und eine strenge Umsetzungsdisziplin dazu beitragen können, dass das Portfolio auf Kurs bleibt.

Wir rechnen zu Beginn des Jahres 2016 mit einer moderaten Beschleunigung des globalen Wachstums und raten den Anlegern, Aktien zu übergewichten.“

Chris Iggo ist CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers.

„Obwohl die Renditen ein wenig höher liegen als Ende letzten Jahres, wird jede zusätzliche Rendite in Form von Ausschüttungen durch eine negativere Kursentwicklung wieder aufgehoben – vor allem in den Märkten, in denen die Zinsen vermutlich steigen werden wie in den USA und Großbritannien.“

Kurzfristige Anlagen seien ein Weg, um mit den steigenden Zinsen umzugehen. Und das Verlustrisiko von High Yields werde voraussichtlich erst nach dem Zinsanstieg wachsen. „Investoren sollten also dafür belohnt werden, dass sie Kreditrisiken auf sich nehmen“, findet Iggo. „Der Schlüssel zu allem wird sein, was die Fed tut, wie sich die Inflation entwickelt und wie die Märkte darauf reagieren.“

Dr. Marco Bargel ist Chefvolkswirt der Postbank.

„Die Aktienmärkte sollten vom Konjunkturaufschwung im Euroraum profitieren. Die Unternehmensgewinne werden 2016 weiter steigen und Potenzial für Kurszuwächse eröffnen. Börsennotierte Unternehmen sind im langfristigen Durchschnitt trotz der vorangegangenen Kursanstiege immer noch moderat bewertet.

Eine allgemeine Kursblase ist bei deutschen beziehungsweise europäischen Aktien nicht erkennbar. Deutlich vorsichtiger sollten Anleger bei Aktien der Schwellenländer agieren. Hier sind in einzelnen Märkten spekulative Übertreibungen erkennbar, was der Kurssturz chinesischer Aktien im August 2015 eindrucksvoll belegt hat.“

Philippe Uzan ist CIO bei Edmond de Rothschild Asset Management (France).

„Rohstoffpreise sind kontinuierlich gefallen, nachdem sie 2008 (Öl) und 2011 (Rohstoffindizes) Rekordhöhen erreicht hatten. Grund hierfür sind das große Angebot (Schieferöl) und eine Nachfrage, die nicht mit den Erwartungen Schritt gehalten hat (Konjunktureinbruch in China).

Die derzeitigen jährlichen Preisdaten werden durch einen erheblichen Basiseffekt verzerrt. Dies gilt insbesondere für Energie – wo der Ölpreis in der zweiten Jahreshälfte 2014 um mehr als die Hälfte gefallen ist – sowie für Industrie- und Agrarrohstoffe.

Eine – wenn auch ungleichmäßige – Stabilisierung der Preise scheint im Gange und mit der Zeit dürften die Auswirkungen des Basiseffekts nach und nach abnehmen. Die weltweiten Verbraucherpreisindizes werden im Laufe der nächsten Monate ihren Rückstand gegenüber den Kerninflationsindizes aufholen.“

Luca Paolini ist Chief Strategist bei Pictet Asset Management.

„Beim Blick auf die finanzielle Landschaft des Jahres 2016 ist unsere Meinung immer stärker von der Aussicht geleitet, dass die Weltwirtschaft uns eine positive Überraschung bescheren wird. Und nach unserer Sicht gibt es guten Grund für Optimismus.

Ein Lichtstrahl ist der Konsum. Es gibt immermehr Beweise dafür, dass die Konsumausgaben in 2016 steigen werden. In den USA nimmt die Arbeitslosigkeit immer weiter ab während die Löhne um 2,5 Prozent pro Jahr steigen. Durch steigende Häuserpreise dürften die Ausgaben noch weiter steigen. Und keiner dieser Faktoren wäre von einer Zinserhöhung betroffen.“

Léon Cornelissen ist Chefvolkswirt bei Robeco.

„Das Jahr der zunehmenden Volatilität: Das war die zentrale Botschaft unseres im letzten Jahr veröffentlichten Ausblicks auf 2015. Wir hatten Volatilität vorhergesagt – und die bekamen wir auch. Und wahrscheinlich wird sie uns noch eine Weile erhalten bleiben.

Ähnlich wie das letzte Jahr ist auch 2015 aus wirtschaftlicher Sicht enttäuschend, und das Wachstum ist einmal mehr gedämpft. Wenige Wochen vor dem Jahresende ist bereits klar, dass die Weltwirtschaft 2015 langsamer expandieren wird als 2014.

Das liegt nicht nur an Chinas schwächerem Wachstum, sondern auch daran, dass die US-Wirtschaft den durch deutlich niedrigere Ölpreise und den stärkeren Dollar ausgelösten Schock verdauen muss. Für 2016 erwarten wir eine – wenn auch beschränkt – stärker werdende Weltwirtschaft.“

Philippe Ithurbide ist Chefvolkswirt bei Amundi.

„Das globale Wachstum dürfte anhalten“, erklärt Philippe Ithurbide in seinem „Central scenario“, dem er eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 70 Prozent beimisst. „Die Probleme in Verbindung mit China bleiben in den anderen Schwellenländern, die um ihr wieder erstarkendes Wachstum kämpfen, begrenzt. Dabei spielen auch ihre schwachen Währungen eine Rolle.

Der globale Trend zu geringem Wachstum in den Emerging Markets in Verbindung mit geringerer Wettbewerbsfähigkeit entwickelter Staaten aufgrund ihrer starken Währungen führt 2017 zu einer schleichenden Schwächung des Wachstums in den Industrieländern.

Anna Stupnytska ist Volkswirtin bei Fidelity.

„An den schwierigen Bedingungen für die Schwellenländer wird sich 2016 wenig ändern. Die geringere Nachfrage aus China lastet insbesondere auf solchen Schwellenländern, die sich auf den Export von Gütern oder Dienstleistungen für die Industriezweige der „alten Wirtschaft“ im Reich der Mitte spezialisiert haben.

In den rohstoffexportierenden Ländern haben die niedrigeren Rohstoffpreise tiefe Spuren in den Außenbilanzen und Staatshaushalten hinterlassen, oft verschlimmert durch die Abwertung der Landeswährung. Zu guter Letzt wirken sich die weltweit angespannteren Finanzierungsbedingungen nachteilig auf jene Schwellenländer aus, deren Zugang zu den internationalen Finanzmärkten sich 2015 verschlechtert hat.

Diese Rahmenbedingungen machen es wichtiger denn je, zwischen den Ländern, die am stärksten unter den Negativfaktoren leiden, und solchen mit besseren wirtschaftlichen und finanziellen Fundamentaldaten zu unterscheiden.“

Simon Ward ist Chef-Volkswirt bei Henderson Global Investors.

„Allgemein befürchtet wird eher ein weiter Abschwung der chinesischen Wirtschaft als eine mögliche Rezession in den USA. Chinas Wachstum stieg in 2015 dank der expansiven Geldpolitik wieder stark an.

In Verbindung mit einer lockereren Fiskalpolitik dürfte die chinesische Wirtschaft 2016 positiv überraschen. Das hätte auch begünstigende Effekte für andere Schwellenländer.“

Martin Moryson ist Chefvolkswirt bei Sal. Oppenheim.

Die Börsen der entwickelten Volkswirtschaften dürften Anlegern 2016 einen Ertrag von 7,6 Prozent bringen. In den Emerging Markets rechnet man bei Sal. Oppenheim mit einer Aktien-Performance von 6,9 Prozent. Grundlage für die Prognose bildet ein Szenario von Chefvolkswirt Dr. Martin Moryson, nach dem die Weltwirtschaft im kommenden Jahr um 3,6 Prozent wächst.

Dabei wird die globale Konjunktur von einem weiterhin niedrigen Ölpreis, expansiver Geldpolitik sowie günstigen Finanzierungsbedingungen angetrieben. Auf starke Wachstumsimpulse aus den Emerging Markets müssen die Industrieländer allerdings verzichten. „Die Schwellenländer dürften ihre Rolle als Wachstumszauberer auf absehbare Zeit einbüßen“, sagt Moryson.

Juan Nevado ist Manager des M&G Dynamic Allocation Fund und des M&G Prudent Allocation Fund.

„2015 war auch das Jahr des billigen Öls. Der Preisverfall habe in etwa die Wirkung einer herzhaften Steuersenkung, sagt Nevado, aber die Wirkung komme erst mit Verzögerung an den Märkten an.

Wir erwarten, dass das gigantische Konjunkturprogramm namens billiges Öl jetzt anfängt, seine Wirkung zu zeigen. Wir sehen an den Verbraucherindikatoren, dass die Auswirkungen im Westen seit kurzer Zeit spürbar sind, und diese Entwicklung dürfte sich weiter verfestigen.“

Von: Christian Hilmes

Quelle: DAS INVESTMENT.

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