Das Investment: Bill Gross warnt vor mangelnder Regulierung: „Fondsgesellschaften können im Fall der Fälle nur an sich selbst verkaufen“

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 20.07.2015.Die meisten Vertreter der Fondsbranche lehnen Regulierung weitgehend ab. Nicht so Bill Gross. Der Janus-Anlagestratege und Ex-Pimco-Chef sieht die knapper werdende Liquidität als wachsendes Risiko für die Finanzmärkte.

Fondsriesen wie Blackrock, Vanguard & Co. seien nicht systemrelevant, entschied jüngst der Finanzstabilitätsrat. Daher müssten die Gesellschaften auch nicht so streng reguliert werden wie beispielsweise Banken. Falsch, meint Bill Gross. Lesen Sie warum.

Die über die vergangenen Jahre hinweg schwindende Liquidität an den Anleihemärkten stellt ein zunehmendes Risiko für die Finanzmärkte dar. Bei einem Sturm der Anleger auf das weitgehend unregulierte Schattenbankensystem in Folge ökonomischer Schocks oder anderer negativer Ereignisse drohen starke Kursschwankungen und Verwerfungen. Zwar haben die Regulierungsbehörden die Risiken bei klassischen Banken gesenkt, doch faktisch sind diese Risiken nur auf jemand anderen innerhalb des Systems übertragen worden.

Die Finanzaufseher haben guten Grund darüber nachzudenken, ob der Ausdruck “Sturm auf die Banken” überhaupt noch zeitgemäß und angebracht ist angesichts der heutigen Strukturen im Finanzsektor, bei denen einzelne Teilnehmer kaum reguliert und weniger liquide sind als traditionelle Banken. Investmentfonds, Hedge-Fonds und ETFs sind Teil des sogenannten Schattenbankensystems.

Fondsgesellschaften floss so viel Liquidität wie  Versicherern und Pensionsfonds zu

Für diese modernen “Banken” gelten weder strenge Eigenkapitalregeln noch müssen sie bestimmte Liquiditätsreserven für den Notfall vorhalten. Diesen Playern ist mittlerweile so viel Liquidität durch private und institutionelle Anleger wie etwa Versicherungsgesellschaften und Pensionsfonds zugeflossen, dass sie weitgehend selbst den Markt darstellen – mit der Folge, dass sie im Fall der Fälle nur an sich selbst verkaufen können, ohne dass die US-Notenbank die Möglichkeit hätte mit Hilfsmaßnahmen einzugreifen.

Nach Zahlen von Barclays Research ist der Umsatz am Markt für Investmentgrade-Anleihen seit dem Jahr 2005 um 35 Prozent und bei Hochzinsanleihen sogar um 55 Prozent zurückgegangen, obwohl das Volumen an ausstehenden Emissionen im gleichen Zeitraum gestiegen ist. Dennoch gibt es immer noch eine Art von Liquiditätsillusion. Dabei ist es offensichtlich, dass nicht alle Investoren zur gleichen Zeit durch einen immer schmaleren Ausgang passen, wenn sie verkaufen wollen.

Ereignisse, die zu einem Sturm auf das Schattenbankensystem führen könnten

Im System aus Schattenbanken müssten die Handelspartner bei ihren Geschäften daher darauf bedacht sein, ihre Margen auszuweiten, wenn die Kurse auf breiter Front nach unten gehen. Doch während etwa Private-Equity-Gesellschaften und Hedge-Fonds Mechanismen eingebaut haben, die verhindern, dass die Investoren von einem Tag auf den anderen ihre Gelder abziehen, müssen Investmentfonds und ETFs ihre Vermögenswerte zu jedem Preis auf den Markt werfen, wenn ihre Anleger etwa im Zuge einer Krise die Nerven verlieren und ihre Anteile im großen Stil zurückgeben.

Doch auch in einem moderaten Börsenumfeld steigen für die Besitzer von ETF- und Fondsanteilen die Preisrisiken, wenn die Liquidität an den Märkten knapper wird. Wir haben noch keine Erfahrung damit, wie sich Investoren und Märkte verhalten werden, wenn die Preise über einen längeren Zeitraum hinweg nach unten gehen und gleichzeitig den Notenbanken und der Politik die Hände gebunden sind, um stützend einzugreifen. Gerade eine solche Phase könnte zur Nagelprobe für die Liquidität werden.

Es gibt einige viele Möglichkeiten und Ereignisse, die zu einem Sturm auf das Schattenbankensystem führen könnten. Dazu zählen falsche geldpolitische Entscheidungen der US-Notenbank ebenso ein Wiederaufflammen der Griechenlandkrise oder wachsende geopolitische Risiken und nicht zuletzt eine konjunkturelle Abschwächung in den Emerging Markets, allen voran der chinesischen Volkswirtschaft. In diesen Fällen werden die meisten Investoren wohl alles andere als gelassen die Ereignisse verfolgen.

Es gibt einige viele Möglichkeiten und Ereignisse, die zu einem Sturm auf das Schattenbankensystem führen könnten. Dazu zählen falsche geldpolitische Entscheidungen der US-Notenbank ebenso ein Wiederaufflammen der Griechenlandkrise oder wachsende geopolitische Risiken und nicht zuletzt eine konjunkturelle Abschwächung in den Emerging Markets, allen voran der chinesischen Volkswirtschaft. In diesen Fällen werden die meisten Investoren wohl alles andere als gelassen die Ereignisse verfolgen.
Und was können Anleger dagegen tun?

Halten Sie immer einen ausreichend hohen Cashanteil in Ihrem Portfolio – dann sind Panikverkäufe für Sie kein Thema mehr.

Den gesamten Ausblick „It Never Rains in California“ in der Serie „Outlook from Bill Gross“ finden Sie hier.

Von: Bill Gross

Quelle: DAS INVESTMENT.

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