Das Investment: Birgit Schrowange über Frauen und Geldanlage: „Lasst Euch nicht die Butter vom Brot nehmen!“

sjb_werbung_das_investment_300_200Ein noch größeres Risiko als Geld am Kapitalmarkt anzulegen ist es, gar nichts für die Altersvorsorge zu tun. Außerdem: Frauen sollten sich nicht übervorteilen lassen! – Im Interview erklärt Birgit Schrowange, Moderatorin des RTL-Magazins „Extra“, woher ihr Interesse für Finanzen rührt und warum ihr das Thema Spaß macht.Die Übernahme des Interviews erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Finanz-Informationsportals herMoney >>Der Titel Ihres Buches „Es darf gern ein bisschen mehr sein“ provoziert die Frage: Wovon hätten Sie denn gerne mehr?

Birgit Schrowange: Mehr Lebensfreude, mehr Sahne auf dem Eis – und natürlich auch mehr Geld!

Ist so viel Gier denn erlaubt? Oder anders gefragt: Sind Frauen zu bescheiden?

Schrowange: Frauen sind definitiv zu bescheiden, zumal beim Thema Geld. Geld ist mir nicht wichtig, das interessiert mich nicht – so etwas höre ich immer wieder. Das zeigt sich dann leider auch bei Gehaltsverhandlungen. Das erschrickt mich manchmal schon.

Woran liegt´s? Ist es wirklich Bescheidenheit oder sind sich Frauen ihres Wertes gar nicht bewusst?

Schrowange: Sicher beides, im alten Rollenmuster hatten Frauen bescheiden zu sein – früher ging es ja vor allem darum, einen Mann zu finden, der sie versorgt. Das steckt noch so drin, selbst bei gebildeten Frauen. Wenn zwei Partner Medizin studieren und sie wird schwanger, dann gibt sie noch immer häufig das Studium auf und landet als Sprechstundenhilfe in der Praxis ihres Mannes. Das Studium wird dann abgeschrieben nach dem Motto: Wir haben doch genug Geld, Du musst doch gar nicht arbeiten. Das finde ich brutal.

Sie haben Ihren Job nach der Geburt Ihres Sohnes vor 16 Jahren nicht aufgegeben. Hatten Sie daran gedacht?

Schrowange: Das kam für mich nicht in Frage. Hierzulande wird Müttern ja oft noch suggeriert, dass sie Rabenmütter seien, wenn sie arbeiten. Das Wort Rabenmutter gibt es ja so in anderen Sprachen nicht. Ich war natürlich in gewisser Weise privilegiert, weil ich immer ein Kindermädchen hatte. Aber ich habe auch Wert darauf gelegt, unseren Sohn zur Selbständigkeit zu erziehen.

Sind junge Frauen im Schnitt heute emanzipierter?

Schrowange: Ich meine, die junge Generation ist eher wieder konservativer geworden – Frauen geben für die Familie Jobperspektiven und Karrierechancen auf. Diese Haltung scheint mir wieder im Kommen zu sein, was mich ehrlich gesagt ziemlich erschrickt.

Warum das?

Schrowange: Armut ist weiblich – so viele alte Frauen sind arm, weil sie früher mal die falschen Entscheidungen getroffen haben. Die jüngeren Frauen vertrauen darauf, dass die Ehe hält. Und was, wenn nicht? Sie bekommen ja nicht einmal mehr Unterhalt, wenn die Kinder älter als drei sind – dann haben nur noch die Kinder Anspruch auf Unterhalt. Dazu kommt, dass Männer, die freiberuflich tätig sein, sich mit dem richtigen Steuerberater schnell arm rechnen können und dann oft selbst für die Kinder nur wenig bezahlen. Frauen werden bezüglich des Geldes oft einfach veräppelt und sie lassen es mit sich machen, weil sie sich auch nicht auskennen …

Sind die Frauen dann nicht selber Schuld?

Schrowange: Zum Teil schon. Selbst gebildete Frauen haben offenbar keine Lust, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen. Ich komme mir manchmal schon vor wie eine Missionarin …

Was bedeutet finanzielle Unabhängigkeit für Sie?

Schrowange: Die ist mir enorm wichtig. Ich bin im Sauerland geboren, in einem kleinen Dorf, da war es eine Schande, wenn eine Frau arbeiten ging. Dann hieß es: ‚Die Arme hat ja einen schlechten Mann abgekriegt, dass die arbeiten muss.’ Die Frauen waren abhängig, mussten für jeden Lippenstift nach Geld fragen. Das fand ich immer ganz schrecklich. Ich habe mir geschworen, dass mir das nie, nie, nie passiert.

Haben Sie deshalb angefangen, sich mit Geld zu beschäftigen?

Schrowange: Das war natürlich eine starke Motivation. Aber ich habe schon bei meinen Eltern mitbekommen, dass man etwas für das Alter zurücklegt. Damals ging das noch über Kapitallebensversicherungen. Die brachten Zinsen und wurden dann steuerfrei ausgezahlt.

Und woher kam dann Ihr Interesse für Aktien?

Schrowange: ….das wurde geweckt, als ich regelmäßig in den USA war und dort mitbekam, wie offen die Amerikaner über Geld sprechen und wie selbstverständlich fast jeder an Unternehmen beteiligt ist. Das fand ich so spannend, dass ich hier zu meiner Bank gegangen bin und ein Depot eröffnet habe. Seitdem investiere ich in Akten und beschäftige mich damit.

Handeln Sie alleine oder lassen Sie Ihr Geld verwalten?

Schrowange: Ich habe seit fast 30 Jahren einen wunderbaren Berater, den ich jederzeit anrufen kann. Ich bin nicht der Typ Frau, der gerne Verantwortung abgibt. Vor allem in den ersten Jahren habe ich ihn mit Fragen gelöchert und er hat mir alles ganz geduldig erklärt. Heute sind wir ein tolles Team, jeder bringt Ideen ein, die wir dann besprechen. Er sagt auch schon mal: Lass da besser die Finger von!

Haben Sie keine Angst vor den Anlagerisiken?

Schrowange: Warum sollte ich? Das größte Risiko ist es meines Erachtens, gar nichts zu tun. Und man muss ja keinen finanziellen Harakiri machen und in hochriskante Anlagen investieren. Solide Unternehmen steigern ihren Wert und schütten zudem Dividenden aus. Und klar gehe ich auch mal Risiken ein, zum Beispiel habe ich die Aktie von Snapchat zum Börsengang gekauft. Die Aktie ist dann tief ins Minus gerutscht und ich habe die Reißleine gezogen. So etwas kommt vor. Solche Risikokäufe mache ich aber nur mit meinem „Spielgeld“. Bei der Altersvorsorge, die langfristig angelegt ist, gehe ich solche Risiken nicht ein, da bin ich konsequent.

Sie moderieren seit 23 Jahren das RTL Magazin Extra. Welche Eigenschaften braucht man, um über einen so langen Zeitraum erfolgreich zu sein?

Schrowange: Ich denke, dass das Durchhaltevermögen eine wichtige Rolle spielt. Es reicht nicht aus, besonders gut zu sein  – man muss vor allem an sich glauben. Gerade das fällt vielen Frauen schwer, weil sie zuhause eingetrichtert bekommen: ‚Nimm dich bloß nicht so wichtig’.

Sie stammen aus einfachen Verhältnissen und haben nach dem Realschulabschluss zunächst eine Ausbildung zur Anwalts- und Notargehilfin gemacht, bevor Sie sich beim WDR über einfache Jobs hochgearbeitet haben. Wie ist Ihnen der Einstieg gelungen?

Schrowange: Ich war einfach beharrlich, wollte unbedingt zum WDR – egal, in welcher Position. Ich glaube, ich habe die Personalverantwortlichen so sehr genervt, dass sie mir einen Job als Sekretärin im Hörfunk angeboten haben. Ich nahm dann Sprechunterricht und Präsentationstraining – und bekam schließlich die Chance zur Moderation. Ich weiß nicht, ob solch ein Einstieg heute noch möglich wäre.

Welchen Rat mögen Sie HerMoney-Leserinnen geben?

Schrowange: Lasst Euch nicht die Butter vom Brot nehmen und traut Euch mehr zu! Es macht auch Spaß, sich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen – zumal, wenn man sich vorstellt, wie man im Alter leben möchte. Ich muss nicht irre reich sein, aber ich möchte im Alter Freiheiten genießen und nicht jeden Cent zweimal umdrehen müssen. Da liege ich lieber auf Deck eines Kreuzfahrtschiffes und lass mich bedienen!

herMoney ist ein unabhängiges Internetportal, das Themen aus den Bereichen Finanzen und Altersvorsorge verständlich aufbereiten möchte. Es richtet sich speziell an Frauen ab 25 Jahren und ist im Mai 2017 ans Netz gegangen. Selbst gestecktes Ziel ist es „Frauen darin zu bestärken, Eigenverantwortung für ihre finanzielle Zukunft zu übernehmen, um finanziell unabhängig zu werden“. Ins Leben gerufen wurde herMoney von Anne Connelly, die langjährige Erfahrung in Vertrieb und Management in der Finanzbranche mitbringt. Connelly ist leitendes Gründungsmitglied des Karrierenetzwerks „Fondsfrauen“.

Von: Redaktion
Quelle: Das Investment

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