Das Investment: Capital Group: Digitalisierung und China treiben Welthandel voran

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Automatisierung und Digitalisierung sowie die wirtschaftliche Entwicklung Chinas verändern Weltwirtschaft und globalen Handel. Das eröffnet Anlegern Chancen, kurzfristige Preisverzerrungen zu nutzen und in Unternehmen zu investieren, die langfristig am besten aufgestellt sind. Wie werden Welthandel und Weltwirtschaft in den nächsten Jahren aussehen, und was bedeutet das für Investoren? Seit die US-Administration die Handelsvereinbarungen mit wichtigen Partnern neu verhandeln will, hält das Thema die Anleger in Atem. Insbesondere zu China streben die USA völlig neue Handelsbeziehungen an. Chinas wirtschaftliche Macht wächst, und die weltpolitischen Ambitionen werden immer klarer. Mehr und mehr wird es in Washington zum Konsens, dass beim Außenhandel wie bei weltpolitischen Themen eine härtere Gangart angemessen sei.

Auch die britische Regierung strebt ein neues Zoll- und Handelsregime an. Die wirtschaftlichen Verflechtungen mit Kontinentaleuropa sollen erhalten bleiben, auch wenn sich das Land außerhalb der Europäischen Union neu definieren will. In vielerlei Hinsicht hat sich der Welthandel in den letzten beiden Jahrzehnten bereits grundlegend geändert. Im 20. Jahrhundert war der Handel mit Gütern und Industrierohstoffen enorm gestiegen. Im 21. Jahrhundert stehen die rasche Digitalisierung von Dienstleistungen und die wachsende Automatisierung der Industrie im Vordergrund. Dieser technische Fortschritt ist für die Zukunft internationaler Unternehmen mindestens ebenso wichtig wie politische Verhandlungen.

Trotz harscher Rhetorik werden voraussichtlich alle Beteiligten profitieren

Wesentlichen Anteil daran haben auch Chinas Aufstieg zur Wirtschaftsmacht und der große Einfluss des Landes auf die Weltkonjunktur. Die USA und China sind wirtschaftlich und finanziell eng miteinander verwoben, und das in vielfältiger Weise. Unserer Ansicht nach dürfte das am Ende zu Handelsverträgen führen, von denen alle Beteiligten profitieren.

Nicht selten werden Außenhandelsverhandlungen von einer harschen Rhetorik begleitet, da jeder für sich das Beste herausholen will. In den nächsten Monaten und Jahren wird es kaum anders sein. So unberechenbar die Verhandlungen oft sein mögen, so unwahrscheinlich ist es, dass sich eine Seite in vollem Umfang durchsetzt. Unsere Aufgabe besteht darin, die vielen möglichen Szenarien zu betrachten und entsprechend zu investieren. Im Folgenden erörtern wir einige der Themen ausführlicher.

Die digitale Transformation kennt keine Grenzen

Globale Unternehmen sind heute etwas anderes als vor 20 Jahren. Im Rohstoffsektor, der Schwerindustrie und im Konsumgütersektor dominieren zwar noch immer die Riesen der Old Economy. Doch zugleich ist eine ganz neue Generation internationaler Unternehmen entstanden, die Riesen der digitalen Wirtschaft. Zu den bekanntesten Beispielen zählen Alphabet (Google), Amazon und Priceline.

Die klassischen Außenhandels- und Wachstumskennziffern erfassen große Teile der digitalen Wirtschaft nicht. Auch entzieht sie sich oft den alten Handelsverträgen und Zollregimen. Ein Beispiel für Wachstum in diesem Bereich ist der grenzüberschreitende digitale Datenverkehr. Seit 2007 hat er sich vervierzigfacht, und in den nächsten sieben Jahren ist eine weitere Verdreizehnfachung zu erwarten. Handelsverträge dürften für Industrieunternehmen wichtiger sein als für New-Economy-Firmen.

Digitalisierung verändert Handel und Eigentumsrechte

Auch digitale Plattformen verändern das grenzüberschreitende Geschäft, da sie die Transaktionskosten senken. Mit Softwarelösungen für Unternehmen und Cloud Computing lassen sich innovative neue Produkte und Dienstleistungen an verschiedenen Standorten entwickeln und damit schneller an den Markt bringen. Plattformen wie Amazon, eBay, Facebook und Alibaba können kleinen und mittleren Unternehmen Zugang zum Weltmarkt verschaffen und die Kommunikation mit Kunden und Zulieferern in anderen Ländern vereinfachen.

Digitalhandel und geistige Eigentumsrechte bekommen in den Handelsverträgen einen immer größeren Stellenwert, da beide wachsen. Auch interessieren sich die Aufsichtsbehörden immer mehr für Themen wie Datenschutz, Sitzland der Server sowie Zugang zu Onlineinformationen und Onlinediensten. Wegen der Digitalisierung von Ideen, Informationen und Handel wird das Interesse an diesen Themen nicht schwinden.

Etablierte Lieferketten sind nur schwer ändern

Die internationalen Lieferketten sind heute gut etabliert und lassen sich daher nicht leicht ändern. Ein sehr gutes Beispiel ist Apple, mit Zulieferern in 30 Ländern. Das Unternehmen ist ein Meister darin, dies zu nutzen und Zulieferer zu finden, die kostengünstig Bauelemente produzieren, ohne die hohen Qualitätsstandards von Apple zu verletzen. Grundlage der Apple-Strategie ist die Notwendigkeit, Lieferkettenrisiken zu erkennen und zu steuern – und nicht einfach nur auf die Kosten zu achten. Vielleicht wird Apple seine Beschaffung weiter diversifizieren und in Länder verlagern, die näher an den Endkunden sind. Dann könnten auch einige Fabriken in die USA verlagert werden.

Hinzu kommt, dass viele Unternehmen mit der Globalisierung der Lieferketten eine Spezialisierung und Skalierbarkeit erreicht haben, die sich kaum kopieren lässt. Beispielsweise beherrscht die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) Teile des Markts für Computerchips. Es ist nahezu unmöglich, solche Chips nachzubauen. Broadcom wiederum ist Marktführer bei Smartphone- Chips. Visa und MasterCard beherrschen den Markt für Kredittransaktionen nahezu weltweit. Und auf drei Unternehmen – Novartis, Amgen und Roche – entfällt die Hälfte des weltweiten Umsatzes mit Krebsmedikamenten. Angesichts ihrer Dominanz nennen wir diese Unternehmen Global Champions.

In manchen Branchen sind Unternehmen bereit, teuer zu produzieren, weil die langfristigen Vorteile der Präsenz in bestimmten Ländern wichtiger sind als mögliche kurzfristige Einsparungen. Caterpillar, General Motors und Ford sind Beispiele für große US-Unternehmen, die nach eigener Aussage an ihren Restrukturierungsplänen festhalten werden. Dazu zählt auch die Verlagerung eines Teils der Produktion nach Mexiko, das sich im Laufe der Jahre zum führenden Standort für Automobilhersteller und ihre Zulieferer entwickelt hat. Etwa 90 der weltweit wichtigsten 100 Automobilzulieferer unterhalten hier Fabriken. Sie konzentrieren sich auf fünf Bundesstaaten, um die Transportkosten zu senken. Mexiko hat Handelsverträge mit Ländern weltweit und daher Zugang zu den meisten wichtigen Märkten.

Chinas Bedeutung für die Weltwirtschaft steigt

Chinas Aufstieg zur Wirtschaftsmacht in den letzten beiden Jahrzehnten beeinflusst den Welthandel noch immer maßgeblich. Die Rolle des Landes als der größte Hersteller der unterschiedlichsten Güter ist allgemein bekannt, und die rasche Urbanisierung hat zu einem Immobilienboom geführt. Entsprechend groß ist Chinas Bedeutung für den Rohstoffzyklus. Im vergangenen Jahrzehnt wurde das Land auch der größte Wachstumsmarkt für viele Branchen – von Robotik und Autos bis zu Flugzeugen und Smartphones. 2016 entfielen zum Beispiel 30 Prozent des weltweiten Robotik-Absatzes auf China. Nirgendwo wächst Starbucks schneller als in China, wo die Kaffeekette im Jahr 2021 insgesamt 5.000 Läden betreiben will. Trotz nachlassendem Wachstum ist China noch immer das Land, das am stärksten zum Umsatz- und Gewinnwachstum vieler Unternehmen weltweit beiträgt. Um den internationalen Erfolg vieler Unternehmen zu prognostizieren, müssen wir daher ihre Chinastrategie verstehen. Entsprechend groß sind unsere Ressourcen dafür, vor Ort in China wie weltweit.

Weiterhin wichtig sind die Handelsgespräche zwischen China und den USA. Chinas Beziehungen zu den USA sind vielschichtig und eng, mit vielen gegenseitigen Abhängigkeiten. Die US-Administration hat ein großes Thema daraus gemacht, dass sie das Handelsbilanzdefizit mit China verringern will. 2017 betrug es 375 Milliarden US-Dollar, bei 130 Milliarden US-Dollar Exporten und 505 Milliarden US-Dollar Importen. Ein Großteil der Importe entfällt auf Industrieunternehmen, die in China produzieren. China wiederum braucht Hochtechnologieprodukte, die ausschließlich in den USA gefertigt werden. Mit einer eigenen Halbleiterindustrie und elektronischen Bezahlsystemen soll diese Abhängigkeit verringert werden. Aber das braucht Zeit. Auch im Finanzbereich sind die Verflechtungen groß. China hält für über eine Billion US-Dollar US-Staatsanleihen. Zugleich werben chinesische Unternehmen an den US-Finanzmärkten Kapital ein, durch Börsengänge und die Emission dollardenominierter Offshore-Anleihen.

China stärkt Außenhandel der Emerging Markets

Wenn China Handelsverträge abschließt, kann das der Regierung auch bei der Öffnung der Wirtschaft helfen. So könnte die chinesische Führung eine Plattform erhalten, um dringend benötigte Reformen umzusetzen. Bei allen Verhandlungen müssen unterschiedliche Beziehungsebenen betrachtet werden, und auf beiden Seiten dürften Unternehmen die Verhandlungen beeinflussen.

Trotz bisweilen harscher Rhetorik nützen neue Handelsverträge letztlich beiden Seiten, schon wegen der gegenseitigen wirtschaftlichen und finanziellen Abhängigkeiten. Allerdings dürften sich die Auswirkungen von Unternehmen zu Unternehmen unterscheiden. Eine Investmentstrategie muss daher langfristig sein, aber auch mit kurzfristiger Volatilität zurechtkommen.

Chinas Einfluss hat auch den Handel zwischen den Emerging Markets, aber auch zwischen Emerging Markets und Industrieländern gestärkt. Nach IWF-Zahlen aus dem Oktober 2017 entfielen 2017 35 Prozent der Industrieländerexporte auf Emerging Markets, und 41 Prozent der Emerging-Market-Exporte gingen in andere Schwellenländer. Auch der Anteil der Emerging Markets am Welt-BIP ist erheblich gestiegen, auf 40 Prozent.

Da die Binnennachfrage steigt und ihr Anteil am BIP zunimmt, entstehen in Asien neue regionale Branchenführer. Thai Beverage, Lenovo, Larsen & Toubro, Sun Pharmaceuticals und Tencent sind nur einige Beispiele. Viele dieser Unternehmen sind weniger stark von der Nachfrage aus den USA und Europa abhängig.

Unterdessen könnten die Emerging Markets von der wieder stärkeren Weltkonjunktur profitieren, insbesondere Industrieunternehmen und in der Folge auch Rohstofffirmen. Das Gewinnwachstum erholt sich. Die Gewinne der Emerging-Market-Unternehmen sind 2017 um 30 Prozent gesteigen.

Fazit

Der Welthandel hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten grundlegend gewandelt. 80 Prozent des Außenhandels, 75 Prozent der privaten Forschungs- und Entwicklungsausgaben sowie 40 Prozent des Produktivitätswachstums entfallen auf internationale Unternehmen. Die Struktur des Außenhandels dürfte sich weiter verändern; der Handel wird digitaler, und in vielen Teilen der Welt scheinen neue Außenhandels-, Zoll- und Steuerregime möglich. Dank solcher Veränderungen von Wirtschaft, Außenhandel und Märkten können Manager wie wir von kurzfristigen Assetpreisverzerrungen profitieren und in ausgewählte Unternehmen investieren, die wir für die Gewinner von morgen halten.

Natürlich werden nicht alle internationalen Unternehmen von diesen Veränderungen profitieren. Umso wichtiger sind Fundamentalanalysen. Dennoch: Erfolgreiche multinationale Unternehmen haben üblicherweise eine innovative Geschäftsführung, diversifizierte Umsatzquellen und stabile Finanzen, sodass sie auch schwere Zeiten überstehen können. All dies ermöglicht zukünftige Erfolge.

Von: Capital Group

Quelle: Das Investment

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