Das Investment: 72 Fonds im Crashtest: Die besten Fonds für China-Aktien

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 14.07.2015.Nach der Rallye kam der Crash: Chinas Aktienmärkte wackeln derzeit bedenklich. Für alle diejenigen, die sich dennoch ins Reich der Mitte trauen und notfalls etwas Zeit mitbringen, liefert der Crashtest die besten Fonds.

Im Frühjahr schossen die Kurse an den chinesischen Börsen in die Höhe. Vor allem die an den Festlandsbörsen von Shanghai und Shenzhen notierten A-Aktien waren gefragt. Während in Shanghai vor allem die großen, staatlichen Unternehmen gelistet sind, finden sich in Shenzen eher kleinere, private Unternehmen.

Wie wild gekauft wurden chinesische Firmen an beiden Börsen – und schließlich auch über die Börse in Hongkong. Die mehrfachen Senkungen des Zinssatzes und des Mindestreservesatzes, aber auch die aufmunternden Gesten der Regierung lockten vor allem private Investoren aus China an die Aktienmärkte. Viele von ihnen haben dafür sogar einen Kredit aufgenommen.

Mitte Juni drehte sich das Blatt. Der jäh unterbrochene Aufschwung mündete – trotz diverserer Gegenmaßnahmen der Regierung – Anfang Juli im Crash. Die Frühjahrgewinne sind wieder verpufft. In den vergangenen vier Wochen brach der Shanghai-A-Share-Composite-Index um mehr als 30 Prozent ein, der Hang-Seng-China-Enterprise-Index (HSCEI) verlor 25 Prozent. Am 8. Juli waren viele Titel vom Handel ausgesetzt. Die letzte Chance zur Flucht oder bereits wieder ein guter Zeitpunkt für den Einstieg?

Für Wagemutige und Langfrist-Anleger haben wir im Crashtest 72 Aktienfonds analysiert, die in China oder im Großraum China – also inklusive Hongkong und Taiwan – investieren. Der Sieg geht an das Hongkong-Team von First State, die beiden weiteren Plätze auf dem Treppchen sicherte sich Fidelity.

Die drei Siegerfonds im Kurz-Porträt

Platz 1: First State Greater China Growth Fund

Fondsmanager Martin Lau (Foto) blickt zunächst nicht auf die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen oder lässt sich von kurzfristigen Begebenheiten ablenken. Er interessiert sich vielmehr für die einzelnen Unternehmen und ihre Aussichten. Dabei achtet er besonders auf die Qualität des Managements, seine früheren Erfolge und die Corporate Governance. Daneben interessieren ihn natürlich auch die Finanzlage und die Qualität des Geschäftsbereichs. Er mag gering verschuldete Unternehmen mit langfristigem, nachhaltigem Gewinnwachstum und investiert nur zu einem vernünftigen Preis.

Um die 50 Titel schaffen es in Laus Portfolio. Sein Ansatz ist – wie bei First State üblich – eher konservativ. Neben dem Kapitalwachstum hat Lau die Verlustbegrenzung im Blick. Seine Gewinne aus dem Frühjahr hat allerdings auch der First-State-Fonds im aktuellen Crash wieder abgegeben.

Lau investiert im Großraum China einschließlich Taiwan, dessen Portfolio-Anteil aktuell bei 28 Prozent liegt, und Hongkong mit einem Anteil von 18 Prozent. Finanztitel (rund 20 Prozent) hat der Fondsmanager deutlich gegenüber der Benchmark untergewichtet. Größter Sektor ist die Informationstechnologie mit ebenfalls 28 Prozent.

Wie mehrere First-State-Fonds ist auch dieser rund 700 Millionen Euro schwere Fonds mit einem Soft Closing belegt. Bereits seit Anfang 2012 müssen Neueinsteiger den vollen Ausgabeaufschlag zahlen, der wiederum direkt ins Fondsvermögen fließt. Wer dennoch interessiert ist, sollte die tatsächlichen Kaufkonditionen seines Anbieters prüfen.

Zum 1. Juli hat First State sein First-State-Stewart-Team in zwei vollkommen unabhängig voneinander handelnde Einheiten aufgeteilt. Das Team Stewart Investors um Angus Tulloch ist weitgehend in Edinburgh angesiedelt und unter anderen für die erfolgreichen globalen Emerging-Markets- und die Asien-Fonds der Gesellschaft zuständig. Das Team First State Stewart Asia hingegen hat seinen Hauptsitz in Hongkong und kümmert sich unter anderem um den Greater China Growth Fund. First State will so dem stark gewachsenen Team wieder den Vorteil von kleinen, flexibel agierenden Einheiten verschaffen. Am Investmentprozess und der Anlagephilosophie ändert sich nichts.

Platz 2: Fidelity Greater China Fund

Raymond Ma (Foto) hat 2012 diesen Fonds von Joseph Tse übernommen, der Fidelity damals verlassen hat. Ma investiert an allen Börsen im Großraum China: in Taiwan, in Hongkong und an Chinas Festlandbörsen. Zu Ende Mai steckten fast zwei Drittel des Portfolios in chinesischen Titeln, damit war der Fonds dort gegenüber der Benchmark deutlich übergewichtet. Unter den größten Positionen finden sich viele staatliche Unternehmen wie die Industrial and Commercial Bank of China, China Life oder die China Construction Bank.

Ma ist zuversichtlich: „In den vergangenen beiden Monaten hat die chinesische Wirtschaft dank der expansiven Geldpolitik wieder Tritt gefasst. Trotz einer geringen Investitionsnachfrage und schwachen Exporten lassen sich erste positive Entwicklungen beobachten.“ Dazu zählt er zum Beispiel steigende Immobilienverkäufe, ein solides Lohnwachstum und bessere Gewinnmargen in der Industrie. Da die chinesische Realwirtschaft dennoch sehr schwach ist, rechnet er im zweiten Halbjahr mit weiteren fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen, die die Wirtschaft ankurbeln.

Der Rest des Portfolios ist nahezu hälftig in Hongkong und Taiwan investiert. Größte Position mit rund 7 Prozent ist Taiwan Semiconductor. Insgesamt sind über 100 Titel im Portfolio. Ma mag Unternehmen mit überdurchschnittlichem Wachstum, hohem Marktanteil und ebenfalls hoher Preissetzungsmacht. Stimmen diese Faktoren, ist er auch mal bereit, eine Kursprämie zu zahlen. Ergänzt wird das Portfolio um Unternehmen in Sondersituationen, beispielsweise Turnarounds oder Übernahmekandidaten.

Platz 3: Fidelity China Consumer Fund

Dieser China-Fonds von Fidelity ist das eigentliche Baby von Raymond Ma (Foto), der auch den zweitplatzierten Fidelity Greater China verantwortet. Den Konsum-Fonds, der mittlerweile ein Volumen von rund 2,2 Millionen Euro hat, managt er seit Auflage 2011. Hauptargument für den Fonds ist der riesige Nachholbedarf Chinas beim Konsum. Sowohl der wachsende Wohlstand als auch der ausdrückliche Wille der Regierung, den Binnenkonsum zu stärken, dürften die Aufholjagd befeuern. „Im September 2014 etwa wurde eine Ladenpassage für zollfreie Einkäufe in der Provinz Hainan eröffnet, und die Einfuhrzölle auf Hautpflegeprodukte, Bekleidung, Schuhe und Windeln wurden jüngst reduziert“, nennt Ma Beispiele für die staatliche Unterstützung des Sektors.

Aktuell erwartet der Fidelity-Manager eine Trendwende in den Konsumbranchen: „Bei Sportartikeln, Bekleidung und Schuhen geht die Phase des Lagerabbaus allmählich zu Ende. Branchen, die zuvor unter hohen Lagerbeständen gelitten haben, werden künftig nicht mehr so stark unter Preissenkungsdruck stehen. Deshalb erwarte ich dort bessere Gewinnmargen.“

Im Fonds geht es jedoch nicht nur um klassische Konsumgüter wie Kleidung oder Autos. Ma will das Thema breiter abdecken. Deshalb hat er auch Bereiche wie Internet, Versicherungen, Brokerage, Umweltschutz, Pharma und Verbraucherdienstleistungen im Blick. Größter Sektor im Fonds ist mit knapp 40 Prozent der Finanzsektor. Und Ma investiert auch nicht nur in China, sondern ebenfalls in Hongkong und Taiwan, zurzeit mit rund einem Viertel des Fondsvermögens.

Von: Sabine Groth

Quelle: DAS INVESTMENT.

Siehe auch

e-fundresearch: Gefahr einer Divergenz von Fed und EZB vergrößert Renditeabstand

EZB-Präsidentin Christine Lagarde macht eine künftige Lockerung von der Fortsetzung der Disinflation abhängig. Die dürfte nach Ansicht von Axel Botte, Chefstratege des französischen Investmenthauses Ostrum Asset Management, allerdings mit dem Anstieg der Ölpreise, dem anhaltenden Preisdrucks im Dienstleistungssektor und dem Rückgangs des Euro-Wechselkurses unsicherer geworden sein dürfte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert