Das Investment: Klaus Kaldemorgen im Gespräch: „Spätestens im März wird eine Gegenbewegung am Aktienmarkt kommen“

sjb_werbung_das_investment_300_200SJB | Korschenbroich, 22.02.2016. Er liebe Volatilität – solange sie in beide Richtungen wirkt, erklärt Fondsmanager-Legende Klaus Kaldemorgen. Schon in wenigen Wochen rechnet er damit, sich über wieder steigende Börsenkurse freuen zu können. Bei bestimmten Titeln sieht er besonders viel Potenzial.

Im Finanzwetter-Tool der Deutsche Asset Management dominiert aktuell die Farbe Rot: Die dort eingezeichneten weltweiten Aktienbörsen zeigen in der Mehrheit Kursrückgänge an: Viele Börsen haben seit Jahresbeginn zweistellige Verluste eingefahren.

In der letzten Woche setzte auch der deutsche Leitindex Dax seine am ersten Handelstag des neuen Börsenjahres begonnene Talfahrt fort. Nach den Verlusten zum Jahresauftakt stehen die optimistischen Prognosen für die deutschen Standardwerte auf wackligen Füßen. Für Anleger stellt sich daher die Frage nach Alternativen zu Aktien.

Antworten darauf gibt Klaus Kaldemorgen, Manager des DWS Concept Kaldemorgen. Diesen Multi-Asset-Fonds mit Ausrichtung auf die Erzielung eines absoluten Wertzuwachses übernahm er nach jahrzehntelanger Tätigkeit als klassischer Aktienfondsmanager vor fünf Jahren:

DAS INVESTMENT.com: Herr Kaldemorgen, beim diesjährigen Sauren Fondsmanager-Gipfel sagten Sie, dass Sie Volatilität lieben – solange sie in beide Richtungen wirkt. Wann rechnen Sie damit, sich über wieder steigende Kurse freuen zu können?

Klaus Kaldemorgen: Da der Pessimismus der Investoren mittlerweile ein beachtliches Niveau erreicht hat glaube ich, dass es spätestens im März eine Gegenbewegung am Aktienmarkt kommen wird. Die Wirtschaftsdaten dürften im Vergleich zum Vorjahr zwar schwächer werden, aber nicht auf eine Rezession hinauslaufen. Zudem glaube ich, dass die Zentralbanken versuchen werden, zumindest verbal die Märkte zu beruhigen.

„Mittlerweile ist eine schwarze Null schon fast optimistisch“

Haben die kräftigen Verluste an den Aktienmärkten Sie überrascht? Und haben sie dazu geführt, dass Sie Ihr Basisszenario für Aktien und Renten im laufenden Jahr angepasst haben?

Kaldemorgen: Ich hatte in der Tat gehofft, einen freundlichen Januar zu einer Reduzierung des Risikos nutzen zu können. Zu Anfang des Jahres hätte ich mit einem moderaten einstelligen Kursgewinn über das Jahr gerechnet. Mittlerweile ist eine schwarze Null ja schon fast optimistisch. Die Märkte für Staatsanleihen sollten im Jahresverlauf ihre Kursgewinne wieder abgeben.

Hoffnung für ein gutes Börsenjahr 2016 gebe Ihnen die Erwartung, dass sich der Ölpreis zum Jahresende stabilisiert, sagten Sie auf dem Sauren Fondsmanager-Gipfel. Was macht Sie da angesichts der hohen weltweiten Fördermengen und gleichzeitig schwächelnden Weltwirtschaft so sicher?

Kaldemorgen: Der Ölpreis leidet weniger unter einer schwindenden Nachfrage, als an einem zu hohen Angebot. Da man Öl schlecht, weil teuer, zwischenlagern kann, reichen kleinste Überschussmengen um extreme Preisrückgänge herbeizuführen. Ich vertraue auf die Marktkräfte, die zu einer Reduzierung, vor allem der US-„Shale“-Produktion führen werden. Dabei muss der mengenmäßige Effekt noch nicht einmal groß sein, da die Nachfrage trotz schwächerem Wirtschaftswachstum steigt, um ein neues Marktgleichgewicht zu erreichen.

„Anleihen von Rohstoff- und Ölunternehmen deutlich aufgestockt“

Gibt es bestimmte Unternehmen beziehungsweise Branchen, die von einem steigenden Ölpreis in diesem Jahr besonders profitieren dürften? Und welche Rolle spielen deren Anleihen beziehungsweise Aktien im Portfolio des DWS Concept Kaldemorgen?

Kaldemorgen: Neben der Ölindustrie und der Ölserviceindustrie, dürften Industriewerte und die Chemieindustrie profitieren. Schon jetzt sieht man eine Outperformance bei Industriewerten in den USA. Auch die Transportindustrie (außer Airlines) dürfte bei einer Stabilisierung des Ölpreises das Schlimmste hinter sich haben. Der DWS Concept Kaldemorgen hat in den letzten beiden Monaten Anleihen von Rohstoff- und Ölunternehmen deutlich aufgestockt, meist zu Renditen von über 10 Prozent bei relativ kurzen Laufzeiten. Allerdings werden sie nur Anleihen von Unternehmen finden, die Aktien mit einer hohen Marktkapitalisierung ausstehen haben. Diese dient als Puffer, bevor die Anleihen in Gefahr geraten. Unternehmen aus dem “Shale”-Bereich werden sie deshalb nicht im Fonds finden.

GRAFIK: Deutsche Standardwerte auf Talfahrt

In welchen Segmenten des Rentenmarktes beziehungsweise mit welchen Anleihen-Strategien lassen sich in Mischfonds wie Ihrem noch ausreichende Performancebeiträge generieren? Werden sich beispielsweise Hochzinsanleihen weiterhin positiv absetzen können?

Kaldemorgen: Ich bin zurzeit sehr überzeugt vom Chance-Risiko-Verhältnis der Hochzinsanleihen. Diese haben mittlerweile ein Niveau erreicht wie wir es zu Zeiten der Euro Krise in den Jahren 2011 und 2012 hatten. Damals waren es vor allem Finanzwerte, die mit hohen Renditen auffielen. Zahlreiche Aktienemissionen zur Stärkung des Eigenkapitals der Banken haben damals diesen Anleihen zu deutlichen Kursgewinnen verholfen. Auch die Anleihen von Telefonunternehmen weisen aufgrund ihrer Verschuldung eine hohe und attraktive Rendite auf. Ich mag diese Anleihen vor allem deshalb, weil ich für das Warten auf den nächsten Aktienaufschwung mit einer hohen Rendite belohnt werde.

Von: Christian Hilmes

Quelle: DAS INVESTMENT.

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