Das Investment: 10 Meinungen zum Verfall des Goldpreises

sjb_werbung_das_investment_300_200SJB | Korschenbroich, 07.08.2015. Je tiefer der Goldpreis sinkt, desto mehr Geldverwalter scheinen den Glauben ans Edelmetall zu verlieren. In den vergangenen Tagen gaben auffällig viele von ihnen bekannt, keinen Pfifferling mehr auf Gold zu setzen. Manche Vermögensverwalter legen sich genau deshalb schon wieder auf die Lauer.

Sal. Oppenheim: „Wir sehen in Gold eine volatile und riskante Anlageform ohne inneren Wert“, sagt Portfoliomanager Maximilian Uleer von Sal. Oppenheim. Auch mittelfristig erwartet man beim Kölner Vermögensverwalter keine Preiserholung. Internationale Krisenherde in der Ukraine oder dem Nahen und Mittleren Osten hätten keinen Einfluss mehr auf Goldankäufe.

„Das Edelmetall hat seinen Status als sicherer Hafen verloren“, resümiert Uleer. Der Goldpreis zeige schon seit Jahren keine Reaktion auf geopolitische Krisen mehr. Lediglich Extremereignisse wie ein Auseinanderbrechen der Eurozone oder eine Hyperinflation könnten den Goldpreis noch steigern. Beide Szenarien schließen die Sal.-Oppenheim-Experten aktuell aus. Wer auf Gold setzt, sollte laut Uleer einen langen Atem mitbringen: Als der Goldpreis 1980 innerhalb von zwei Jahren um 50 Prozent absackte, dauerte es fast 20 Jahre, bis der Goldpreis wieder zu einem positiven Trend fand, erinnert sich der der Portfoliomanager.

M. M. Warburg: „Wer kein Anhänger von Weltuntergangsszenarien ist, lässt zumindest unter Anlagegesichtspunkten aktuell die Finger vom Gold.“ Die Hamburger Privatbank M. M. Warburg analysiert, dass immer weniger Anleger die Versicherungsfunktion des Edelmetalls zu benötigen scheinen. „Offenbar gilt es, frühere Denkmuster in Bezug auf das gelbe Edelmetall zu überdenken.“ Vor ein paar Jahren sei dies noch anders gewesen: „Gold war vor allem als Krisenwährung nach der Pleite der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 und nach dem Ausbruch der Euro-Schuldenkrise 2010 bei Anlegern stark begehrt.“

Flossbach von Storch: „Wir sehen derzeit keinen Treiber, der den Goldpreis in den kommenden Monaten deutlich nach oben schieben könnte“, sagt Chefstratege Philipp Vorndran dem Handelsblatt. Dennoch: „An unseren Goldbeständen hat sich zuletzt nichts verändert.“ „Gold ist und bleibt ein zentraler Bestandteil unserer Portfolios – eine Versicherung gegen die uns bekannten und unbekannten Risiken des Finanzsystems.“ Vor ein paar Jahren nahm Gold jedoch auch bei der Kölner Fondsboutique einen höheren Anteil in den Depots ein: „Wir haben derzeit deutlich weniger Gold in unserem Multi-Asset-Fonds als früher”, sagt Bert Flossbach der Welt. In der Spitze betrug der Anteil rund 20 Prozent, derzeit seien es sieben bis acht. „Wir haben aber kein Gold verkauft, sondern lediglich bei Mittelzuflüssen kein zusätzliches Geld mehr in Gold investiert.“ „Eigentlich müsste der Goldpreis vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen und Probleme steigen“, so Flossbach. Warum er es dennoch nicht tue? Weil die meisten Investoren aktuell auf Aktien setzen und damit gute Gewinne machen. „Das relativiert die ökonomischen und geopolitischen Risiken“, so Flossbach.

Donner & Reuschel: „Uns fehlen die technischen Einstiegssignale für einen Rückkauf“, sagt Carsten Mumm (Foto), Leiter der Vermögensverwaltung bei der Hamburger Privatbank Donner & Reuschel, dem Handelsblatt. Laut Fondsselekteur Tilo Marotz sollten sich Anleger fragen, mit welcher Motivation sie Gold ins Portfolio aufnehmen: „Das Problem liegt darin, dass Investoren bei der Analyse oft nicht konkret zwischen Gold als Versicherung und als Assetklasse unterscheiden. Wenn man Gold als eine Art Versicherung kauft, dann darf man nicht enttäuscht sein, wenn man mal 30% verliert – das ist eben die Versicherungsprämie.“

Nestor: Erich Meier, Fondsmanager des Nestor Gold Fonds, hält die Katerstimmung bei Goldanlegern für übertrieben. Er erwartet in den kommenden Monaten einen Anstieg auf 1.200 bis 1.300 Dollar. „Wenn der Konsensus so stark in eine Richtung geht, dann ist es für uns ein Zeichen, dass die Bewertung wieder attraktiver wird“, erklärt der Fondsmanager gegenüber citywire.de.

DeAWM: „Gold hat seine Hedge-Funktion verlorenen“, stellt Stefan Kreuzkamp, Leiter Anleihen bei der Deutsche-Bank-Vermögensverwaltungstochter DeAWM, gegenüber dem Handelsblatt fest. Früher hat sich der Goldpreis, so Kreuzkamp, meist gegensätzlich zu anderen wichtigen Anlageklassen entwickelt, sagt er. Das sei nicht mehr der Fall: Die Investoren unterscheiden heute nicht mehr zwischen risikobehafteten und risikolosen Anlagen, so Kreuzkamp.

Stabilitas: Edelmetallexperte Martin Siegel ist besorgt. Der Geschäftsführer der Stabilitas GmbH befürchtet, dass auch die psychologisch wichtige Marke von 1.000 Dollar pro Feinunze fallen könnte. „Sogar den letzten Verfechtern sollte nun klar sein, dass Gold kein Krisenmetall ist. Denn trotz der weltweiten Krisenherde sinkt der Goldpreis weiter“, stellt Siegel fest. Viel interessanter seien daher die jüngst reduzierten Goldpreisziele der Investmentbanken zwischen 750 und 1.000 Dollar pro Feinunze. „Die Situation erinnert mich an das Jahr 2011. Dort stand das gelbe Metall in der Nähe des Allzeithochs von 1.912 USD pro Feinunze und die Goldpreisziele der Investmentbanken wurden bis auf 2.500 Dollar pro Feinunze hochgeschraubt. So wie die damaligen Kursziele ein möglichst perfektes Umfeld für den Verkauf bereiteten, dient die Veröffentlichung der aktuellen Kursziele zum möglichst günstigen Aufbau von Kaufpositionen“, sagt Siegel. Dennoch stünden die Chancen auf eine sprunghafte Erholung gar nicht so schlecht. „Die Märkte sind nun überverkauft und wir könnten in der vergangenen Woche die Trendwende gesehen haben“, sagt Siegel.

Fiduka: Für Gottfried Heller, Senior Partner vom Münchener Vermögensverwalter Fiduka, ist Gold grundsätzlich keine sinnvolle Anlageklasse in der professionellen Geldanlage. „Mit Gold kann man das Vermögen nicht steigern, es schützt nur vor der Entwertung durch Inflation“, sagt Heller dem Handelsblatt. „Nimmt man die Wertentwicklung von Gold ab 1982, so ergibt sich in Euro nominal ein Zuwachs von 2,4 Prozent pro Jahr – also nach Inflation ein Null-Summen-Spiel.“

Allianz Global Investors: Keine guten Aussichten für den Goldpreis: Wenn in den USA im Herbst die Zinsen steigen, dann wird das Edelmetall im Vergleich zu Anleihen unattraktiver. Zudem erwarten Experten, dass Notenbanken ihre Bestände nicht ausbauen werden. Daher „sieht es so aus, als wäre Gold in einem Abschwung, der nicht so schnell endet“, meint Kristina Hooper, Strategin bei der Allianz-Vermögensverwaltungstochter Allianz Global Investors, dem Handelsblatt. Dennoch: „Gold ist eine Art Joker“, meint Hooper. Wenn die ökonomische Unsicherheit wieder zunimmt und sich Investoren wieder über Inflation sorgen, könnte der Goldpreis wieder klettern, so Hooper.

Albrech & Cie Vermögensverwaltung: „Wir halten an unserer grundsätzlichen Einstellung fest, dass Goldinvestments als Absicherungsinstrument zu einer Vermögensanlage dazugehören“, sagt Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie Vermögensverwaltung, dem Handelsblatt. Daher sieht die Vermögensverwaltung auch keinen Grund, Gold aus den Depots ihrer Kunden zu nehmen.

Von: Felix Hannemann

Quelle: DAS INVESTMENT.

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