Das Investment: Ökoworld-Manager über die Schwellenländer: „Skepsis ist der beste Nährboden für steigende Kurse“

sjb_werbung_das_investment_300_200SJB | Korschenbroich, 06.08.2015. Alexander Mozer, Manager des nachhaltigen Schwellenländerfonds Ökoworld Growing Markets 2.0, ist gerade zurück aus Thailand und Indien.

Ein Gespräch über Indiens Premier Narendra Modi, chinesische ICEs und einen Kindergeburtstag.

DAS INVESTMENT: Niedrige Rohstoffpreise, steigende US-Zinsen und ein steigender Dollar sprechen nicht für ein Investment in die Schwellenländer, oder?

Alexander Mozer: Ich finde es toll, dass immer noch sehr viele Menschen extrem skeptisch sind, was die Entwicklung der Schwellenländer betrifft. Skepsis ist der beste Nährboden für steigende Kurse.

Warum sollten die Kurse steigen?

Wir investieren in eine Story, die gerade erst am Anfang steht und die sich in den kommenden Jahrzehnten signifikant weiterentwickeln wird. Natürlich wird es auch mal einen Rückschlag geben.

Aber langfristig ist das eine sichere Bank. Wer allerdings wie die Masse der Investoren undifferenziert und mit Scheuklappen auf den Augen Indizes kauft, wird sicherlich nicht zu den Gewinnern zählen.

Das ist eine der größten Fehlallokationen von Geld überhaupt am Kapitalmarkt. Im MSCI Emerging Markets ist ein Großteil des Volumens auf Staatsunternehmen, staatsnahe Betriebe oder Unternehmen ohne Wachstum konzentriert. Wir hingegen kaufen Aktien, die nicht auf der Agenda der breiten Investorenschar stehen.

Und die von Rohstoffpreisen und steigendem Dollar abgekoppelt sind?

Ja, denn unsere Investmentstory ist ja gerade der Wandel weg von einer rohstoffintensiven, exportorientierten Wirtschaft hin zur wachsenden Binnenwirtschaft. Wir kaufen Aktien von Unternehmen, die ihren Schwerpunkt auf die heimische Wirtschaft legen. Sie kommen unter anderem aus den Bereichen Bildung, erneuerbare Energien, Infrastruktur, Transport, Wasser, technische Entwicklung, Gesundheit oder Information und Kommunikation. Diese Investmentthemen sind weitestgehend unabhängig von Rohstoffpreisen und der Entwicklung des Dollars.

Ein Beispiel aus Ihrer Schatzkiste bitte.

Größte Titelposition im Fonds ist derzeit Zhuzhou CSR Times Electric, eine Tochter des größten Zugbauers in China, CSR. Der Zulieferer entwickelt und fertigt Elektrik- und Elektronikkomponenten sowie Zubehör für Schienenfahrzeuge. Nach der Fusion von CSR mit der chinesischen Nummer 2 auf dem Markt, CNR, zum größten Zugkonzern der Welt wird das Auftragsvolumen der Firma explodieren. Die Aktie von Zhuzhou wurde nach Bekanntgabe des Zusammenschlusses zwei Monate vom Handel ausgesetzt und startete danach mit einem Plus von rund 50 Prozent.

Haben Sie die Gewinne mitgenommen?

Nein, im Gegenteil, ich habe nachgekauft. Es gibt noch viel Luft nach oben. Denn das erklärte Ziel des neuen Zuggiganten ist die Eroberung der internationalen Märkte. Sogar die Deutsche Bahn will künftig ihre ICEs in China bauen lassen. Davon profitiert Zhuzhou.

Chinas Wirtschaft wächst schwächer.

Das ist für mich ein Kontraindikator. Es ist vollkommen irrelevant, ob China mit 8,1 oder 7,5 Prozent wächst. Das ist immer noch ein hervorragendes Wachstum. Aus der Mikroperspektive sind wir sehr positiv für China. Man muss nur beobachten, wie günstig unsere Zielunternehmen bewertet sind. Und die Gewinne steigen deutlich rasanter als bei vielen Unternehmen der Industrienationen. Daraus entwickelt sich ein gigantisches Marktpotenzial.

Sie waren ja gerade in Indien. Premierminister Narendra Modi ist seit genau einem Jahr im Amt. Ihre Bilanz?

Tenor war: Es ist gut, was er macht, und die Reformen gehen in die richtige Richtung, aber wir merken nichts davon. Das ist wie bei der Agenda 2010 in Deutschland. Die hat am Anfang auch niemand bemerkt. Es ist darum extrem wichtig, dass man einen langen Atem hat und Modi Zeit gibt.

Bekommt er die Zeit, die er braucht?

Man merkt auf jeden Fall nicht, dass die Stimmung kippt. Aber er steht vor einem Problem, das so groß ist, dass es unsere Vorstellungskraft übersteigt. Diesen riesigen bürokratischen Apparat aufzuräumen, Korruption zu bekämpfen oder auch nur sein Motto aus dem Wahlkampf umzusetzen, dass jedes Haus eine eigene Toilette haben soll. Das ist eine Wahnsinnsaufgabe.

Woran kann man seinen Erfolg messen?

Alle schauen derzeit auf die Arbeitslosenquote. Wenn sie sinkt, ist das ein Zeichen dafür, dass die Binnenwirtschaft anzieht, die Unternehmen wieder Vertrauen fassen und einstellen. Das wäre eine große Chance. Die Wahrscheinlichkeit, dass Modi das schafft, liegt bei 50 Prozent. Aber bis jetzt hat er die richtigen Hebel angesetzt und auch gezeigt, dass er das durchzieht. Er ist der Erste, der das Parlament überhaupt an einen Tisch bekommen hat. Ich drücke ihm die Daumen.

Welche Unternehmen haben Sie in Indien besucht?

Die Montessori-Kindergartenkette Tree House Education beispielsweise. Die Firma profitiert von der wachsenden Mittelschicht, die ihre Kinder gerne in gut organisierte Kindergärten schickt. Sie wächst extrem schnell. Der Umsatz ist im vergangenen Jahr um 25 Prozent gestiegen, der Gewinn hat sich von 2011 bis 2014 mehr als verdreifacht.

Obwohl Sie ein relativ kleiner Player sind, haben Sie bei allen Firmen mit den Vorständen sprechen können?

Ja, der Grund dafür ist das Thema Nachhaltigkeit. Die Firmen wollen sich hier stärker positionieren. Wir als Pionier in diesem Bereich waren darum sehr gefragt.

Von: Astrid Lipsky

Quelle: DAS INVESTMENT.

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