Das Investment: Potential in Südamerika: Brasilien kann stärker wachsen

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 SJB | Korschenbroich, 10.03.2015. Viele Brasilien-Anleger waren aufgrund des Mangels an Wachstum und Fortschritt in den letzten Jahren etwas frustriert. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs 2014 gerade mal 0,2 Prozent. Doch das Land hat alle Voraussetzungen für ein stärkeres Wachstum, glaubt Schwellenländer-Experte Mark Mobius.

Mark Mobius und sein Team reisten im Februar nach Brasilien, um direkt vor Ort einen Eindruck von den Geschäfts- und Wirtschaftsbedingungen zu gewinnen. Sie hatten auch Gelegenheit, nach Feierabend an einigen Karnevalsfestivitäten teilzunehmen, was sie auch die Stimmung unter den Menschen dort erleben ließ. Es freut Mobius sagen zu können, dass Brasilien zwar ganz gewiss Probleme hat, die es zu lösen gilt, er in Hinsicht auf den Investmentausblick für das Land aber etwas optimistischer geworden ist als noch vor sechs Monaten – und das liegt zum Teil auch daran, dass alle Anderen so pessimistisch scheinen.

Wie der verstorbene John Templeton einst sagte: „Zu kaufen, wenn andere verkaufen, und zu verkaufen, wenn andere kaufen – das verlangt großen Mut, macht sich aber bezahlt.“ Als Anleger gegen den Trend suchen Mobius und sein Team nach individuellen Gelegenheiten in Schwellenmärkten, die andere meiden, in denen aber ihrer Meinung nach Potenzial besteht – wie zum Beispiel in Brasilien.

Die Presse stellte Brasilien in den letzten Jahren aus vielerlei Gründen ein schlechtes Zeugnis aus. Da gab es die Kritik und die Proteste im Zusammenhang mit der FIFA Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr (vor allem aufgrund der Kosten und Vorbereitungen), umstrittenen Wahlen, die vom Tod eines Top-Kandidaten und einer knappen Wiederwahl Dilma Rousseffs im Oktober geprägt waren, und ein jüngster Korruptionsskandal bei einem führenden Ölunternehmen im Land. Das alles sind wichtige Gründe dafür, weshalb Mobius nicht nur vom Wert eines Bottom-up Verfahrens zur Auswahl von Aktien in Schwellenmärkten überzeugt ist, sondern auch von einer aktiven Verwaltung. Da er an keine Benchmark gebunden ist, kann er etwas flexibler agieren. Mobius und sein Team sind zwar primär gegenläufige, wertorientierte Anleger, was aber nicht bedeutet, dass sie auch automatisch Titel kaufen oder bestehende Positionen erweitern, nur weil der Kurs gefallen ist. Sehen sie größere Probleme und keinen langfristigen Wert, schauen sie sich nach etwas anderem um. Ihr Ansatz erlaubt ihnen hinweg zu blicken über kurzfristige Marktschocks oder negative Stimmung, die den ganzen Markt in den Keller zieht. So können sie sich auf Unternehmen konzentrieren, die ihrer Meinung nach überleben und langfristig gedeihen werden. Der Schlüssel ist Geduld.

Positive Folgen von Marktschocks, wie dem Korruptionsskandal in Brasilien, sind die größere Transparenz und Reformen, die normalerweise darauf folgen. Mobius und sein Team investieren seit Jahrzehnten in Brasilien und hatten schon immer das Gefühl, dass sich staatliche Unternehmen bezüglich Corporate Governance schwer taten. Sie hoffen, dass die erhöhte Aufmerksamkeit, die dem Thema Korruption zukommt, zu Veränderungen bei Unternehmen und Reformen in der Politik führen wird. Es stimmt sie zuversichtlich, dass die Staatsanwaltschaft in Brasilien die der Korruption Verdächtigten verfolgt und Maßnahmen ergreift. Dabei sei Brasilien nicht das einzige Land mit diesen Problemen. Korruption ist eines der größten Probleme, die ihnen als Anlegern überall auf der Welt begegnen – auch in den fortschrittlichsten Märkten.

Nach den Wahlen: Rückkehr zum Tagesgeschäft

Nach dem Sieg der Stichwahl mit dem knappsten Ergebnis in der brasilianischen Geschichte setzte Präsidentin Rousseff ein neues Wirtschaftsteam unter Leitung des Finanzministers Joaquim Levy ein, eine Maßnahme, die zur Wiederherstellung des Anlegervertrauens beitragen soll. Als Ziel für dieses Jahr wurde das Erreichen eines Primärüberschusses von 1,2 Prozent des BIP gesetzt. Mobius muss zugeben, dass er nach den Wahlen recht skeptisch war, ob sich die Dinge in Brasilien wirklich ändern würden. Offenbar scheint aber die politische Führung daran zu arbeiten, die Haushaltssituation mit Maßnahmen wie Steuererhöhungen und die Abschaffung von Fördergeldern zu verbessern. Weitere Einsparungen und ein geschäftsfreundlicheres Klima wären ebenfalls wichtig. Mobius meint, die politischen Maßnahmen des vorherigen Präsidenten Fernando Henrique Cardoso, die dieser während seiner achtjährigen Amtszeit umsetzte, wie beispielsweise die Privatisierung staatlicher Unternehmen, wären ein gutes Modell, das Roussef aufnehmen könnte.

Ergebnisse lassen sich nicht über Nacht erzielen, doch Mobius glaubt, in etwa fünf Jahren (und vielleicht schon eher) wird das Investitions- und Wirtschaftsklima in Brasilien aus mehreren Gründen viel besser dastehen als in den letzten Jahren. Zum einen ist die brasilianische Bevölkerung jung und besser ausgebildet. Dieser starke und wachsende Verbrauchermarkt profitiert von neuen Technologien, wie beispielsweise Mobilfunkkommunikationen. Zum Zweiten dürften die jüngsten Korruptionsermittlungen zu umfassenden Reformen im Land führen. Die brasilianische Regierung wird eine effizientere und effektivere Politik entwickeln und die Führung staatlicher Unternehmen verbessern. Drittens verfügt Brasilien über enorme natürliche Ressourcen – sowohl hinsichtlich Bodenschätzen wie auch in der Landwirtschaft. Schließlich gibt es in Brasilien einige großartige Manager, die nicht nur befähigt sind, lokale Unternehmen zu entwickeln und auszubauen, sondern diese auch an internationale Märkte zu bringen.

Einige wichtige Vorteile Brasiliens – Das Land ist nach BIP die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt und bevölkerungsmäßig das sechstgrößte Land.

Seit 2003 konnten 36 Millionen Menschen Armut überwinden und sind nun Teil der Mittelklasse.
Die demografischen Trends scheinen mit einem Durchschnittsalter bei 30,7 Jahren günstig.
Die Arbeitslosenquote in Brasilien fiel 2014 auf einen historischen Tiefststand von unter 5 Prozent.
Das Land hat eine facettenreiche Wirtschaft und ein breites Spektrum an Bodenschätzen.
Bildung wurde zur Top-Priorität erklärt, die Alphabetisierungsrate liegt bei 90 Prozent der Bevölkerung.

Fallender Ölpreis: Rückenwind oder Gegenwind für Brasilien?

Den starken Ölpreisverfall während der letzten Monate kann man als Gegenwind, aber auch als Rückenwind für Brasilien sehen. Der niedrigere Ölpreis führt zwar zu geringeren Einnahmen aus dem Ölexport, der Energiesektor ist jedoch nur ein relativ kleiner Teil der brasilianischen Wirtschaft. So machen die sogenannten „Oil Rents“ gerade einmal 3 Prozent des BIP aus (Daten von 2012). Das brasilianische staatliche Ölunternehmen musste sogar Öl zu Weltpreisen importieren und zum staatlich beschränkten Preis (unter Selbstkosten) verkaufen, um die Inflation künstlich niedrig zu halten und die Verbraucher im Land von den höheren Weltpreisen abzuschirmen. Mit fallendem Ölpreis muss das Unternehmen das Öl nun nicht mehr mit einem Verlust verkaufen, was als positive Entwicklung gesehen werden muss. Gleichzeitig belastet der niedrigere Ölpreis die Erlöse aus Exploration und Produktion.

Ein niedrigerer Ölpreis könnte generell das Wirtschaftswachstum in Ländern, die Netto-Erdölimporteure sind (wie beispielsweise China und die USA), anheizen, die Kaufkraft erhöhen und auch potenziell die Nachfrage nach anderen Produkten aus Brasilien steigern. Obwohl sich die Exporte 2013 insgesamt auf weniger als 15 Prozent des BIP beliefen, verfügt Brasilien über ein vielseitiges Angebot an industriellen- und landwirtschaftlichen Rohstoffen, die weltweit nachgefragt sind, unter anderen nicht nur Erdöl, sondern auch Sojabohnen, Eisenerz und Zucker. Sollte die Weltwirtschaft sich 2016 erholen, was diverse Analysten prognostiziert haben, werden sich wahrscheinlich auch die Preise einiger Rohmaterialien erholen, die derzeit gesunken sind. Das dürfte der brasilianischen Wirtschaft zugute kommen. Gemeinsam mit anderen Reformbestrebungen in Brasilien wird dies hoffentlich dazu beitragen, ausländische Investitionen zu fördern und Vertrauen zu schaffen.

Wenn man die Märkte generell betrachtet und darüber nachdenkt, was man tun sollten, schaut man sich gerne Stellen an, die unpopulär sind. Abgesehen von Argentinien und Venezuela ist Brasilien derzeit das wohl unpopulärste Land in Lateinamerika. Gemäß der Philosophie von Mobius hat das Land somit eine nähere Betrachtung verdient, insbesondere die konsumorientierten Sektoren, da die Umsätze mit den Pro-Kopf-Einkommen gesunken sind und die Verbraucherausgaben stagnieren. Mobius und seine Leute schauen derzeit auch auf den brasilianischen Banksektor, der in Zukunft gute Chancen bieten könnte.

Hinter den Verbraucherausgaben steht derzeit noch ein Fragezeichen, die Kaufkraft ist gesunken und es bestehen Befürchtungen, Brasilien könne in die Rezession abrutschen. Die Stimmung ist derzeit recht schlecht, der Aktienmarkt ist schwach. Die meisten Geschäftsleute, mit denen sich Mobius und sein Team dieses Jahr in Brasilien unterhalten haben, sagten, dieses Jahr würde aller Voraussicht nach schwierig werden. Trotzdem möchte Mobius auf einige Punkte hinweisen, warum Anleger über Brasilien nachdenken sollten. Brasilien verfügt über eine riesige, dynamische Wirtschaft, von der er glaubt, sie wird in Zukunft trotz politischer Schwierigkeiten und Reformproblemen wachsen. Die Brasilianer verschaffen sich Gehör und sind aktivistisch orientiert. Das Land wird nicht die von Argentinien oder Venezuela gewählte Richtung einschlagen. Mobius sucht daher im Moment aktiv nach Möglichkeiten, sein Engagement im Land potenziell zu erhöhen, insbesondere bei Unternehmen von Weltklasse, die in der Vergangenheit zu teuer waren. Er ist aber auch an anderen Unternehmen interessiert, für die sich gute Aussichten bieten, die über eine solide Geschäftsführung verfügen und keine oder nur geringe Schulden haben.

Quellen: Vereinte Nationen, „Recent Macroeconomic Trends in Emerging Economies and Implications“, Februar 2014;  CIA World Factbook, 2010 Daten; World Bank, 2013 Daten.

Von: Mark Mobius

Quelle: DAS INVESTMENT.

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