Pressemitteilung Allianz Global Investors: „Abwarten scheint das Gebot der Stunde zu sein – zurecht?“

teaser_pm-allianz_300_200Allianz | Frankfurt, 26.02.2016.

Der Blick auf die gehandelten Volumina an den Märkten verrät, Anleger agieren nach wie vor eher vorsichtig. Abwarten scheint das Gebot der Stunde zu sein – zurecht?

Es scheint so, denn zur Wochenmitte drehte sich die Stimmung an den Kapitalmärkten. Einmal mehr lag es am schwachen Ölpreis, der nur noch bei knapp 30 USD pro Barrel notiert. Kommentare u.a. des saudischen Öl-Minister, dass es keine Produktionskürzungen geben werde, haben das Sentiment negativ beeinflusst. Schwache Konjunkturdaten auf beiden Seiten des Atlantiks drückten ebenfalls die Stimmung.

Während nach den enttäuschenden vorläufigen Einkaufsmanagerindizes auch der Erwartungsindikator des ifo-Geschäftsklimaindex zur Schwäche neigte – die für die zukünftige Konjunkturentwicklung wichtigere Erwartungskomponente fällt damit auf den tiefsten Stand seit Dezember 2012 – fiel das US-Konsumentenvertrauen auf geringsten Stand seit sieben Monaten. Wenngleich man die schwachen Konjunkturdaten mit Vorsicht genießen sollte – die Indikatoren scheinen stark von den Entwicklungen an den Kapitalmärkten geprägt worden zu sein und waren im Vorfeld bereits zu optimistisch – dürfte es allerdings insbesondere auf die Europäische Zentralbank zunehmend Druck aufbauen, am 10.März weiter an der Zinsschraube zu drehen bzw. ihr Ankaufprogramm weiter auszudehnen.

Geld- wie geopolitisch stehen uns demnach spannende Wochen bevor:

1. Nachdem David Cameron auf dem EU-Gipfel einen Kompro-miss erreicht hat, wird er am 23. Juni ein Referendum zum Verbleib von Großbritannien in der Europäischen Union abhalten. Viele Umfragen sagen ein Kopf-an-Kopf Rennen vo-raus, wir gehen allerdings von keinem „Brexit“ aus. Dennoch: Das britische Pfund fiel auf ein 7-Jahrestief gegen den US-Dollar.

2. Bei den Vorwahlen in South Carolina konnten Donald Trump und Hillary Clinton ihre Spitzenposition für die US-Präsidentschaftskandidatur bestätigen. Mit Spannung dürfte demnach der „Super Tuesday“ am 1. März verfolgt werden.

3. In China beginnt die vierte Tagung des 12. Nationalen Volkskongresses am 5. März. Laut der vorgeschlagenen Tagesordnung soll u.a. der 13. Fünfjahresplan zur Volkswirtschaft und sozialen Entwicklung überprüft und genehmigt werden. Nach 6,9% Wirtschaftswachstum 2015 wird die Regierung voraussichtlich rund 6,5% als Ziel für dieses Jahr vorgeben, wenngleich unser „GDP Tracker“ eher Wachstumsraten von aktuell ca. 5% zeigt.

4. Das G-20 Treffen der Finanzminister bzw. Notenbanker in Shanghai Ende der neuen Woche lässt erwarten, dass auch über den Renminbi gesprochen wird. Wir stellen uns auf eine Stellungnahme ein, die die verschiedenen Schritte zur globalen Wachstumsunterstützung hervorhebt bzw. die Bereitschaft der G-20 signalisiert mehr tun zu wollen, sollten mögliche Übertragungseffekte
grenzüberschreitend auftreten.

Mit Blick auf die kommende Woche dürften in den USA die anstehenden Frühindikatoren, wie u.a. der Chicagoer Einkaufsmanagerindex (Mo), der auch als Indikator für den gesamtnationalen ISMEinkaufsmanagerindex (Di) gesehen wird, Zweifel an dem im Dez. 2015 eingeleiteten Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank (Fed) nähren. Denn beide Frühindikatoren deuten auf eine nachlassende Wachstumsdynamik der US-Wirtschaft hin. In diesem Kontext dürften neben dem Konjunkturbericht („Beige Book“) der Fed (Mi) auch die USArbeitsmarktdaten (Mi-Fr) mit Spannung verfolgt werden, die zusammengenommen weitere Hinweise für die anstehende Sitzung des Offenmarktausschusses (15/16.März) und der damit verbundenen US Zinsentscheidung geben könnten.

Während im Euroraum Arbeitsmarktdaten (Di), Einzelhandelsumsätze (Do) und diverse Einkaufsmanagerindizes der einzelnen Länder Beachtung finden dürften, richtet sich der Blick in Asien primär auf Japan und China. Während die Woche in Japan mit den vorläufigen Zahlen zur Industrieproduktion (Mo) beginnt, sich mit den Q4- Unternehmensgewinnen fortsetzt (Di) und mit dem Einkaufsmanagerindex abschließt (Do), dürfte der Fokus in China vor allem auf dem offiziellen bzw. privatwirtschaftlichen Einkaufsmanagerindex liegen (Di, Do). Nach dem zuletzt starken Anstieg des Kreditwachstums, könnte es zu einer leichten Verbesserung kommen, wenngleich im Trend von einer anhaltend schwächeren Konjunkturentwicklung ausgegangen werden sollte.

In Summe ein Marktumfeld, welches in den kommenden Wochen weniger von Fundamentaldaten beeinflusst werden dürfte, als vielmehr von der Geld- und Geopolitik. Positionierungen der Marktteilnehmer deuten auf zunehmende Skepsis hin, so liegen Put-Optionen eine Standardabweichung über dem langfristigen Durchschnitt. Hinzu kommen viele technische Indikatoren, wie u.a. die Relative-Stärke-Indizes, aber auch Stimmungsindikatoren (z.B. Anteil der Bullen und Bären im Markt), die auf ein eher abwartendes Niveau eingeschwenkt sind.

Abwarten scheint das Gebot der Stunde zu sein, meint Ihr, Stefan Scheurer

Siehe auch

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