Pressemitteilung Allianz Global Investors: „Mind the Gap!“

teaser_pm-allianz_300_200Allianz | Frankfurt, 12.02.2016.

Zwischen den Aussagen der Federal Reserve zu der Frage, welche Politik sie im Jahr 2016 für angemessen für die US-Wirtschaft hält, und den Erwartungen der Anleger hat sich eine Lücke (ein „Gap“, wie unsere Kollegen hier in den USA so schön sagen) aufgetan.

Im vergangenen Dezember, als der Offenmarktausschuss (Federal Open Market Committee, FOMC) zum ersten Mal seit 2006 den US-Leitzins anhob, wurde noch mit vier weiteren Zinsschritten in diesem Jahr gerechnet.

Aber die Anleger sind in dieser Hinsicht skeptischer geworden. Am 2. Februar belief sich die am Futures-Markt implizierte Wahrscheinlichkeit von vier Zinsschritten der Fed lediglich auf 0,1%. Dagegen wurde mit einer Wahrscheinlichkeit von 55,6% davon ausgegangen, dass überhaupt keine weitere Zinserhöhung stattfindet – und die Skepsis nimmt weiter zu (vgl. unsere Grafik der Woche).

Es ist durchaus von Bedeutung, wie die Lücke zwischen den Projektionen der Fed und den Markterwartungen überbrückt wird. Wenn die Fed ihren Leitzins in einem Umfeld anhebt, in dem die anderen großen Zentralbanken weitere geldpolitische Lockerungen durchführen, könnte sich die Zinsdifferenz zwischen US- und ausländischen Vermögenswerten erhöhen. Auf der Suche nach Renditen könnten Anleger daher ihr Kapital in die USA verschieben, was den US-Dollar weiter aufwerten ließe. Der starke Dollar, der im Dezember auf dem höchsten Stand seit 12 Jahren notierte, könnte sich unter anderem wegen der Sorge um Chinas Wachstum und der faktischen Wechselkursbindung des Renminbi an den Dollar als Problem erweisen.

„Angesichts des verbreiteten Pessimismus und der dominierenden Risikoaversion könnten Staatsanleihen von der Nachfrage nach sicheren Häfen profitieren.“

Wenn der Offenmarktausschuss dagegen Zinsanhebungen mit der Begründung verschiebt, dass die US-Konjunktur schwächer als er-wartet ist und/oder „internationale Entwicklungen“ dies erfordern, könnten die Märkte ungünstig reagieren. Dies zeigte sich im ver-gangenen September, als die Fed den ersten Zinsschritt unerwartet doch nicht durchführte.

Wird ein Zinsschritt dagegen mit einer relativ günstigen Begründung verschoben, z.B., weil die Inflationsraten niedriger sind als erwartet, könnte der Markt konstruktiv reagieren. Ceteris paribus könnte eine solche „Verschiebung wegen guter Gründe“ den Aufwärtsdruck auf den US-Dollar dämpfen, den Gegenwind für die Schwellenländer – einschließlich Chinas – abschwächen und eine Stabilisierung der Rohstoffpreise ermöglichen.

In der kommenden Woche könnten wir mehr Klarheit darüber gewinnen, wie der Fed-Offenmarktausschuss die Lage einschätzt und wie die Lücke zwischen den Fed-Aussagen und den Markterwartungen
geschlossen werden soll.

Am Montag könnte es zumindest in Asien Überraschungen geben, denn die Börsen in China und Hongkong eröffnen nach den einwöchigen Neujahrsfeiern in China wieder. Neue Daten kommen aus Japan, wo sich das Wachstum im vierten Quartal beschleunigt haben könnte, nachdem die Wirtschaft im dritten nur knapp eine Rezession vermieden hatte. In den USA wird der Handel wegen des „President’s Day“ ausgesetzt.

Am Dienstag stehen Inflationsdaten aus Großbritannien an, wo sich die Preise zuletzt von einem sehr schwachen Niveau aus wieder gefestigt haben. In Deutschland wird das Augenmerk den Arbeitslosenzahlen für das vierte Quartal und dem ZEWErwartungsindex gelten. Letzterer gibt Aufschluss darüber, ob sich die Stimmung im Februar eher stabilisiert oder weiter verschlechtert. Mittwoch ist dann der große Tag: Das Protokoll der Offenmarktausschuss-Sitzung vom 26./27. Januar wird veröffentlicht. Es wird uns mehr über die jüngsten Diskussionen in der Fed und über die Aussichten auf eine Zinserhöhung bei der rasch näher rückenden Sitzung am 15./16. März verraten. Außerdem steht in den USA eine wahre Datenflut an: Baubeginne, Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung sollten sich sämtlich verbessert haben. In Europa werden die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung in Großbritannien für Januar veröffentlicht. Darüber hinaus gibt es Daten zu den Auftragseingängen im Maschinenbau in Japan und zum Ausstoß im Baugewerbe im Euroraum.

Am Donnerstag erhalten wir dann die Frühindikatoren für die USA (die im Januar im zweiten Monat in Folge gesunken sein könnten) und die Inflationsdaten für China, die stärker ausfallen könnten. Zum Wochenschluss werden dann noch der Index für das Verbrauchervertrauen im Euroraum, die Produzentenpreisinflation in Deutschland und die Verbraucherpreisinflation in den USA veröffentlicht. In den USA dürfte sich die Verbraucherpreisinflation leicht beschleunigen, was vor allem auf das niedrigere Vorjahresniveau zurückzuführen ist.

Aus technischer Sicht ist die Lage weiterhin anstrengend. Nach einem acht Jahre anhaltenden Aufwärtszyklus hat bei Aktien auf breiter Basis eine Trendumkehr stattgefunden, woraus eventuell weitere
Abwärtsrisiken hervorgehen könnten. Angesichts des verbreiteten Pessimismus und der dominierenden Risikoaversion könnten Staatsanleihen von der Nachfrage nach sicheren Häfen profitieren und
der starke US-Dollar könnte unter Druck geraten.

Anders ausgedrückt:„Mind the Gap“!

Ihr Greg Meier, US Investment Strategist, Vice President

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