Das Investment: „Die US-Regierung ist größerer Betrüger als Enron oder Madoff“

sjb_werbung_das_investment_300_200Sein Leben war spannender als jeder Thriller: Harvard-Studium, Erfolg als Hedgefonds-Manager, Betrugsverdacht, Flucht von US-Justiz und Kopfgeldjäger, Auslieferungshaft in Italien, Sinneswandel, Freilassung. Nun gibt sich Florian Homm seriös – und außerordentlich fromm.

Mit DAS INVESTMENT.com sprach er über seine Erfahrungen der vergangenen Jahre, seine Zukunftspläne, Wertpapiere, die es sich in Zeiten herannahender Krise zu verkaufen und zu kaufen lohnt – und über ein kleines blaues Buch.DAS INVESTMENT.com: Auf früheren Fotos posieren Sie immer mit einer Zigarre. Jetzt nicht mehr. Haben Sie mit dem Rauchen aufgehört?

Florian Homm: So Gott will, seit circa sechs Monaten.

Sie waren Hedgefonds-Manager, fünf Jahre auf der Flucht, wurden angeschossen und verbrachten schließlich 15 Monate unter menschenunwürdigen Bedingungen in italienischen Gefängnissen. Sie sind der einzige deutsche Bürger, der auf der Liste der meistgesuchten Personen des FBI steht. Sie mussten um Ihr Leben fürchten, erlebten Verrat von früheren Freunden und Geschäftspartnern. Wie beeinflussen all diese Erfahrungen Ihr heutiges Leben?

Homm: Mein Leben war und ist sehr spannend. Ich bin dankbar, dass ich durch mein kleines Kreuz, den Weg, die Wahrheit und das Leben finden konnte: Jesus und seine Mutter Maria. Übrigens, seit einigen Wochen bin ich nicht mehr auf der FBI Most Wanted Liste. Ich habe schon massiv eingesteckt, aber früher auch ganz gut ausgeteilt. „Undank ist der Welt Lohn“ – dieser Spruch hat schon was, aber die paar Leute, die zu einem stehen, die machen den ganzen Schmerz und die Enttäuschung, die man erlebt hat wieder gut. Gott segne sie.

Planen Sie eine Rückkehr als Hedgefonds-Manager?

Homm: Nein. Wir beraten aber ethisch orientierte Kunden, die sich vor der Krise schützen wollen. Das ist zeitlich übersichtlich. Als Hedgefonds-Manager müssen Sie hundertprozentig engagiert sein. Das will ich einfach nicht mehr. Ich brauche viel Zeit um ein kleines Blaues Buch bekannter zu machen: Die Botschafter der Barmherzigkeit der Jesusmutter Maria für die Welt.
Als Hedgefonds-Manager hatten Sie sich vor allem auf Leerverkäufe spezialisiert. Wenn Sie das derzeitige Marktumfeld betrachten: In welchen Bereichen würden sich Leerverkäufe derzeit besonders lohnen?

Homm: Alles was wir wollen ist short, und alles was wir brauchen ist long. Das ist der aktuelle Pair Trade. Das bedeutet zumindest auf der Short-Seite: überflüssige Banken mit zu wenig Eigenkapital, überteuerte Immobilien, Börsen/Anleihen/Währung Türkei und Saudi Arabien, viele Industrie und diverse Konsumwerte und so weiter. Der anderen Mega-Short sind Bereiche, in denen zunehmend Überkapazitäten entstehen werden. Die Liste der Short-Kandidaten ist sehr lang, aber ich tue mir viel schwerer bei den Longs. Einen Langläufer habe ich: clinuvel.com.

Am 15. Februar erscheint Ihr neues Buch „Endspiel: Wie Sie die Kernschmelze des Finanzsystems sicher überstehen“. Darin kritisieren Sie unter anderem die Wirtschafts- und Finanzpolitik der US-Regierung. „In Deutschland würde ein Unternehmen, das wie die amerikanische Regierung agiert, verklagt werden“, schreiben Sie. Warum?

Homm: Weil circa 80 Billionen an Verbindlichkeiten außerhalb der Bilanz versteckt sind. Nur 20 Billionen US-Dollar werden ausgewiesen, weil nach US Bilanzrichtlinien (US GAAP) die Defizite 700 Prozent (circa 4 Billionen US-Dollar) höher sind als aktuell ausgewiesen. Das ist ein noch eklatanterer Bilanzbetrug als Enron, Worldcom oder Madoff. Sie wissen ja was mit den führenden Akteuren dieser Unternehmen passiert ist.

Ein Kapitel Ihres Buchs heißt „Bankster“ – eine eher ungewöhnliche Wortwahl für jemanden, der selbst jahrzehntelang in der Finanzbranche aktiv war. Wie kommt es dazu? Homm: Weil billionenschwere spekulative Verluste vom Steuerzahler bezahlt werden und die Politiker unterstützen das auch noch. Spekulative Gewinne verbleiben beim Management und den Aktionären. Aber was ist mit den strafrechtlich agierenden Bank-Managern, zum Beispiel bei Goldman Sachs passiert? Nichts, nada, niente, nothing! Das ist gangsterhaft.

„Bei der nächsten Wahl wähle ich auf jeden Fall die Linke“, schreiben Sie in Ihrem Buch. Ist es nur die Dankbarkeit gegenüber Sahra Wagenknecht, die sich während Ihrer Untersuchungshaft für Sie eingesetzt hat, oder können Sie dem Programm der Partei tatsächlich etwas abgewinnen?

Homm: Dankbar bin ich, denn Sahra Wagenknecht hat im Gegensatz zum deutschen Außenministerium unter Westerwelle und dem deutschen Justizministerium, Charakter und Rückgrat bewiesen. Gysi hat schon vor Jahren das Euro-Debakel perfekt vorausgesagt. Das hat kein SPD oder CDU Politiker. Bei Finanzdebatten kann kein Konsens-Politiker von SPD, CDU oder CSU mit Gysi und Wagenknecht mithalten. Wagenknecht ist top beim Thema Banken-Regulierung, mittlerweile viel smarter bei Gino-Koeffizienten (Einkommen sowie Vermögen). Bei Wagniskapital (Venture Capital) und Neugründungen besteht leider immer noch analytischer Nachholbedarf. Diese insgesamt klare Denke der Linken vermisse ich bei all den anderen Parteien.

Über das Buch: Homms Buch „Endspiel: Wie Sie die Kernschmelze des Finanzsystems sicher überstehen“ erscheint am 15. Februar im Finanzbuch-Verlag. Das Buch können Sie hiervorbestellen. Eine kurze Rezension von DAS INVESTMENT.com finden Sie hier.

Von: Svetlana Kerschner

Quelle: DAS INVESTMENT.

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