Das Investment: DANK E-BOOM: Rohstoff-Preise unter Strom

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Einst ein beliebter Renditeturbo, enttäuschten Rohstoff-Investments lange Jahre. Nun treiben Elektromobilität und knappe Lager die Preise und damit die Aktienkurse der Produzenten wieder nach oben. Selbst der internationale Handelsstreit soll den Aufschwung Experten zufolge nicht bremsen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat es schon getan, kurz danach auch die britische Regierungschefin Theresa May: In beiden Ländern sollen die Behörden ab 2040 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr zulassen. 

In Norwegen, Indien und den Niederlanden will die Politik sogar noch einen drauflegen und diskutiert ein Ende von Benzinern und Dieseln schon ab 2025 oder 2030. Verbote soll es wohl nicht geben, dafür aber mit Steuergeld geförderte und finanziell so reizvolle Angebote, dass Autofahrer sie nicht ablehnen können. Im Vorjahr setzten sich bereits knapp 40 Prozent aller norwegischen Neuwagen-Käufer hinter das Steuer elektrisch angetriebener Autos. Das ist Weltrekord.Kampf gegen die Verbrenner

Nach dem Willen von Chinas mächtigem Staatschef Xi Jinping soll der größte Automarkt der Welt dem nicht lange nachstehen. Das Reich der Mitte will ab 2019 Hersteller verpflichten, bei ihren in der Volksrepublik verkauften Autos einen Mindestanteil alternativer Antriebe einzubauen. Im kommenden Jahr sollen die Autobauer 10 Prozent ihrer Neuwagen das Spritschlucken abgewöhnen, ab 2020 dann 12 Prozent. Zum Jahresbeginn hat die Regierung außerdem die Produktion von mehr als 550 Modellen mit Verbrenner verboten.

Von diesen Maßnahmen profitieren Unternehmen, die für diesen Wandel dringend benötigte Rohstoffe fördern. Denn je mehr sich die Autowelt von Kraftstoffen aus Öl abwendet, desto wichtiger werden Batterien, um die Elektromotoren anzutreiben. Und die verbrauchen gigantische Mengen an Material: Die aktuellen Akku-Systeme wiegen nach Angaben der Hersteller bis zu 700 Kilogramm pro Wagen. „Eine exponentiell zunehmende Zahl von Elektroautos wird den Bedarf an Metallen wie Kupfer, Kobalt und Lithium steigen lassen“, stellt Joachim Berlenbach fest, Gründer und Chef der Earth Resource Investment Group.

Illustration: SALSEN/iStock, Vecteezy.com; Quelle: Finanzen.net, Tradingeconomics.com, Metalradar.com, Stand 19. Juli 2018

Damit gehören auch Aktienfonds, die in Rohstoff-Gesellschaften investieren, zu den Gewinnern des Wirtschaftswandels. Der von Berlenbach gesteuerte Earth Exploration Fund UI beispielsweise weist ein jährliches Plus von 9,4 Prozent auf Sicht von fünf Jahren aus. Der beschleunigte Rohstoffverbrauch schlägt sich besonders in den kurzfristigen Ergebnissen nieder: Der Anteilspreis liegt 20,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor (siehe Tabelle Seite 28). Die bemerkenswerte Performance geht allerdings mit einem stark schwankenden Wert einher. Die Kennziffer Volatilität beträgt 28,7 Prozent. Und das, obwohl der Earth-Chef die Fonds-Investments streut und neben Minenaktien auch ein Drittel des Vermögens in Energiekonzernen hält.

Damit gehören auch Aktienfonds, die in Rohstoff-Gesellschaften investieren, zu den Gewinnern des Wirtschaftswandels. Der von Berlenbach gesteuerte Earth Exploration Fund UI beispielsweise weist ein jährliches Plus von 9,4 Prozent auf Sicht von fünf Jahren aus. Der beschleunigte Rohstoffverbrauch schlägt sich besonders in den kurzfristigen Ergebnissen nieder: Der Anteilspreis liegt 20,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor (siehe Tabelle Seite 28). Die bemerkenswerte Performance geht allerdings mit einem stark schwankenden Wert einher. Die Kennziffer Volatilität beträgt 28,7 Prozent. Und das, obwohl der Earth-Chef die Fonds-InveSein größtes Investment ist momentan die chilenische Geopark, die in Südamerika Öl und Gas fördert. Erst auf Rang 2 folgt der kanadische Minenbetreiber Nevsun. Dessen wichtigstes Erzeugnis Kupfer zählt für den Earth-Chef zu den aussichtsreichsten Grundstoffen überhaupt. Denn nicht nur Autos bekommen künftig elektrische Antriebe verpasst. Flugzeugen und Schiffen steht die gleiche Aufwertung bevor. Und für E-Motoren und Leitungen bleibt Kupfer unersetzlich. Hinzu kommt, dass das rotbraune Metall in rauen Mengen in Ladestationen und Windturbinen steckt. „Eine deutliche Zunahme des Verbrauchs lässt sich nicht vermeiden“, so Berlenbach.

Dramatische Engpässe prognostiziert

Noch heißer sind Investoren derzeit jedoch auf Kobalt. Das Metall eignet sich besonders für die Kathoden der Akkus und erhöht deren Kapazität. Der Preis von derzeit 60 Euro pro Kilogramm hat sich in den vergangenen zwei Jahren verdreifacht. Obwohl die Industrie sich bemüht, immer mehr Kobalt durch andere Stoffe zu ersetzen, steigt der absolute Bedarf Experten zufolge rasant. Ähnliches gilt auch für andere Rohstoffe. Der Preis für Kupfer etwa kletterte im gleichen Zeitraum 35 Prozent nach oben, für Lithium um rund 40 Prozent (Stand 16. Juli 2018). Für weiter steigende Preise dieser Materialien spricht zudem ihr begrenztes Angebot. Die hiesige Industrie warnt bereits, dass der Elektro-Trend zu einem dramatischen Engpass führe. Denn Metalle, aus denen Batterien entstehen, muss die deutsche Wirtschaft überwiegend einführen. „Der Bedarf wächst schneller als die Kapazitäten. Ohne eine ausreichende Versorgung wird es keine Zukunftstechnologien ‚Made in Germany‘ mehr geben“, befürchtet Matthias Wachter vom Bundesverband der Deutschen Industrie.

Dennoch kann es sich lohnen, Investments auf viele unterschiedliche Rohstoffe zu verteilen. Der Aktienfonds Long Term IF Natural Resources etwa verteuerte sich auf Drei-Jahres-Sicht schneller als Berlenbachs Fonds. Ein jährlicher Gewinn von 14,2 Prozent steht dort zu Buche. Jose Carlos Jarillo managt das Portfolio gemeinsam mit Marcos Hernandez, Urs Marti und Alex Rauchenstein. Das Quartett berücksichtigt neben Edel- und Industriemetallproduzenten sowie Energiekonzernen auch Anbieter von Agrarrohstoffen.

Schon seit Längerem haben es Lachszüchter den Fondsmanagern der Schweizer Strategic Investment Advisors angetan: Die norwegischen Seefarmen Grieg Seafood, Leroy Seafood und Norway Royal Salmon belegen Spitzenplätze im Portfolio. Andere Züchter erwiesen sich bereits als lukrativ: „Die Anteile von Bakkafrost haben sich seit unserem Kauf vor sechs Jahren verfünfzehnfacht.“ Bei den Übrigen handele es sich ebenfalls um „tolle Anlagen“, die oftmals noch erstaunlich günstig zu haben seien, so Jarillo. Da Rohstoff-Investments jahrelang wie Blei in den Auslagen der Fondshäuser lagen, rangieren die Kurs-Gewinn-Verhältnisse meist noch unter 10 und die Dividenden jenseits von 5 Prozent. Momentan engagiert sich das Manager-Team wieder stärker bei Kupferkonzernen: „Hudbay Minerals ist ein Unternehmen, in das wir bereits seit mehr als zehn Jahren ab und zu investieren. Wir sind überzeugt, dass sich der Aktienkurs bei den hohen Kupferpreisen äußerst positiv entwickeln kann, die wir in den kommenden fünf Jahren erwarten“, sagt Jarillo.tments streut und neben Minenaktien auch ein Drittel des Vermögens in Energiekonzernen hält.

Nicht nur Fischfett lässt sich derzeit gut verkaufen. Die Nachfrage nach den fossilen Energieträgern Öl und Gas bleibt trotz des Trends zu erneuerbarer Energie so hoch, dass sich neben Industriemetallen insbesondere Öl sprunghaft verteuert: Allein in den zurückliegenden zwölf Monaten ging der Preis für die Sorte Brent um 49 Prozent auf 63 Euro pro Fass nach oben.

Experten erwarten Ölpreise jenseits 100 US-Dollar

Damit muss aber noch lange nicht Schluss sein, vermuten Experten mit Blick auf die geringen freien Kapazitäten. Zwar hat die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) jüngst beschlossen, die Produktion um eine Million Barrel pro Tag zu erhöhen: „Ein Großteil davon wiegt jedoch lediglich Produktionsausfälle in Venezuela, Libyen und Nigeria auf“, sagt Columbia Threadneedles Rohstoff-Chef David Donora. Und der nun noch verbleibende Puffer sei dünn.

Quelle: Morningstar

Sollten etwa Millionen Barrel täglich seitens des Iran wegfallen, wäre ein Defizit nicht mehr zu vermeiden. In einem solchen Fall hält Donora Ölpreise von 100 bis 150 US-Dollar pro Barrel für realistisch. Von den bisherigen Preisanstiegen des Öls profitieren Energie-Investments aber nur teilweise. Zwar spiegeln Aktienfonds, deren Universum aus Energiekonzernen und deren Dienstleistern besteht, den Aufwärtstrend mit zweistelligen Renditen auf Jahressicht wider. Längerfristig verharren die jährlichen Ergebnisse selbst der besten Fonds aber lediglich im niedrigen einstelligen Bereich. Noch düsterer sieht es bei Fonds aus, die direkt auf den Preisverlauf von Rohstoffen setzen. Morningstar weist für sämtliche Kategorien dieses Typs in den zurückliegenden fünf Jahren ein Minus aus.

Weit renditeträchtiger fällt die Bilanz der Aktienfonds aus, die in Minenbetreiber investieren. Der Aktienfonds Structured Solutions Next Generation Resources schaffte im gleichen Zeitraum ein Plus von 138 Prozent und liegt damit in seiner Kategorie ganz vorn. Tobias Tretter bestückt das 55 Millionen Euro schwere Portfolio auch mit Aktien von Firmen, die Gold, Silber und Kupfer suchen, will aber insbesondere an der Rally von Lithium, Kobalt und Grafit teilhaben. Um die künftigen Renditen sorgt sich Tretter nach eigenem Bekunden nicht: „Die Industrie selbst sieht das prognostizierte Wachstum für die weltweite Lithiumproduktion als zu optimistisch an.“ Sämtliche großen Unternehmen der Automobil- und Batteriebranche hätten ihm bestätigt, dass sie wegen ihres steigenden Bedarfs besorgt um den Nachschub seien.

Dass wachsende Ängste vor einem Handelskrieg seit einigen Monaten den Anstieg der Rohstoffpreise bremsen, irritiert Tretter ebenso wenig, obwohl US-Präsident Donald Trump immer mehr Zölle einführen will: „Wir schließen uns Goldman Sachs an, welche die Rohstoffkonzerne bereits für überverkauft halten und ein kurzfristiges Kurspotenzial von 30 Prozent sehen.“ Den Analysten der US-Bank zufolge kann nämlich auch ein schwarzer Schwan mit orangefarbener Föhnfrisur keine Rohstoffmärkte mit weltweitem Ausmaß bedrohen. Gemessen am hauseigenen Rohstoff-Index sehen die Goldmänner eine Rendite von 10 Prozent für die kommenden zwölf Monate voraus.

Von: Marc Radke

Quelle: Das Investment

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