Pressemitteilung Allianz Global Investors: „Growing, fast and slow”

teaser_pm-allianz_300_200Allianz | Frankfurt, 23.10.2015.

In der abgelaufenen Woche stand das Börsengeschehen im Lichte dreier Ereignisse:

1. Für leichte Kursgewinne sorgte das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im dritten Quartal. Mit einem Plus von 6,9% im Vorjahresvergleich, d.h. nur geringfügig schwächer als in der ersten Jahreshälfte, vermochte die Wirtschaftsleistung zwar nicht die Sorgen vor einem anhaltend schwächeren Wachstumstrend zerstreuen. Befürchtungen vor einer regelrechten „harten Landung“ erhielten jedoch keinen Auftrieb. Die leicht enttäuschende Industrieproduktion im September (+ 5,7% ggü. Vorjahr) wiederum sollte im Kontext eines an Bedeutung gewinnenden Dienstleistungs-sektors (Anteil von 51,4% an der Gesamtwirtschaft) gesehen werden. Dieser dürfte ein Kernbestandteil des nächsten Fünfjahresplans der chinesischen Regierung sein, der 2016 in Kraft tritt.

2. Stichwort Wachstum: Die Berichtssaison zum dritten Quartal 2015 bestätigt, dass die Unternehmensgewinne der großen US-Konzerne nicht mehr so kräftig sprudeln wie in den vergangenen Jahren. Nur etwa 71-72% der US-Geschäftszahlen übertrafen bisher die Analysten-erwartungen – weniger als im Vorjahresquartal (74,5%) – wohingegen etwa 20% (16,6%) hinter den Gewinnerwartungen zurückblieben.

3. Derweil zeigte die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag, dass eine Verlängerung des Wertpapierkaufprogramms (QE) über September 2016 hinaus oder sogar eine monatliche Aufstockung der Kaufvolumina zwar wahrscheinlicher, aber alles andere als eine „ausgemachte Sache“ sind (siehe auch unseren QE-Monitor). Wie im Vorfeld aus der Quartalsumfrage zur Kreditvergabe hervorging, beeinflusst QE sowohl die Kreditvergabe als auch die -bedingungen positiv. Bis zur Veröffentlichung der neuen makroökonomischen Projektionen im Rahmen der Dezember-Sitzung könnten deutlichere Anhaltspunkte darüber vorliegen, in welchem Maße die Abkühlung in den Schwellenländern auf die Konjunktur des Währungsraums ausstrahlen und wie lange die Inflation hinter der EZB-Preisstabilitätsmarke von 2% zurückbleiben wird.

Die Quartalszahlen der großen Konzerne, Konjunkturindikatoren und die Geldpolitik werden auch in der neuen Woche das Stimmungsbild an den Weltbörsen prägen. 167 Unternehmen aus dem S&P 500 legen ihr Zahlenwerk auf den Tisch. Nach dem durchwachsenen Start könnten Positiv-Überraschungen Marktimpulse setzen.

Eine Reihe von ersten Schätzungen für das BIP-Wachstum im dritten Quartal – darunter für Großbritannien (Di), die USA (Do), Spanien und Österreich (Fr) – sollten zeigen, dass die Industrieländer nicht vor einem schlagartigen Wachstumseinbruch durch die Schwäche in den Schwellenländern stehen. Ob sich aber das Bild „schnelles Wachstum, langsames Wachstum“ im Hinblick auf die unterschiedliche Konjunkturdynamik zwischen Emerging Markets und Industrieländern auch in den kommenden Quartalen fortsetzt, ist mit einem Fragezeichen versehen.

Oben auf dem Datenkalender steht daher eine Reihe wichtiger Signalgeber für die Wachstumsperspektiven im Schlussquartal. Für den Euroraum sollten die Frühindikatoren wie der Economic Sentiment Indikator (Do), der im September auf den höchsten Stand seit vier Jahren geklettert war, zwar nahe ihren Hochs verharren. Allerdings konnten die „harten“ Konjunkturdaten wie die Industrieproduktion den Vorgaben der umfragebasierten „weichen“ Stimmungsbarometer in den vergangenen Monaten nicht immer folgen. Eine abnehmende Konjunkturdynamik des Euroraums im vierten Quartal sollte daher nicht überraschen.

Unterdessen könnten die vorläufigen Inflationsdaten für Oktober (Do, Fr), die energiepreisbedingt auf niedrigen Niveaus verharren sollten, die Erwartung zusätzlicher EZB-Lockerungsschritte aufrechterhalten. Sie wird mittlerweile von etwa 80% der Analysten geteilt. Erst zum Jahreswechsel sollten aufwärtsgerichtete Basiseffekte zu höheren Inflationsraten führen. Weitere Hinweise auf die Wirkung von QE liefert das Wachstum der breiten Geldmenge M3 (Di). Anleger dürften außerdem gespannt die Reden von EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio (Mi, Do) verfolgen.

Auf der anderen Seite des Atlantiks dürften der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter (Di) und verschiedene Einkaufsmanagerindizes (Di, Fr) bestätigen, dass die US-Wirtschaft auf Kurs bleibt, wenngleich sie im dritten Quartal (Do) eine langsamere Gangart eingelegt hat. Sie wird insbesondere von zwei Säulen, der Bauwirtschaft und dem privaten Verbrauch, gestützt. Dies sollten die US-Neubauverkäufe (Mo) und der Case-Shiller-Hauspreisindex (Di) auf der einen und das Verbrauchervertrauen und die persönlichen Ausgaben und Einkommen (Fr) auf der anderen Seite unterstreichen.

Mit großer Aufmerksamkeit werden die Anleger darüber hinaus das Ergebnis der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) (Mi) verfolgen. Hier ist die Hauptfrage, ob das FOMC eine Zinserhöhung im Dezember verbal vorbereitet.
Auch im Falle der Bank of Japan (Sitzung am Fr) wird über eine erneute Ausweitung des seit 2013 währenden QE-Programms spekuliert, etwa durch den zusätzlichen Kauf von REITs. Die Zeichen, dass die Wirtschaft im dritten Quartal in die Rezession abgeglitten ist, haben sich zuletzt verstärkt – aufschlussreich sollten deshalb die Industrieproduktions-daten (Do) und der halbjährliche Wirtschaftsbericht (Fr) sein.

Insgesamt spricht der makroökonomische Datenkranz für ein eher gemischtes Marktumfeld. Nach wie vor fehlt es an einem überzeugenden Schub für die Weltwirtschaft, der rein fundamental unterfütterte Kursfantasien antreibt.

Halten Sie Ausschau nach Wachstumstreibern!
Ihre Ann-Katrin Petersen

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