Das Investment: Das müssen Rentenfonds-Anleger über steigende Zinsen wissen

sjb_werbung_das_investment_300_200SJB | Korschenbroich, 09.03.2016. Die US-Notenbank hat nach rund einem Jahrzehnt im Dezember wieder ihre Leitzinsen erhöht. Was das für Rentenfondsanleger bedeutet.

Ein kleiner Schritt für die US-Notenbank, ein großer für die Kapitalmärkte. Nahezu zehn Jahre nach der bislang letzten Erhöhung hat die Federal Reserve, kurz Fed, wieder ihre Leitzinsen angehoben. Zwar nur um 0,25 Prozentpunkte, doch damit haben die Währungshüter endlich die seit Jahren in Aussicht gestellte Zinswende eingeleitet.Für Rentenexperten wie Klaus Stopp von der Baader Bank ein längst überfälliger Schritt: „Dies wird auch durch die Einstimmigkeit des Beschlusses untermauert.

Ein erneutes Zögern hätte das Ansehen der US-Notenbank und aller Gremiumsmitglieder geschädigt.“ Die Botschaft der Fed ist klar: Die USA erklären die globale Finanzkrise für beendet. Die Notenbanker hatten die Leitzinsen von Ende 2007 bis Anfang 2009 radikal gesenkt und dann nahe null belassen, um Kreditvergabe und Konjunktur anzukurbeln.

Niedriger Inflation zum Trotz

Frank Engels von Union Investment bestätigt: „Diese Entscheidung ist zugleich ein klares Statement, denn offenbar haben die Währungshüter relativ großes Vertrauen in die Stärke der US-Konjunktur.“ So sei es zu erklären, dass die Zinswende in ein Umfeld extrem niedriger Inflationserwartungen fällt, meint der Leiter des Rentenfonds-Managements.

Zuletzt hatte die Fed ihre Zinssätze bis zum Jahr 2006 angehoben, um ein Überhitzen der Aktienmärkte und eine zu starke Geldentwertung zu verhindern – eine Stabilitätspolitik ganz nach dem Gusto der sogenannten Falken unter den Notenbankern.

Wie wirkt sich dieser Politikwechsel auf Anleihen aus?

Das Analysehaus Morningstar hat mehrere Zeiträume untersucht, in denen die Leitzinsen angestiegen sind. Ergebnis: Je kürzer die Restlaufzeit von Anleihen ist, desto weniger sensibel reagieren diese und desto geringer fällt ihr Kursverlust aus. „Die Vergangenheit zeigt, dass Kurzläufer-Fonds die beste Wahl unter den Laufzeitbändern in einem Zinserhöhungszyklus darstellen“, sagt Morningstar-Analyst Eric Jacobson.

Dagegen können in Phasen mit Zinserhöhungen langjährig laufende Titel stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Morningstar-Fondskategorie Langläufer in US-Dollar sackte im Jahr 1994 um knapp 7 Prozent ab. Dabei handelt es sich aber keineswegs um ein Naturgesetz. Denn bei den jüngsten Zinserhöhungen zwischen März 2004 und Juni 2006 schnitt derselbe Fondstyp mit einem leichten Plus von 0,8 Prozent deutlich besser ab. Allerdings gehörte dieser laut Morningstar zu den schwächsten Performern im Vergleich zu fast allen anderen Fondskategorien.

Nichtsdestotrotz lassen sich Schlüsse ziehen, was bei einer strafferen Geldpolitik auf die unterschiedlichen Rentenfonds-Kategorien zukommt. Portfolios mit Unternehmensanleihen haben den Experten zufolge gute Chancen, Fonds hinter sich zu lassen, die sich auf zinssensitive Titel wie Staatsanleihen konzentrieren. Eine stabile US-Konjunktur vorausgesetzt, bleiben die Kreditrisiken der Corporate Bonds überschaubar, und die Anleihen können von sinkenden Risikoaufschlägen, englisch Spreads, profitieren.

Ähnliches gilt für Fonds, die auf dem Hochzinsmarkt investieren. Die Morningstar-Experten geben aber zu bedenken, dass steigende Renditen solidere Hochzinsbonds mit längerer Laufzeit durchaus beeinträchtigen könnten.

Die niedrige Liquidität sei ebenfalls nicht außer Acht zu lassen: „Die fast zehnjährige Periode der weltweit sehr lockeren Geldpolitik hat Renditesucher immer mehr in die Hochzinssegmente getrieben.“ Deswegen sind die sogenannten High Yields inzwischen stark in herkömmlichen Bond-Fonds vertreten. Kämen diese Fonds im Zuge steigender Zinsen durch Mittelabflüsse unter Verkaufsdruck, könnten sie Schwierigkeiten haben, diese Positionen zu einem angemessenen Preis aufzulösen, befürchten die Analysten.

Auf den Aufschwung kommt es an

Bei internationalen Rentenfonds spielen Staatsanleihen mit Top-Ratings wie zum Beispiel deutsche Bunds und japanische Anleihen eine wesentliche Rolle. Diese können von steigenden Renditen in den USA negativ beeinflusst werden, selbst wenn die Geldpolitik in der Eurozone und in Japan noch lange Zeit sehr locker bleibt.

Aber: Sollten Zweifel an der Solidität des US-Aufschwungs im Verlauf deskommenden Jahres auftauchen, könnten deutsche und japanische Titel profitieren. Die Analysten erwarten in diesem Szenario einen schwächeren US-Dollar sowie einen erstarkenden Euro und Yen. Entsprechend müssen Anleger im Blick behalten, wie umfangreich sie jeweils in diesen Währungen investiert sind, und gegebenenfalls gegensteuern.

Sollte der US-Dollar stark bleiben, werden Schwellenländer-Bond-Fonds in lokalen Währungen leiden. Für Schwellenländer und dortige Unternehmen, die sich in US-Dollar verschuldet haben, wird es teurer, ihre Verbindlichkeiten zu bedienen. Außerdem besteht die Gefahr, dass Anleger Geld abziehen und im Gegenzug Fonds kaufen, die auf Anleihen in US-Dollar oder Euro setzen.

Die negativen Folgen für Schwellenländer-Währungen können sich bei einem behutsamen Vorgehen der Fed aber auch in Grenzen halten. Die meisten Marktteilnehmer erwarten unisono nur zwei bis drei weitere Zinsschritte in den USA. Für Klaus Stopp, den Bondspezialist der Baader Bank, bedeuten die gestiegenen Leitzinsen jedoch noch keineswegs eine langfristige Normalisierung zurück zu früherer Stabilitätspolitik: „Die Krisen werden in diesem Jahr den Druck auf die Notenbanken noch erhöhen, sodass diese erneut versuchen werden, die oftmals mit ungezügelten Geldströmen erzeugten Krisen mit neuem Geld zu bekämpfen.“

Wenn dieses Szenario tatsächlich eintreten sollte, wird auch der Druck auf Fed-Chefin Janet Yellen wachsen, ihre neue Zinsstrategie nochmals komplett zu überdenken.

Von: Marc Radke

Quelle: DAS INVESTMENT.

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