Das Investment: Schwellenländer: „Wir schlagen aus Panikphasen Kapital“

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 30.04.2014. Wer in festverzinsliche Anlagen investiert, hat Anfang 2014 Gegenwind gespürt. Turbulenzen in Osteuropa und die Angst vor nachlassendem Wachstum in China ließen die Märkte schwanken. Michael Hasenstab, Executive Vice President und CIO, Global Bonds bei Franklin Templeton, erwartet weiterhin Volatilität. Bei der Länderauswahl will er die Spreu vom Weizen trennen.

Anfang des Jahres 2014 gab es zugegebenermaßen eine Phase mit erhöhter Volatilität, doch unseres Erachtens bieten sich im weiteren Verlauf des Jahres durchaus interessante Chancen. Unser Team hat dieses Jahr viel Zeit vor Ort in verschiedenen Ländern zugebracht und die Ursachen für die Volatilität bewertet und hinterfragt.

Das erste Quartal 2014 erinnerte uns an das zweite Quartal 2013. Die Volatilität ging vor allem von der Drosselung durch die Federal Reserve (Fed) aus und zudemvon den Entwicklungen in bestimmten Schwellenländern und von den Ängsten vor schwächerem Wachstum in China. In vieler Hinsicht bestehen sogar Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren. Wir konnten in stärkeren Ländern eine ausgesprochen rasche Erholung beobachten, sodass wir bereits von einer Trendwende ausgehen.

Am Ende werden es die fundamentalen Voraussetzungen sein, die langfristig die Ergebnisse beeinflussen. Deshalb wählen wir gezielt Länder aus, die unseres Erachtens aufgrund ihrer spezifischen Fundamentaldaten wie solide Leistungsbilanzen, angemessene Geldpolitik und gute Wachstumsaussichten über hohes langfristiges Potenzial verfügen.

Aktives Management bei steigenden Zinsen wichtig

Auf unserer Tokioreise wurde uns von Kunden häufig eine Frage gestellt, die uns so oder ähnlich bereits aus Europa und den USA vertraut war: Die Anleger wollten wissen, wie sie ihre Rentenportfolios in einem von steigenden Zinsen geprägten Umfeld besser managen können.

Unser aktueller Ansatz sieht eine sehr defensive Zinsposition vor. Wir verteilen Kapital aktiv über verschiedene Währungsmärkte, um bei anziehenden Zinsen möglichst positive Erträge zu erwirtschaften.

Unseres Erachtens sind aktives Management und globales Engagement unbedingte Voraussetzungen. Wir suchen nach Chancen auf annehmbare Renditen ohne zu hohe Zinsrisiken. Unserer Ansicht nach könnten fundamental starke Länder wie Südkorea und Mexiko solide und positive reale Renditen ohne hohe Zinsrisiken bieten.

Japans Liquiditätspumpe  

Um zu verstehen, wie sich die Drosselung des Anlagenkaufprogramms durch die US-Notenbank Fed im globalen Kontext auswirkt, gehört Japan im Grunde zu den wichtigsten Standorten und Schwerpunkten.

Die Fed hat zwar bereits mit der Straffung ihrer Politik begonnen, doch gleichzeitig startet die Bank of Japan (BOJ) ein groß angelegtes quantitatives Lockerungsprogramm. Die Fed wird also vermutlich keine weiteren Billionen Dollar mehr drucken, doch die BOJ ist dabei, umgerechnet eine Billion US-Dollar und mehr auf den Markt zu pumpen.

Angesichts der BOJ-Politik sollte die globale Liquidität meines Erachtens ausreichen, um die Kapitalströme der Weltwirtschaft zu stützen und den bestehenden globalen Aufschwung aufrechtzuerhalten. Wir gehen ziemlich fest davon aus, dass die Fed den Hahn zudreht und von übermäßig lockerer Politik abgeht. Dennoch befürchten wir keine globale Krise durch die Drosselungsmaßnahmen der Fed – umso mehr, als die BOJ offenbar den Liquiditätsentzug durch die Fed ausgleichen will.

Angesichts dieser Dynamik rechnen wir mit Wertverlusten des japanischen Yen. Das Yen-Dollar-Verhältnis ist einer der Bereiche, in denen wir Alphapotenzial erschließen wollen. Eine der Kernkomponenten unserer Währungsstrategie ist Long-Engagement im US-Dollar und Short-Engagement im japanischen Yen.

Schwellenländer: Nicht alle sind gleich

Mit Blick auf die Schwellenmärkte ist meiner Ansicht nach unbedingt zu beachten, dass sie nicht alle gleich sind. In einem Land wie der Türkei liegen ganz andere Entwicklungen vor als in einem Land wie Südkorea. Die Kräfte, die in Ländern wie der Türkei Besorgnis erregend waren – wie Leistungsbilanzdefizite, Haushaltsdefizite, unangemessene Geldpolitik – sind keinesfalls repräsentativ für die gesamte Vermögensklasse.

Viele Länder, darunter Malaysia, Ungarn, Polen und Mexiko, sind angesichts solider Leistungsbilanzpositionen und Wachstumsraten sowie einer proaktiven, vorausschauenden Geldpolitik unseres Erachtens gut aufgestellt, um einen politischen Kurswechsel der Fed zu verkraften.

Daher erachten wir die Marktvolatilität der letzten Monate als Chance zur Ausnutzung des Umstands, dass der Markt keine fundamentale Differenzierung vorgenommen und alle Schwellenländer in einen Topf geworfen hat. Dadurch konnten wir gelegentlich aus Marktpanik Kapital schlagen und halten uns für gut positioniert, um die Dynamik künftig zu unserem Vorteil zu nutzen.

China: Der Unterschied zwischen Qualität und Quantität des Wachstums

Jüngste Wachstumsprognosen aus China weisen für dieses Jahr auf eine Abschwächung hin. Es besteht jedoch ein großer Unterschied zwischen schwächerem Wachstum und einer Mäßigung des Wachstums in China, die auf einer gesunden Entwicklung hin zu mehr Wachstumsqualität beruht.

Bei unseren Aufenthalten in China wurden uns zwei Fragen gestellt. Erstens: Kann China nachhaltig um 7 Prozent  bis 7,5 Prozent  wachsen? Und zweitens: Führen die Probleme im Schattenbanksystem voraussichtlich zu einer Systemkrise im breiteren Kontext der chinesischen Wirtschaft?

Wir sahen uns in unserer Ansicht bestätigt, dass China tatsächlich eine Wachstumsrate von 7 Prozent bis 7,5 Prozent aufrechterhalten kann. Die Probleme in manchen Sektoren des chinesischen Bankensystems sind zwar heikel, wirken aber im Verhältnis zur Gesamtwirtschaft verkraftbar.

Der eigentliche Unterstützungsfaktor für Chinas Wachstum ist in Zukunft die Inlandsnachfrage, die von stärkeren Lohnsteigerungen getragen wird. Die vor Jahrzehnten eingeführte Ein-Kind-Politik wirkt sich inzwischen auf die Erwerbsbevölkerung aus. In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends erfolgte in China der Umschwung von einem Überschuss an Arbeitskräften zum Arbeitskräftemangel. Und wenn etwas knapper wird, steigt grundsätzlich der Preis dafür an.

Lohnsteigerungen stärken Konsum in China

In China haben wir drastische Lohnsteigerungen beobachtet. Ein kräftigerer Lohnanstieg liefert wiederum solide Grundlagen für anziehenden Konsum in China, und wir sind überzeugt, dass das Gesamtwachstum in China zu zwei Dritteln bis drei Vierteln auf steigenden Konsum entfallen wird. Diese Dynamik sollte von Dauer sein und kann in China maßgebliche Voraussetzungen für die Realisierung von Wachstumsraten zwischen 7 Prozent und 7,5 Prozent schaffen.

Das Investitionsniveau wird sich in China über die nächsten zehn Jahre sicherlich abschwächen, doch grundlegender Investitionsbedarf ist nach wie vor vorhanden. Insbesondere ist die Urbanisierung Chinas wohl erst zur Hälfte abgeschlossen und dürfte zig Millionen Menschen aus ländlichen Gebieten zum Umzug in die Städte veranlassen.

Präsident Xi Jinpings jüngste Reformen haben die Mobilität der Arbeitskräfte gefördert, was erhebliche Investitionen in allen möglichen Bereichen erfordern wird, von Schulen über Kanalisation, Kläranlagen und U-Bahn-Linien bis zu Wohnraum. Diese Investitionen dürften Chinas Wachstum unseres Erachtens unterfüttern.

Reformen und Bekämpfung von Korruption unterstützen Erfolgskurs

Zuversichtlich stimmt uns, dass die Reformen für mehr Qualität des Wachstums in China sorgen, selbst wenn die Quantität geringer ausfallen könnte als in der Vergangenheit. Und schließlich beurteilen wir die Reformpläne ausgesprochen optimistisch.

Die politische Reform, die Wirtschaftsreform von President Xi könnte eine der radikalsten Umwälzungen seit der Ära von Deng Xiaoping darstellen, und Präsident Xis Anstrengungen zur Bekämpfung von Korruption und zur Modernisierung der Wirtschaft machen Mut. Bislang sind sie offenbar auf Erfolgskurs.

Insgesamt unterscheidet sich die volatile Phase, die wir in den letzten Monaten erlebt haben, also nicht von solchen Perioden der letzten Jahre. Sie zeichnet sich durch Panik aus und durch mangelnde Erkenntnis, dass zwischen den einzelnen Ländern differenziert werden muss.

Wir tun währenddessen, was wir immer getan haben: Wir fahren in diese Länder, verschaffen uns Einblick in die fundamentalen Gegebenheiten und schlagen aus solchen Panikphasen Kapital. Mit Blick auf 2014 finden wir die potenziellen Chancen in vielen Ländern weltweit aufregend.

Von: Michael Hasenstab

Quelle: DAS INVESTMENT.

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