Das Investment: “Auf der Skala zwischen Angst und Gier – wo stehen wir gerade, Herr Fischer?”

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In vier Schritten überprüft Fondsmanager Frank Fischer, ob sich Titel für das Portfolio seines Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen qualifizieren können. Was seinen Ansatz vor dem anderer Value-Investoren auszeichnet – und warum er auch nach längerer Rally die Aktienmärkte noch nicht für ausgereizt hält, verrät Fischer im Interview. Der Frankfurter Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen hat seit seinem Start 2008 eine beachtliche Performance gesehen. Aufs Jahr gerechnet gewann er durchschnittlich um über 11 Prozent hinzu – rund 177 Prozent seit Auflage.Die Erfolgsgeschichte hat sich herumgesprochen: Anleger bedachten den Fonds, der einen erheblichenTeil seiner Mittel in Nebenwerte investiert, mit hohen Zuflüssen.

Im Mai 2016 zog das Fondsmanagement die Reißleine. Um die Strategie zu schützen, unternahm es ein Soft Closing: Der Frankfurter Aktienfonds für Sitftungen nimmt seitdem ausschließlich Gelder von bereits investierten Kunden oder aus bestehenden Sparplänen an.

Im Interview mit DAS INVESTMENT.com verrät Fondsmanager Frank Fischer, was seinen Ansatz vor ähnlichen Strategien auszeichnet.

DAS INVESTMENT.com: Herr Fischer, im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen sehen Sie nicht nur auf die Titel selbst, sondern werfen auch einen Blick auf die Märkte. Welche Maßnahmen leiten Sie daraus ab?

Frank Fischer: Die meisten Value-Investoren ignorieren eigentlich die Märkte und konzentrieren sich rein auf die Aktien. Das tun wir natürlich auch. Aber wir haben immer auch ein Auge auf die Märkte. In riskanteren Zeiten nehmen wir den Fuß vom Gas und senken unser Risiko im Fonds. Unsere Anleger sind dann nicht mehr ganz so stark von den Schwankungen betroffen.

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Können Sie uns Ihren Investment-Ansatz kurz schildern?

Fischer: Wir gehen in vier Schritten vor. Der erste ist die Sicherheitsmarge. Man kann das umschreiben mit „günstig kaufen, teuer verkaufen“. Wenn man den fairen Wert einer Firma bestimmen kann und der aktuelle Preis weit darunter liegt, kauft man günstig ein.

Der zweite Schritt ist der Blick auf den Eigentümer: Wir investieren lieber in familien- oder eigentümergeführte Firmen. Eigentümer wollen ihre Firma für die Zukunft günstig aufstellen und investieren langfristig. Sie schauen nicht auf Boni, die Manager vielleicht für gute Quartalsergebnisse erhalten.

Das dritte ist der strukturelle Wettbewerbsvorteil. Wir sehen die Firma wie eine Unternehmensfestung, quasi eine richtig schöne Burg. Sie zieht idealerweise einen Burggraben um sich, um Eindringlinge, also Wettbewerber fernzuhalten.

Unser vierter Schritt ist „Mr. Market“: Die Kursentwicklung wird immer auch von den Emotionen Angst und Gier beeinflusst. Das versuchen wir zu Gunsten unserer Anleger zu nutzen. Immer wenn sich Angst am Markt breit macht und es vielen Anlegern schwerfällt zu kaufen, dann kaufen wir. Und umgekehrt: Wenn die Gier um sich greift, verkaufen wir.

Sie versprechen zu kaufen, wenn die Preise niedrig sind. Wer garantiert aber, dass Preise nicht noch weiter fallen und ein vermeintliches Schnäppchen einige Zeit später nicht noch viel günstiger zu haben ist?

Fischer: Es gibt nicht nur einen einzigen Sonderangebotspreis. Wie beim Winterschlussverkauf: Der erste Rabatt lockt die ersten Käufer an. Zu dem Zeitpunkt gibt es noch jede Größe zu kaufen. Wenn später schon vieles abverkauft ist, wird der Preis vielleicht noch einmal gesenkt. Und dann noch einmal. Natürlich kann man bei einem Sonderangebot sagen: Vielleicht wird es noch eine Ecke günstiger. Aber wenn ich Pech habe, ist es nicht mehr da. Das ist an der Börse genauso. Eine Aktie, die ich jetzt schon günstig kaufen kann, kann möglicherweise noch günstiger werden. Wir wissen nur, dass wir jetzt schon mit Sicherheitsmarge kaufen. Wir wissen nicht, wie lange diese Angebotsphase anhält und ob der Preis nicht noch tiefer rutscht. Deswegen greifen wir schon mal beherzt zu. Und wenn es noch billiger wird, kaufen wir noch einmal nach. In der Regel machen wir drei bis vier Käufe, bis wir eine volle Position im Portfolio haben.

Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen hatte einen erfreulichen Lauf in den vergangenen Monaten. Hat das mit der Trump-Rally zu tun?

Fischer: Die Trump-Rally hat alle Märkte nach oben gespült, dadurch haben wir zwar auch Rückenwind erhalten. Vor allen Dingen haben aber Banken und zyklische Titel profitiert. In diesen Bereichen sind wir nicht so zu Hause. Wir wollen ja eher die eigentümergeführten Unternehmen mit strukturellem Wettbewerbsvorteil finden. Und das ist nicht unbedingt bei „Trump-Titeln“ der Fall. Einige unserer Titel wurden zwischendurch von der Trump-Rally sogar abgestraft. Zum Beispiel die Alphabet-Aktie, auch als Google bekannt. Zwischendurch mochte sie keiner haben, aber dauerhaft hat sie sich dann wieder durchgesetzt. Wir hatten außerdem Gelegenheiten bei Titeln, wo es Übernahmesituationen gab. Bei einigen Titeln sind wir auch einfach geduldig: Wir wissen, was wir da für eine Perle im Portfolio haben, und sitzen es einfach aus.

Sie ordnen die Anlegerstimmung immer in eine Skala zwischen Angst und Gier ein. Angesicht der Hochstimmung an den Börsen in den letzten Monaten: Auf welcher Ebene stehen wir gerade?

Fischer: Nehmen wir mal die USA, die immer weltweit das Zünglein an der Waage sind: Aktuell sind die Privatanleger aufgrund der ganzen Thematik um Trump schon ein wenig verunsichert. Das ist gut: Wenn Angst da ist, kann es auch wieder nach oben gehen. Die Börsenbriefschreiber, deren Stimmung auch gemessen wird, sind immer noch moderat euphorisch. Das widerspricht also dem Thema der Angst bei den Privatanlegern komplett.

Sehen Sie momentan also alles im Lot?

Fischer: Wir sind mittlerweile wieder auf dem Niveau gelandet, das wir vor Trumps Anfängen hatten – und das ist immer noch ein gutes. Insgesamt sehen wir auf der Skala zwischen Angst und Gier die Lage als relativ neutral an. Aus dem Mix der Indikatoren ist gerade keine ganz klare Richtung erkennbar, es gibt aktuell eine sehr hohe Neutralität im Markt, sprich sehr viele unentschlossene Anleger. Das wird sich irgendwann in eine Richtung auflösen. Es ist aber noch kein Umfeld, wo man schon Abstand nehmen sollte. Wir bleiben im positiven Bereich.

Von: Iris Bülow
Quelle: Das Investment

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