Das Investment: Strafzinsen: Trifft der Negativzins jetzt auch Privatanleger?

sjb_werbung_das_investment_300_200Maxime Alimi, Ökonom im Team für Research und Investmentstrategie bei AXA Investment Managers, hält die Negativzinspolitik der Zentralbanken für ein brauchbares Mittel im Kampf gegen zu niedrige Inflationsraten – trotz aller Risiken und Nebenwirkungen.

Die Debatte um die Negativzinspolitik hält an: Die Schweiz, Dänemark, Schweden, Japan und die Eurozone haben einen negativen Einlagezins eingeführt und damit eine erhebliche Diskussion über die relativen Kosten und Nutzen entfacht. Problematisch dabei ist: Sollten die negativen Zinsen weiter bestehen, werden die europäischen Banken sie an die Kunden weitergeben.

Zuckerbrot und Peitsche – der Negativzins als Strafe

Da auch nach sieben Jahren Niedrigzinspolitik und nach quantitativen Lockerungsmaßnahmen (QE) das globale Wachstum träge und die Inflation in den meisten Ländern unter dem Zielwert blieb, greifen die Zentralbanken nun zu einem anderen Instrument – dem Negativzins. Die Europäische Zentralbank (EZB) will damit ein zentrales Problem lösen. Mit den QE-Maßnahmen hat die Notenbank so viel billiges Geld bereitgestellt wie noch nie zuvor. Dennoch springt die Konjunktur in Europa nicht an, denn das Geld kommt nicht in den Wirtschaftskreislauf. Anstatt es als Kredit an Unternehmen und Privatleute weiterzureichen, legen die Banken überschüssiges Geld auf ihrem Konto bei der EZB an. Der Negativzins bestraft die Banken nun dafür und soll bewirken, dass sie das Geld in Form von Krediten weiterreichen und so die Wirtschaft wieder ankurbeln.

Die Gesamtkosten tragen vorerst die Banken

Die Banken möchten die Privatanleger nicht belasten – das bedeutet, dass sie den Strafzins zahlen, der anfällt, wenn sie Geld bei der EZB parken. Das Ergebnis: Die Kosten der Negativzinspolitik werden durch die Banken getragen, nicht von der Gesamtwirtschaft. Dies wirkt sich jedoch negativ auf die Ertragslage der Banken aus – vor allem im Kontext von QE, das jeden Monat mehr Reserven in die Finanzinstitute zwingt. Wie bereits die Finanzkrise gezeigt hat, führt eine schwache Rentabilität von Banken in der Regel zu niedriger Risikobereitschaft – das bedeutet, dass sich die Kreditbedingungen verschärfen. Um ihre Margen zu halten, werden Banken die niedrigen Zinsen nicht an Kreditnehmer weitergeben. Der Nutzen für die Realwirtschaft bleibt dann aus. Aus der Sicht der Zentralbanken sollten Banken die negativen Zinsen daher an ihre Kunden weiterreichen, um so den Anreiz zu erhöhen mehr Geld auszugeben. Da dies aber nicht geschiet und die daraus resultierenden Nebeneffekte problematisch sind, kommen einige zu dem Schluss, dass die Negativzinspolitik kontraproduktiv wirkt. Um den Nebenwirkungen entgegenzuwirken, greifen die Zentralbanken mit entsprechenden Maßnahmen ein, die verhindern sollen, dass negative Zinsen die Bankreserven zu stark angreifen. Dennoch sind wir der Ansicht, dass die Banken die negativen Zinsen eventuell doch an ihre Kunden weiterreichen, wenn sich die Negativzinspolitik erst einmal etabliert hat.

Hat der Negativzins eine Zukunft?

Insgesamt präsentiert der Negativzins als unkonventionelles geldpolitisches Werkzeug zwar einige Vorteile, aber gleichzeitig zeichnen sich zwei große Probleme ab. Erstens, negative Zinsen entfalten ihre Wirkung nur, sofern auch Bargeld besteuert wird. Und zweitens, die Reaktion der Öffentlichkeit auf eine solche Politik ist noch ungewiss. Eines ist jedoch jetzt schon abzusehen: In einer Welt der dauerhaft niedrigen Zinsen, die immer wieder Richtung Null tendieren, sind negative Zinsen eine brauchbare politische Option.

Von: Maxime Alimi

Quelle: DAS INVESTMENT.

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