Das Investment: Zinswende Devisenhändler sehen Fed-Zinserhöhung im Dezember gelassen entgegen

sjb_werbung_das_investment_300_200Die lang erwartete Zinserhöhung der Fed könnte im Dezember stattfinden. Doch deren Folgen sind bei weitem nicht die Hauptsorge auf den Devisenmärkten. Was beunruhigt sind die Konjunkturentwicklung in China und den Schwellenländern sowie die Rohstoffe.

Der Devisenmarkt gibt der amerikanischen Notenbank grünes Licht für ihre erste Zinserhöhung seit fast zehn Jahren. Nach einem Jahr voller Überraschungen, in dem die Wechselkurse so volatil waren wie seit 2013 nicht mehr, sind die Indikatoren für künftige Schwankungen unter den Zehnjahresdurchschnitt gefallen – ein Zeichen, dass der Markt die vermutlich anstehende Straffung der US-Geldpolitik ziemlich gelassen sieht. Der Euro wurde vergangene Woche zum Dollar in der engsten Handelsspanne seit mehr als drei Monaten gehandelt.

Das stützt die zahlreichen Äußerungen von Fed-Chefin Janet Yellen, nach denen es angemessen sein könnte, im Dezember die zurzeit nahe null liegenden Zinsen anzuheben. Die Ruhe an den Devisenmärkten in den letzten Wochen steht im Gegensatz zum Aufruhr, den die überraschende Währungsabwertung von China im August auslöste, und die dazu beitrug, dass der Fed-Zinsschritt im September ausblieb.

„Dem Markt ist es sehr gut gelungen, Kursänderungen vorwegzunehmen”, sagte Brendan Murphy von Standish Mellon Asset Management Co. in Boston, „ein Großteil der Dollar-Schwankungen ist schon eingepreist.” Dem Greenback werde es nun schwer fallen, die Höchstkurse zum Euro oder zum Yen von diesem Jahr wieder zu knacken, sagte Murphy. Im März erreichte die US- Währung 1,0458 Dollar je Euro und im Juni 125,86 Yen je Dollar.

Auf den Devisenmärkten ist wieder Ruhe eingekehrt. Zuvor war der Dollar Ende Oktober gestiegen. Der Index für die weltweite Währungsvolatilität hat in den letzten vier Wochen etwa 0,5 Prozentpunkte zugelegt – und damit viel geringer als im Gefolge der Aufhebung des Frankendeckels durch die Schweizerische Nationalbank im Januar, des Beginns der quantitativen Lockerungen durch die Europäische Zentralbank im März und der Abwertung des chinesischen Yuan im August.

In der vergangenen Woche schwankte der Euro in einer Spanne zwischen 1,0675 Dollar und 1,0830 Dollar – der schmalsten Bandbreite seit August. Am Dienstag notierte der Euro bei 1,0666 Dollar.

Futures an den Terminmärkten deuten derzeit eine 66-prozentige Wahrscheinlichkeit dafür an, dass das Federal Open Market Committee am 16. Dezember eine Zinserhöhung ankündigen wird. Ende Oktober lag die Wahrscheinlichkeit noch bei 50 Prozent. Die Berechnung basiert auf der Annahme, dass der effektive Leitzins nach der ersten Anhebung im Durchschnitt bei 0,375 Prozent liegen wird.

Yellen hatte im November vor dem US-Kongress erklärt, eine Zinserhöhung im Dezember sei weiterhin eine „echte Möglichkeit”.

Der Beginn des Zinserhöhungszyklus’ „wird schon seit Langem erwartet”, sagte Ajay Rajadhyaksha, Leiter Macro Research bei Barclays Plc am 12. November vor Journalisten. „Das ist nicht furchtbar wichtig. Was wirklich wichtig ist sind die Botschaften, die drumherum abgegeben werden”, stellte er fest.

Auch Schwellenländer könnten die Währung steigen lassen, da die Zentralbanken auf eine Repatriierung von Kapital in die USA und auf das abkühlende Wachstum in China reagieren. Rund 36 Prozent der Investoren, die Barclays Ende Oktober befragte, nannten die Konjunkturentwicklung in China und in Industrieländern als Hauptsorge in den kommenden zwölf Monaten. Nur sieben Prozent bezeichneten US-Zinserhöhungen als Hauptrisiko. Investoren werden dieses Jahr geschätzte 540Milliarden Dollar aus Schwellenländern abziehen – der erste Netto-Kapitalabfluss seit 1988, wie das Institute of International Finance im Oktober mitteilte.

„Die USA sind in dem aktuellen Zyklus nie das Maß aller Dinge gewesen. Der Aktuelle Zyklus ist ein Schwellenländerzyklus, er ist ein Rohstoffzyklus, er ist ein China-Zyklus”, sagte Andrew Milligan, Leiter Strategie weltweit bei Standard Life Investments Ltd. in Edinburgh. „Wir können uns eine Lage vorstellen, in denen die Schwellenländer ein ziemlich schwieriges Jahr 2016 bekommen werden.”

Bislang sind die Märkte unbeeindruckt geblieben. Der Chicago Board Options Exchange Volatility Index, der die Schwankungen von Aktienkursen misst, gab im Oktober so stark nach wie seit vier Jahren nicht mehr, ist seitdem aber wieder auf über seinen Durchschnitt in diesem Jahr angestiegen. Der Bank of America Merrill Lynch MOVE Index, der Preisschwankungen von US-Staatsanleihen auf Basis von Optionen misst, liegt auf seinem niedrigsten Stand seit Jahresbeginn.

Für HSBC Holdings Plc bedeutet das, dass Investoren, die auf einen Dollaranstieg setzen, ein hartes Jahr 2016 bevorstehen würde. „Die haben die Rally verpasst”, sagte David Bloom, Leiter Devisenstrategie weltweit bei HSBC in London, letzte Woche in Bloomberg Television, „aber jetzt ist sie schon eingepreist.”

Von: Bloomberg

Quelle: DAS INVESTMENT.

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